Hallo Herr Hainer,
Mit anderen Worten: was sind ³zeichnende Lichter und Tiefen²?
Eine offizielle, verbindliche Definition dieser Helligkeiten gibt es nicht.
Es sind Begriffe, die aus der fotografischen Praxis kommen. Die digitale
fotografische Arbeit ähnelt der Arbeit mit Diamaterial: Spitzlicht =
Trägerdichte = 255, Absoluttiefe = Maximaldichte = 0. Nehmen wir mal einen
Dichteumfang von ca. 3 beim Diafilm, hat man für eine sicher sichtbare
Zeichnungswiedergabe in Licht und Tiefe für zeichnende Bildelemente die
Zieldichten ca. 0,1 0,15 Dichtewerte von den Maximalwerten entfernt
platziert (direkt bei der Belichtung/Entwicklung bzw. bei der Herstellung
der Dups über ein Internegativ). Dichtewerte verhalten sich näherungsweise
linear zur Helligkeitsempfindung des menschlichen Sehsinns. In der digitalen
Welt geht das nun noch genauer: das zur Zeit praktischste Referenzsystem zur
Beschreibung der Helligkeit ist L* aus dem farbmetrischen L*a*b*-System, da
diese ³Gradation² die Helligkeitsempfindung des menschlichen Sehsinnes recht
genau und linear beschreibt.
Sollen Zeichnung im Lichter- und Tiefenbereich sicher wiedergegeben werden,
läßt man für großflächige helle oder dunkle Motivbereich mit Zeichnung einen
³Sicherheitsabstand² von 2%-3% der Helligkeitsachse. Damit wird das Bild
noch nicht allzu sehr vergraut, die Zeichung ist i.d.R. aber sicher
sichtbar. Welche technischen RGB-Werte diesen Bildhelligkeiten in Ihrer
Datei zugeordnet werden, hängt von der Gradation des verwendeten
RGB-Arbeitsfarbraums ab. Der in diesem Zusammenhang mit Abstand einfachste
Farbraum ist LStar-RGB, da sie hier die L*-Werten von 0-100 einfach linear
auf die RGB-Werte von 0-255 umrechnen können (einfach Faktor 2,55 kein
umständliches Nachsehen in Gamma- oder Gradationskurven).
Wenn Sie das Ganze einmal visualisieren möchten, laden Sie sich unter
www.LStar-RGB.com die Hintergrundtestbilder herunter. Diese enthalten einen
Stufenkeil, der mit dL=2 aufgebaut ist. Die Rosetten für Licht und Tiefe
haben eine Stufung von ca. dL=1 (genau genommen 1.2, bei dL1 ergäben sich in
8 bit in verschiedenen Gradationen relevante Rundungsfehler).
Betrachtet man die Wiedergab im Druck, ergibt L98 mit ISOcoated_v2_bas.ICC
(330%) bei perzeptiver Wandlung c3 m2 y2 k0, (L100: c0 m0 y0 k0), L2 ergibt
c82 m74 y69 k91 (L0: c85 m78 y73 k95). Absolut gesehen bleiben auf dem
Papier von den 2 dE der RGB-Datei noch 1,5 bis knapp 2 dE erhalten. Das ist
auch im Druck ausreichend für eine gute visuelle Erkennbarkeit.
Damit ist genug Sicherheit auch für eine zeichnende Wiedergabe in einem
modernen standardisierten Offsetdruck gegeben. Werden größere ³Reserven² für
andere Drucksituationen gebraucht, ist das nicht mehr der Job des
Fotografen, der die RGB-Datei erstellt.
Das alles sind wie gesagt nur grobe Richtwerte aus der Praxis. Wie weit man
³Reserven² in Licht und/oder Tiefe einbaut, hängt sehr stark vom Motiv ab.
Für Spitzlicht und Absoluttiefe sollten in der RGB-Datei die Maximalwerte
genutzt werden. Bei für das Motiv wichtigen, großflächigen sehr
hellen/dunklen Bereichen mit Zeichnung sollte auch für die visuelle
Erkennbarkeit (nicht nur für den Druck!) die Zeichnung etwas Abstand zu
Spitzlicht/Maximaltiefe haben.
In der Praxis ist das aber alles gar nicht so wild:
Wenn Sie Ihren Monitor gut profiliert haben, und der Profilierung nicht
sofort blind glauben, sondern das Kalibrierergebnis insbesondere auch auf
eine gute Lichter- und Tiefenwiedergabe hin überprüfen, wird Ihnen
unzureichende Zeichnung an Ihrem kalibrierten Monitor schon visuell vom
Gesamtbildeindruck negativ auffallen, bevor Sie zur Pipette greifen.
Und damit Kölle Alaaf!
Dr Zoch kütt ;-)
Markus Hitzler
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Color Solutions Köln
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Am 2/17/07 4:28 PM schrieb "Jochen Hainer" unter
<strangerthanparadise(a)web.de>de>:
Hallo Herr Hitzler,
"Die zeichnenden Tiefen sind farbmetrisch betrachtet in der RGB-Datei bei L*=
2 bis 3 gut untergebraucht, die zeichnenden Lichter entsprechend bei L*= 97
bis 98.
Wie kommt man auf diesen Werte, gibt es hierzu eine einfache Erklärung.
Handelt es sich hierbei um ihre eigenen Erfahrungswerte oder sind diese
allgemeiner Natur. Gibt es bezüglich der Schatten und Lichter Werte in einer
medienneutralen RGB-Umgebung offizielle Empfehlungen oder sogar Standards von
z.B. der ECI, Fogra etc. und wenn ja, wo kann ich die nachlesen.
Je mehr ich mich damit beschäftige, je mehr verwirrt es mich!
Kölle Alaaf
Jochen Hainer
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