Hallo Ulf
Die Probleme liegen leider noch etwas tiefer.
Im gesamten ICC-Workflow gibt es bisher keine Hersteller-unabhängigen
Qualitätsdefinitionen für ICC-Profile.
Aus der Praxis heraus beobachte ich , daß manche CMYK-Ausgabeprofile bei
manchen Motiven Probleme bereiten, während andere Motive / Ausgabeprofile
"gutmütiger" sind.
Dies betrifft einerseits Farbtransformationen ECI-RGB->CMYK-Ausgabeprofil
oder CMYKAusgabe1->CMYKAusgabe2.
Gerade wenn solche Probleme auftreten ist die Fehlersuche ungeheuer
schwierig. Ich hatte letztens den Fall, daß ECI-RGB Bilder am Monitor gut
aussahen, aber es bei manchen Ausgabe-Profilen zu Abrissen und und Kippen
von Farben in den dreivierteltönen kam.
Diese Probleme verschwanden fast vollständig, wenn ich einen synthetischen
ECI-RGB-Grauverlauf über die Ausgabeprofile ausgegeben habe. Dies führte
dazu sich die ECI-RGB-Bilder und den Scanner mit dem sie produziert wurden
nochmals genauer anzugucken.
Als ich die einzelnen RGB-Kanäle der ECI-RGB-Bilder anschaute, zeigte sich
eine leichte Tendenz zu Abrissen, die in der RGB-Vorschau nicht zu sehen
war.
Nachdem scannerseitig ein Programm zur Hardware-Diagnose inkl. internem
Weißabgleich gelaufen war, und ein neues Scannerprofil erstellt wurde, gab
es auch nicht mehr die Probleme mit Abrissen in der Ausgabe.
Es addierten sich also Fehler im Eingabe- und Ausgabe-Profil, die erst bei
der Ausgabe sichtbar wurden.
Die Qualität in ICC-basierten Workflows steht und fällt mit der
Grundkalibrierung / Linearisierung von Geräten. Dabei kommt es nicht nur
darauf an, daß die Geräte an sich stabil arbeiten, sondern dass die
Grundkalibrierung in sich auch schon ausgewogene Farben zeigt.
Ansonten bekommen wir bei ICC-Farbtransformationen Probleme wie farbliches
Kippen in der Graubalance oder Abrissen in einzelnen Farbbereichen.
Eigentlich müßte in jeder Software zur ICC-Profilerstellung eine Warnung
erscheinen, wenn die Messwerte zeigen, daß es Unregelmäßigkeiten in der
Ausgewogenheit der Farben gibt.
Weiterhin würde ich mir Diagramme wünsche, die aus einem Profil oder für
Messwerte die CMYK-Farbverläufe (wie z.B 100M 50C gegen Weiß) auf die
L-Achse und in die a-b Ebene abbilden. Sobald sich in diesen Abbildungen
keine gleichmäßigen Kurven, sondern irgendwelche Buckel und Einbuchtungen
zeigen, haben wir ein Problem in der Profilqualität.
Nicht ohne Grund sind in den neuen Standard-Profilen für den ProzessStandard
Offsetdruck - hoffentlich bald freigegeben werden - die Messwerte geglättet
wurden, bevor die Profile berechnet wurden.
Wenn ich einen kleinen Blick in die Colormanagementmanagement-Kristall-Kugel
wagen darf (wobei ich mich allerdings in der Vergangenheit, wie alle anderen
auch, oft geirrt habe), so werden in spätestens in einem Jahr alle wichtigen
Softwares zur ICC-Profilerstellung Analyse- und Glättungsfunktionen zur
Optimierung der Profilqualität bereitstellen.
Einfach nur die Anzahl der Messfelder im Testchart zu erhöhen um zu glauben,
daß dann die Profilqualität besser wird, kann auch nach hinten losgehen.
Das ist dann ungefähr so, als wenn man bei einer Erkältung mit Husten und
Nebenhöhlenentzündung die doppelte Menge Hustensaft nehmen würde...
Ansonsten versuche ich zur Zeit unter nachvollziehbaren Bedingungen
Testdateien zu erzeugen, die Probleme in Ausgabe-Profilen aufzeigen.
Dies sind im wesentlichen 8-Bit Verläufe, die ich in Photoshop mit
Grardationskurven zusammenstauche und wieder expandiere um künstlich
Abstufungen zu erzeugen.
Wer Interesse hat, da mit zu wirken und die Ergebnisse dann der Allgmeinheit
als Donload zur Verfügung zu stellen, kann mich gerne kontaktieren.
--
colormanagement.de ---------- fon/fax +49 30 611 075 18
Jan-Peter Homann ------------- mobile +49 171 54 70 358
Schönhauser Allee 6/7 ---
http://www.colormanagement.de
10119 Berlin --------- mailto:homann@colormanagement.de
Hallo Jan-Peter,
für den Fall hast Du natürlich recht, wenn der Farbraum zur Abbildung
kleiner ist als der Eingangsfarbraum bekomme ich genau diese Probleme.
Aber das gleiche habe ich ja auch, wenn ich von RGB nach CMYK
konvertiere und ich habe noch nie gehört, das jemand dafür den relativ
farbmetrischen Render Intent benutzt hat. Du sprachst davon, daß du
Tiefen und Lichterzeichnung verlierst, es wird also "die Anmutung des
Bildes" (Hallo Herr Fittkau) verändert. Der Anwender muß sich also
entscheiden was für Ihn wichtiger ist:
1. alle Informationen des Bildes zu erhalten
oder
2. einen absoluten Farbmatch der Ingamut Farben zu bekommen (ist das
aber wirklich die Farbe des Originals, oder ist die Farbe in meiner
CMYK Datei eventuell durch ein starkes Papiergelb schon verfälscht?).
Leider ist es zur Zeit noch nicht möglich 2 Render Intents zu mischen
:-), ich glaube aber, daß es in nicht zu ferner Zukunft so eine
Möglichkeit geben wird und dann macht das ICC Colormanagement etwas
ähnliches wie GMG.
Ulf Großmann
-----Original Message-----
From: Jan-Peter Homann [mailto:homann@colormanagement.de]
Sent: Monday, November 04, 2002 7:19 PM
To: eci(a)lists.transmedia.de
Subject: [Eci] Re: Farbtransformation
Hallo Ulf
Ein möglichst geringes Delta E ergibt sich bei einem absolut
farbmetrischem
Match. Dieser ist für den Proof OK, aber für CMYK zu CMYK im
Allgemeinen
nicht. Hier ist es wichtiger, daß Weiß auch Weiß bleibt.
Je nachdem, wie sich dann die Messwerte und insbesonders die
Weißpunkte
unterscheiden, wird es problematischer mit einem relativ
farbmetrischen
Match.
Angenommen das Tiefdruck LWC Profil hat einen sehr viel
gelberen Weißpunkt
als das 70g Rollenoffset-Profil, einige Tiefdruckfarben
liegen nicht im
Rollenoffset-Gamut und die CMYK Schwarzpunkte liegen
unterschiedlich in der
Färbung und Helligkeit.
Dann wird eine relativ farbmetrische CMYK zu CMYK
Farbtransformation nicht
unbedingt die Ergebnisse zeigen, die man von absolut
farbmetrischen Match
auf seinem Proofer mit einem großen Gamut beim Proofmedium
gewohnt ist.
Ulf Grossmann schrieb:
> Hallo Jan Peter,
> auf was bezieht sich der Delta E Wert 5, ist dies der Mittelwert
auf
> einen ECI 2002 Chart gesehen oder der
Spitzenwert?
> Wenn dies der Mittelwert ist solltet Ihr mal die verwendeten ICC
> Profiles überprüfen. Wir haben z.B. zum neuen Fograstandard für
> Papierklasse1 einen Mittelwert, über den ECI2002 Chart
gemessen, um 2
> erzielen können (hing vom Drucker ab). Und was
wir mit Best
Colorproof
> machen ist auch nichts anderes als eine
Farbraumtransformation von
> CMYK nach CMYK mittels ICC Profiles.
>
> Beste Grüße
>
> Ulf Großmann
>
>
>>
>>Eine Optimierung der ICC-Farbtransformation erfordert
>>ersteinmal eine genaue
>>Inspektion der Original-Messwerte:
>>- Wo liegen die Weißpunkte beider Messwerte ?
>>- Wo liegen die CMYK-Schwarzpunkte ?
>>- Gibt es Überschneidungen der Gamuts in den gesättigten Farben ?
>>
>>Je größer hier die Unterschiede sind, desto problematischer
>>wird eine ICC
>>CMYK zu CMYK Farbtransformation ohne Editierung.
>>
>>