Lieber Herr Schiffler,
da haben Sie mich aber gründlich missverstanden. Ich bin keineswegs ein
Gegner von CM, ich setzte es selbst seit vielen Jahren erfolgreich ein
und lebe hauptsächlich davon, andere zu diesem Thema zu beraten und
Bücher darüber zu schreiben. Meine Absicht war es lediglich, die
Ansicht, CM sei ein "Allheilmittel" und alle Farbprobleme seien damit
lösbar, ein wenig zu relativieren. Weitere Anmerkungen in Ihrem Text.
HR CS, Kai Schiffler wrote:
At 12:00 24.10.2005, you wrote:
Lieber Herr Schiffler,
wenn Sie meinen, dass sich das Problem mit der Sofagarnitur allein
durch ICC-basiertes Colormanagement lösen lässt, dann sind Sie aber
gewaltig auf dem Holzweg. Dazu müssten Sie nämlich jeden Verbraucher
zwingen, sich zuhause mit Normlicht D50 auszustatten, und zwar nicht
nur mit einer Normlichtstation zum Anschauen des Katalogs, sondern
auch im Wohnzimmer, wo das Sofa stehen soll. Außerdem müssten Sie den
Katalog mit den Farben des Sofas drucken, um Metamerie-Effekte a
priori auszuschließen, die sonst auch bei Normlicht entstehen
könnten. Solange dies nicht gewährleistet ist, wird es keine
gesicherte farbliche Übereinstimmung geben können. Viel Spaß beim
Missionieren... ;-)
Viele Grüße
Marius König
Es geht eben nicht darum eine 100%ige Übereinstimmung zu bekommen,
sondern völlig falsche Farben auszuschließen. Der Katalog soll auch
nicht in den Farben des Sofas gedruckt werden, sondern es geht darum
diesen Farbton möglichst Faksimilie abzufotografieren und dann über
Farbmanagment so gut wie möglich in CMYK zu übersetzten. Dies kann nur
mit ICC-basiertem Farbmanagment funtionieren und auch nur, wenn mein
Programm (Photoshop) den Farbraum der Aufnahme (Digitalkamera) kennt,
ansonsten wird alles schiefgehen. Eine Textilfarbe wird darüberhinaus
kaum so übersättigt sein, daß man sie nicht einigermaßen darstellen
kann, das wäre selten.
Fotografen arbeiten heutzutage schon vorbildlich mit Profilen, Sie
haben die Wichtigkeit des Farbmanagments bereits erkannt. Aber was
nützt es Ihnen, wenn ich ihre Mühe dadurch zunichte mache, daß ich
deren exakte Beschreibung des Farbtons via Profil einfach ignoriere
oder die Litho wiederrum den Output-Intent meiner Druckdaten
ignoriert. Nichts. Deshalb müssen alle in der Kette mitmachen. Das
lässt sich aber auch garnicht besser lösen, als mit dem ICC-Standard.
Wie soll alles automatisch richtig funktionieren
Das habe ich in einem anderen Posting in diesem Thread gerade eben
versucht auszumalen...
und wo ist meine Aufgabe, wenn jeder
Otto-Normalverbraucher aus seiner
Low-Cost-Software die Farben richtig rausbekommt.
Das müssen Sie allerdings für sich selbst beantworten.
Daher ist es gut, daß das Farbmanagment ein Bereich
ist, den nur
richtig Fachleute richtig verstehen und anwenden.
Da kann ich Ihnen aber gar nicht zustimmen. Das klingt wieder sehr nach
Geheimniskrämerei, die wir in der Satz-, Litho- und Druckbranche schon
viel zu oft hatten. Was war das Ergebnis davon? Satz und Litho sind als
Branche verschwunden, der Druck hat sich dramatisch gewandelt. Wie sagte
Gorbatschow so treffend? Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das
gilt auch für "Fachleute" die ihr Wissen unbedingt für sich selbst
behalten wollen, weil sie daraus vermeintlich einen Vorteil zu erlangen
hoffen. Und nicht erkennen, dass all dieses Wissen automatisierbar ist
und ihnen in absehbarer Zeit gar nichts mehr nützt.
Diese sollten es aber auch durchweg können. Ich habe
so meine Probleme
damit, wenn ich keine vernünftig getaggten Bilddaten bekomme, muß dann
von meinem eigenen Farb-"Geschmack" ausgehen und dementsprechend ein
Profil zuweisen. Wenn ich aber mitbekomme, daß die Vorstufe alle meine
Farbvorgaben ignoriert werde ich sauer. Denn der Kunde will ein gutes
Ergebnis, egal wie. und wird die Schuld erstmal bei mir suchen.
Volle Zustimmung.
Thema D50: Diese Norm ist keine Fantasienorm, sondern orientiert sich
am Tageslicht und ist ein guter gemeinsamer Nenner. Klar, bei gelber
Raumbeleuchtung sehen die Farben anders aus, aber meiner Meinung nach
ist das Auge durchaus in der Lage sich auf solche Lichttypen
einzustellen und betrachtet alles immer im Verhältnis zum Umgebungslicht.
Die Fähigkeit zur Weißadaption des Auges ist aber gerade auch in großes
Verhängnis für Farbmanagement. Unterschätzen Sie die Metamerie nicht,
diese kann unter ungünstigen Verhältnissen dazu führen, dass Ihr grünes
Sofa im Licht des Kunden tatsächlich blau aussieht (und zwar relativ zu
allen anderen Farben, die durch Weißadaption korrekt erscheinen), obwohl
es unter Normlicht absolut korrekt ausgesehen hat
Nochmal: Es geht beim Farbmanagment nicht immer um die totale
Übereinstimmung, sondern die bestmögliche. Das ist heutzutage nicht
gegeben, ich bestelle einen grünen Sofabezug aus dem katalog und
bekomme einen blauen. Ich kenne übrigens die Agentur, die diesen macht
und weiß wie die Arbeiten (mit Azubis auf 10Jahre veraltetem Niveau
ohne Farbmanagment).
Mit freundlichem Gruß
Kai Schiffler
Helmut Regler ComputerSatz
0421-447700
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Viele Grüße
Marius König