Hallo Herr Himmel,
Danke für Ihre Ergänzung. Die Anwendung von Color Management setzt
natürlich einigermaßen stabile und vorhersagbare Prozesse voraus. Im
Fall des PSO werden Parameter standardisiert - insbesondere
Primärfarborte, Tonwertzunahmen und Papiertypen. Aufgabe des Druckers
ist es dabei, die vorgegeben Werte und Toleranzen einzuhalten. Der
Medienstandard Druck bildet die Schnittstelle der Druckvorstufe zum
PSO, beides bedingt einander.
Sie beschreiben vielleicht genau einen Fall, der außerhalb der
Standardisierung liegt. Wenn Sie sich den Medienstandard, den PSO
oder die DIN ISO 12647-2 ansehen, werden Sie erkennen, ob Ihr
Anwendungsfall dort erfasst ist.
Es wäre nun interessant zu erfahren, warum der Drucker den Prozess
anscheinend nicht innerhalb gewisser Toleranzen (die für einen
Hausstandard ja auch individuell festgelegt werden könnten) halten
kann. Weicht eventuell schon der Bedruckstoff stark von den
standardisierten Papiertypen ab?
Ob es aber möglich sein könnte, eigene Werte festzulegen und diese im
Auflagendruck einigermaßen konstant zu halten, müsste ein Kollege aus
der Fraktion der Drucker beantworten. Wenn ja, dann sollte die
Druckerei einen eigenen Hausstandard einführen, um den Druckprozess
ans Color Management anzubinden. Das setzt aber, wie schon gesagt,
ein gewisses Maß an Know-how und Engagement voraus.
Nochmal: Standardprodukte lassen sich mit Medienstandard und PSO gut
produzieren. Bei hohen Qualitätsanforderungen kommt es vor, dass auch
heute noch Aufträge direkt an der Maschine abgenommen werden. Aber
für Jobs im 60er Raster auf Papiertyp 1 und Kunden mit mittleren
Qualitätsansprüchen ist es nun wirklich nicht mehr nötig, wenn die
Druckerei den PSO sorgfältig umgesetzt hat.
Werfen Sie bei Interesse doch mal einen Blick in den Medienstandard
Druck 2004; soweit ich weiss, ist der Download beim bvdm kostenlos:
http://www.bvdm.org/Aktuelles/Downloads.php
Viele Grüße,
Andy Rossbach
Am 24.08.2005 um 09:42 schrieb Damian Himmel:
Hallo Herr Rossbach,
Die Aussage, es sei alles nur Theorie, klingt in
meinen Ohren nicht
sehr vertrauenserweckend, zumal stichhaltige Argumente dann oft
fehlen.
Wie klingt das Argument das die Marketingabteilung einer der größten
Bierbrauereien "immer noch" den Grafiker zur Druckabnahme entsendet
um das
ständig abweichende Druckergebnis bei mehreren Auflagen zu
beurteilen. Hier
wird gänzlich auf CMS verzichtet.
Trotz einer Auflage weit über 10 Millionen Etiketten ist es für eine
Druckerei, die fähig ist diese Auflage zu bewältigen, nicht möglich
die
Maschine zu kalibrieren. Am Ende der berühmten CMS-Kette steht der
Grafiker,
der theoretisch alles richtig gemacht hat, mit einem schlechten
Farbergebnis
und muss dieses der Marketingabteilung vorlegen - kein gutes Gefühlt.
Deswegen verlässt sich unser Grafiker auf die Kontrolle und
vertraut nicht
diesem, für ihm fremden, CMS.
So habe ich es auf jeden Fall während meiner Ausbildung bis zuletzt
kennen
gelernt.
Mit freundlichen Grüßen
Damian Himmel
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: eci-admin(a)lists.transmedia.de [mailto:eci-
admin(a)lists.transmedia.de]
Im Auftrag von Andy Rossbach
Gesendet: Montag, 22. August 2005 20:59
An: eci(a)lists.transmedia.de
Betreff: Re: [ECI] Nochmal ... Farbmessung vom Druck
Hallo Herr Drechsler,
der Medienstandard scheint sich tatsächlich langsam aber sicher
durchzusetzen. Neben meinem Studium an der Uni Wuppertal betreue
ich als
freier Produktioner mit Schwerpunkt Druckvorstufe mehrere kleinere
Agenturen. Die meisten Dienstleister fertigen bereits Proofs nach den
geltenden Normen und die meisten Druckereien können diese Daten
auch gut
umsetzen. Natürlich sind einige darunter, die wie früher die
Farben an der
Maschine hinbiegen, dann eben anhand der gelieferten Vorlage.
Einige haben
jedoch den PSO gut umgesetzt und erreichen dem entsprechend
schnell gute
Ergebnisse.
Ich sehe zum Medienstandard keine Alternative, weil hier eine klar
definierte Schnittstelle geschaffen wurde, die für Datenersteller und
Drucker verbindlich und überprüfbar ist. Setzt eine Druckerei auf
einen
Hausstandard, so muss dieser qualitative Vorteile bieten und die
Mitarbeiter müssen entsprechend fit sein. Solche Druckereien haben
dann in
aller Regel auch keine Probleme mit Daten nach Medienstandard. Für
viele
Produkte ist dieser Standard qualitativ vollkommen ausreichend.
Die Aussage, es sei alles nur Theorie, klingt in meinen Ohren
nicht sehr
vertrauenserweckend, zumal stichhaltige Argumente dann oft fehlen.
Es sei
denn, es geht um qualitativ sehr hochwertige Printprodukte, aber wie
gesagt: Für viele Produkte reicht der Medienstandard völlig aus.
Voraussetzung ist natürlich, dass insbesondere Bilder eine
vernünftige
Tonwertverteilung aufweisen, bei ungeeigneten Druckdaten gerät
auch der
schönste Medienstandard ins Schwimmen.
Jede Druckerei, die den PSO umgesetzt und im Griff hat,
erleichtert sich
selbst (kürzere Rüstzeiten!) und ihren Kunden das Leben, auch wenn
die
Umsetzung selbst sicherlich kein Zuckerschlecken ist.
Bei den kreativen Kollegen scheint sich übrigens mittlerweile der
Anspruch
durchzusetzen, dass jeder Drucker das visuelle Ergebnis eines
Proofs nach
Medienstandard an seiner Maschine nachempfinden können muss. Das
ist die
Pflicht, der Hausstandard (mit eigenen ICC-Profilen) die Kür ...
Sonnige Grüße und einen schönen Abend,
Andy Rossbach
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