Hallo Claudio,
vorab möchte ich erst mal sagen, dass ich im Moment davon ausgehe, dass
vor den eigentlichen Drucktests entsprechende Maschinen- und
Messgerätefähigkeitsuntersuchungen nach den Vorgaben aus dem
Qualitätsmanagement gemacht werden, um festzustellen, auf welcher
Maschine der Job dann letztendlich läuft, bzw, ob die vorhandene
Messtechnik innerhalb der Toleranzen liegt. Das sollte bis dahin
geklärt sein.
Färbungsreihen für den Prototypen wird es wahrscheinlich nur für für
die heiklen Farben (Grautöne) geben. In welcher Form die
Referenzfarbwerte angegeben werden, weiß ich noch nicht. Kann sein,
dass es HKS-Vorgaben sind, möglicherweise auch Lab. Mit großer
Wahrscheinlichkeit wird es jedoch wenig mit dem Muster zu tun haben,
das jetzt vor mir liegt ;-)
Jetzt zu deiner Idee mit der Auflichtmessung:
Das war auch eine der ersten Überlegungen, die ich hatte. Das Problem
ist jedoch, auch wenn die Farbvorgaben sich tatsächlich auf das Muster
beziehen, hab ich bei transluzentem Material eine starke Streuung des
Lichts durch das Material selbst. Wenn ich das Licht dann per
Auflichtmessung zweimal durch das Material schieße, hab ich noch
größere Ungenauigkeiten als bei einfacher Durchlichtmessung. Von daher
hatte ich diese Idee auch für die Prozesskontrolle/Qualitätssicherung
wieder verworfen. Aber das könnte man dann natürlich mal testen,
inwiefern das Ergebnis dadurch tatsächlich beeinflusst wird oder
größeren Schwankungen unterliegt.
Tests mit visueller Übereinstimmung bei einer Messung mit Lichtart A
und anschließender Umrechnung nach D50 für den Vergleich der dE-Werte
sind eine gute Idee. Es lohnt sich garantiert, sich das genauer
anzuschauen.
Nun zu deiner Anmerkung, sich auch bei der Prozesskontrolle nicht auf
densitometrische Werte zu verlassen:
Das ist natürlich eine häufig geführte Diskussion :-)
Prinzipiell möchte ich den armen Drucker/innen zu gerne für die
Qualitätssicherung Dichte-Werte vorgeben. Der Job ist hart genug. Aber
dafür werde ich mir die Kurven noch genauer anschauen. Wenn ich eine
reelle Chance für Dichte-Werte sehe, dann gibt's auch Dichte-Werte als
Vorgabe.
Viele Grüße
Martina
Am Dienstag, 18.01.05 um 22:32 Uhr schrieb Claudio Hoecker:
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Hi Martina,
mir ist da noch eine Idee gekommen.
Angenommen, du würdest ein Gutmuster (dieses aus der vorherigen
Produktion) als visuelle Referenz nehmen, dann könnte vielleicht
folgender Ansatz helfen, wenigstens eine Prozesskontrolle zu
standardisieren. Der Delta-E-Wert < 1 ist wirklich ein hoch gestecktes
Ziel, aber zumindest kommt es auf einen Versuch an.
1. zusätzlich zum Gutmuster wird eine Färbungsreihe unterschiedlicher
Schichtdicken erstellt
2. die Muster der Färbungsreihe und des Gutmusters werden doch wie
eine Aufsichtvorlage behandelt, in dem eine definierte (weiße)
Unterlage darunter gelegt wird.
3. farbmetrische Messung der definierten Unterlage, des unbedruckten
Bedruckstoffs und des bedruckten Bedruckstoffs des Gutmusters und der
Färbungsreihe
4. Bestimmung der Delta-E-Werte aller Muster im D50-Lab-Farbraum
5. visuelle Kontrolle aller Muster unter den gewünschten
Beleuchtungsbedingungen (Glühlämpchen) und dabei festhalten, bei
welchen Schichtdicken schon visuelle Abweichungen feststellbar sind
6. Korrelation zwischen den Mustern, die visuelle Abweichungen
aufweisen und den Delta-E-D50-Werten herstellen.
7. Bei den verbleibenden Mustern versuchen eine Korrelation zwischen
den gemessenen Delta-E-D50-Werten und den Schichtdicken herzustellen.
Wenn das zum Erfolg führt, dann hast du eine Tabelle, die dir sagt,
welchen Delta-E-D50-Werten eine gewisse visuelle Abweichung entspricht
und welche in etwa deiner Anforderung an Delta-E < 1 nahe kommen.
Vielleicht hilft es auch, die Delta-E-Werte im Lab-Farbraum mit
Bezugslichtart A zu vergleichen und mit in die Tabelle einfließen zu
lassen, da das ja die stellvertretende Lichtart der Glühlämpchen ist.
Bei all dem sollte im Hinterkopf bleiben, dass sich die definierte
Unterlage, der Bedruckstoff und die (spektrale Zusammensetzung) der
Farbe während des Prozesses natürlich nicht ändern dürfen, denn sonst
kommt es zu Metamerie, die dieses Modell natürlich alt aussehen lässt.
Außerdem müssen Messgerät und Unterlage vor der Messung sowie der
Bedruckstoff vor Beginn des Druckprozesses überprüft werden, um als
einzig verbliebenen Parameter die Schichtdicke der Farbe zu zulassen.
Auf eine rein densitometrische Messung würde ich mich nicht verlassen,
da damit ja nicht unbedingt die spektrale Zusammensetzung der Farbe
berücksichtigt wird.
Viel Erfolg weiterhin,
Claudio