Hallo Herr Homann,
natürlich sind im Prozessstandard Offsetdruck die Standardprofile in
Abhängigkeit von der Papierklasse definiert. Und es ist, jedenfalls für
unser Haus, selbstverständlich, dass wir uns mit unserem Hausstandard so
nahe als möglich in die Nähe des Prozessstandard und den dazugehörigen
Referenzen legen. Das Schlagwort Eurostandard hat sich halt eingebürgert und
mir geht der korrekte Wortlaut, wie geschehen, halt auch 'mal durch. ;-)
In meinen Ausführungen wollte ich auf die Schwierigkeiten für Druckereien
hinweisen, einen Standard aufrecht zu erhalten. Nach meiner Erfahrung ist
und bleibt ein Farbprofil immer eine Momentaufnahme unter den aktuell
bestehenden Produktionsbedingungen. Wie lange diese Momentaufnahme innerhalb
der zulässigen bzw. akzeptierter Tolleranzen Gültigkeit hat, hängt
sicherlich von der Qualität der Arbeit bei der Vorbereitung zur
Profilierung, also der Standardisierung, der Standardisierung der Zulieferer
des Drucker und dem Qualitätsanspruch des Kunden ab.
Ich bin mir sicher, wenn der bvdm die Aufgabe bekäme, die gleichen Versuche
zur Herstellung der Standardprofile unter neuen Rahmenbedingungen (neue
Maschine vielleicht vom anderen großen Hersteller oder gar Rollendruck ?!?,
anderer Gummituchhersteller, andere Papiersorten aus der gleichen Klasse,
andere Farbsorte nach DIN eines anderen Herstellers) zu wiederholen, würden
wir unser blaues, rotes oder grünes Wunder erleben. Noch mal ein Beispiel
als Stichwort: Wir reden bei der Farbenherstellung über eine zulässige
Toleranz von dE=8 im Zusammendruck 100 % Cyan, 100 % Magenta lt. DIN.
So wie sich der Datenlieferant darauf verlassen können sollte, dass die
Druckereien den Prozessstandard Offsetdruck einhalten, sollte für die
Druckereien in Bezug auf Ihre Zulieferer gelten, dass die gelieferten
Produktionsmittel sie befähigen, diesen Standard zu erreichen und auch
halten zu können. Dies ist nach meinen Erfahrungen nur eingeschränkt
machbar.
Ich wage die mutige These, dass die zulässigen Toleranzen für die Zulieferer
es beinahe unmöglich machen, sicher den Prozessstandard zu erreichen und zu
halten ohne bei Lieferanten- oder Rezepturänderungen ausgiebigste Tests zu
absolvieren, bei denen vorher nicht klar ist, an welcher Variablen gedreht
werden muss. Dies ist die beklagenswerte Situation, die wenigen bewusst ist
oder über die der Mantel der Verschwiegenheit gedeckt wird, bis zur ersten
Reklamation.
Ich stimme mit Ihnen nicht überein, dass Hausstandards nur sehr
eingeschränkt zum Einsatz kommen sollten. Wenn Sie mit Einschränkung den
ausschließlichen Einsatz bei hohem und höchsten Qualitätsansprüchen meinen,
gebe ich Ihnen Recht. Aber genau mit diesen Anforderungen, die immer öfter
auch monetär honoriert werden, sehe ich mich täglich verstärkt konfrontiert.
Die 08/15 - Standardaufträge (Entschuldigung liebe mitlesenden Kunden!)
machen mir keine Bauchschmerzen. Hier ist der Prozessstandard sicher
sinnvoll und völlig ausreichend.
Ich glaube aber nicht, dass wir, um eine der wichtigsten Prozessvariablen
herauszustellen, mit der Einteilung von insgesamt 4 Papierklassen ein
Auflagenpapier, und damit alle anderen Prozessparameter gleich mit,
ausreichend genau definieren können. Papiere der gleichen Klasse und hier
insbesondere LWC-Papiere unterscheiden sich z.T. extrem in Bezug auf Farbe
und Weißgrad (dE=4), Oberfläche und damit in Lichtfang und Farbannahme,
sowie Ausdruckverhalten. Wie soll ich ohne Rückgriff auf ein spezielles
Profil hier für die korrekte Umsetzung von Farbwerten sorgen und den
Prozessstandard einhalten, der auf einem bestimmten Papier entwickelt wurde?
An den Unterschied im Ausdruckverhalten vom schnelllaufenden Rollendruck mit
sein speziell angepassten Farbanreibungen (immer noch innerhalb der DIN) zum
Bogendruck, selbst bei mittlerweile recht ähnlichen Punktzuwächsen, möchte
ich gar denken. Auch in diesen Maschinen werden nicht nur LWC - Papiere
eingesetzt und dann gilt bei Verwendung von Papieren, die der Klasse
glänzend gestrichen Bilderdruck zuzuordnen sind, selbstverständlich der
höchste Anspruch an die Qualität.
Den Vorteil des medienneutralen Konzepts für die Litho, nur mit einer
überschaubaren Anzahl von Profilen arbeiten zu können, ist auch mir klar und
das ist sicher auch anzustreben (selbst wenn wir als Drucker nicht so gern
austauschbar sein wollen ;-) ). Nur sehe ich hier in Bezug auf die nur
eingeschränkt beeinflussbare Schwankungsbreite im Offsetdruck bedingt durch
zu hohe Toleranz im Gesamtprozess (Zulieferer eingeschlossen) kein Licht am
Ende des Tunnels bei entsprechendem Anspruch.
Meinen Kommentar über unsere Erfahrungen zur erreichbaren Qualität eines
ICC-Workflows zu anderen CM-Konzepte erspare ich mir und allen anderen, da
ich meine Zeit nicht nur noch im Mailverkehr einzusetzen gedenke. Das können
andere sicher besser kommunizieren....
Freundliche Grüße aus der Heide,
T. Fronia
Kontakt:
NEEF+STUMME Unternehmensgruppe
Tobias Fronia
Dipl. - Ing. Kommunikationstechnologie - Druck
Leitung PrePress
Neef + Stumme GmbH & Co. KG
Schillerstraße 2
29378 Wittingen
Tel. : (0 58 31) 23 - 1 88
Fax : (0 58 31) 23 - 1 00
e-Mail : t.fronia(a)neef-stumme.de
Internet:
www.neef-stumme.de
%-----Ursprüngliche Nachricht-----
%Von: Jan-Peter Homann [mailto:homann@colormanagement.de]
%Gesendet: Montag, 9. September 2002 11:19
%An: eci(a)lists.transmedia.de
%Betreff: Re: AW: [Eci] Apropos Kochbuch / Regress
%
%
%An die Adresse von Herrn Fronia:
%
%Im ProzessStandard Offsetdruck sind die Standardprofile für
%die verschiedenen
%Papierklassen genau definiert.
%In diesem Sinne sehe ich bei der Rollenoffsetdruckerei die
%Hausaufgaben ihren
%internen Hausstandard so zu definieren, daß ein Druck nach
%Vorgabewerten
%möglichst gut mit einem Referenzproof / Referenzdruck aus dem
%ProzessStandard
%Offsetdruck übereinstimmt.
%Im Rahmen von Testdrucken zur Standardisierung halte ich daher
%eine visuelle
%Kontrolle des Druckergebnisse im Vergleich zu Referenzdrucken /
%Referenzproofs für unbedingt notwendig.
%Wenn bei gegeben Druckfarben, Gummitüchern,
%Maschinen-Einstellungen etc.
%sowohl die Zuwächse als auch die Volltöne im Rahmen des ProzessStandard
%Offsetdruck liegen UND (!!) Bilder auf den Testdrucken eine
%gute visuelle
%Übereinstimmung zu Referenzdrucken / Referenzproofs für z.B.
%ProzessStandard
%Offsetdruck Papierklasse 3 LWC zeigen, ist der interne
%Hausstandard richtig
%gewählt. Im Zweifelsfall ist die visuelle Übereinstimmung mit den
%Referenzdrucken / Referenzproofs wichtiger als ein reines Drucken nach
%Zahlen.
%Hat die Druckerei erstmal die gute Übereinstimmung zu den
%Referenzdrucken /
%Referenzproofs erreicht, muß sie dann dafür sorgen, daß sie auch später
%dieses Ergebnis sicher erreichen kann.
%Wenn in Druckereien Anlagen zur automatischen Farbsteuerung eingeführt
%werden, bedeutet dies, daß keinesfalls einfach die Vorgabewerte des
%Herstellers übernommen werden sollten. Vielmehr sollten durch
%Testdrucke die
%Sollwerte ermittelt werden, bei denen sich eine gute
%Übereinstimmung zu den
%Referenzdrucken / Referenzproofs ergibt.
%
%Die Ansage an die Zulieferer heißt dann nicht Proof und Daten
%nach Euroskala
%zu liefern, sondern z.B. nach ProzessStandard Offsetdruck
%Papierklasse 3.
%Euroskala ist nirgendwo definiert. Datenanlieferung und
%Digitalproof nach
%ProzessStandard Offsetdruck dagegen sehr genau.
%
%Hausprofile der Druckerei sollten nur noch in Ausnahmefällen zum tragen
%kommen. Dies hat den Vorteil, daß die Vorstufe nur mit mit
%einer Handvoll
%ICC-Profile für sämtliche Druckereien arbeiten muß. Druckdaten
%und Proofs
%können für verschiedene Druckereien innerhalb einer
%Papierklasse augetauscht
%werden.
%Damit wird Colormanagement für die grosse Masse der Anwender viel viel
%einfacher.
%Die Druckereien haben dann den Vorteil, daß sie von viel mehr
%Anwendern Daten
%und Proofs für die jeweilige Papierklasse nach ProzessStandard
%Offsetdruck
%bekommen, statt für Daten und Proofs für irgendwelche Euroskala.
%
%mfG
%Jan-Peter Homann
%
%--
%---------------------------------
%neue Rechnungs- und Lieferadresse
%---------------------------------
%
%
%colormanagement.de ------------- fon / fax 030 611 075 18
%Jan-Peter Homann -------------------- mobil 0171 54 70 358
%Schönhauser Allee 6/7 ------
http://www.colormanagement.de
%10119 Berlin ------------ mailto:homann@colormanagement.de
%
%
%