Hallo Herr Marti,
die Vorgehensweise über dem optimalen Druckkontrast verbunden mit dem
Vorschlag von Herrn Seher wäre sicherlich in Hinblick auf eine
Qualitätsoptimierung das Beste.
Wenn Sie aber dem ProzessStandard Offsetdruck nicht nur mit den
Tonwertzunahmen, sondern auch bezüglich der L*a*b*-Farborte von Primär- und
Sekundärfarben folgen wollen, wovon ich ausgehe, müssen Sie sich i.a.R.
leider vom optimalen Druckkontrast verabschieden. Ich kenne keine Farbserie
nach ISO 2846, die die mit den Primärfarborten ISO 12647 bzw. den
ProzessStandard Offsetdruck einhält und sich gleichzeitig auch noch über die
Schichtdicke aller Prozessfarben im Bereich des optimalen Druckkontrast
aufhält. Da gilt es dann abzuwägen.
Bezüglich der Tonwertzunahme haben Sie von Herrn König und Herrn Seher
bereits ausführliche Hinweise bekommen. Als Resümé möchte ich hinzufügen,
dass Sie durch die beschriebene Vorgehensweise und die Orientierung des
ProzessStandard für CtP an der analogen Plattenbelichtung für die
Prozesskalibrierung im RIP theoretisch nur eine einzige Linearisierung für
den Belichter plus eine Transferkurve als Kompensation des Zuwachs
benötigen.
Unterschiedliche Tonwertzunahmen bei verschiedenen Rasterweiten (FM
ausgenommen) folgern dann naturgegeben aus den kleineren/größeren und
mehr/weniger Rasterpunkten pro Fläche, wie das beim Film-Workflow auch der
Fall war. Folgerichtig würden die Daten für unterschiedliche Rasterweiten
auch leicht unterschiedlich aufbereitet und profiliert werden müssen, um im
Druck identisch auszusehen, oder würden sich anders herum ohne Veränderung
im Druck unterschiedlich darstellen, was aber auch nicht falsch wäre.
Wie gesagt, das ist die Theorie. Die Praxis aus Kundenwunsch verbunden mit
zur Verfügung stehenden Materialien und Unzulänglichkeiten von
Maschinentechnik, kombiniert mit der Beschränkung von Referenzmesswerten auf
nur eine Rasterweite (60er) zwingt in der Praxis doch recht häufig zu einer
abweichenden Vorgehensweise und einer verwirrenden Schar an Kurve und
Profilen.
Vielleicht war dieser Umstand Quelle für Ihre Diskussion.
Gruß, T. Fronia
<-----Ursprüngliche Nachricht-----
<Von: jürg marti [mailto:info@jumako.ch]
<Gesendet: Montag, 17. Januar 2005 14:34
<An: eci(a)lists.transmedia.de
<Betreff: Re: [ECI] profile und kalibration
<
<
<Guten Tag, Herr König
<Danke für Ihre ausführliche Antwort. In Bezug auf die
<CtP-Belichterkalibration scheint es unterschiedliche
<Vorgehensweisen zu
<geben:
<
<Als Ausgangspunkt dient die Druckmaschine, auf welcher nach Ermittlung
<des optimalen Druckkonstrasts, aber noch mit unkalibriertem
<System, die
<Altona-Testform angedruckt wird. Die Form wird ausgewertet und im
<CtP-Belichter eine Korrekturkurve hinterlegt, um im Druck die vom
<Standard geforderten Werte für die Tonwertzunahme zu erreichen.
<Natürlich wird hier der Film aus dem Ablauf ausgeschlossen.
<Das scheint
<mir aber insofern berechtigt, als CtP ja kaum mehr von CtF abgelöste
<werden wird.
<
<Dass mit der Einstellung des Systems bei der Druckmaschine gestartet
<wird, ist aus meiner Sicht ein logischer Vorgang.
<
<Mit vielen Grüssen
<Jürg Marti
<
<
<Am 17.01.2005 um 12:28 schrieb Marius König:
<
<> Hallo Herr Marti,
<>
<> zunächst einmal glaube ich, dass Sie und die anderen
<Seminarteilnehmer
<> zwei Begriffe nicht scharf genug voneinander trennen, was zu einem
<> Missverständnis geführt hat. Profilierung und Linearisierung (bzw.
<> Kalibration) sind zwei verschiedene Vorgänge: Bei der
<> Linearisierung/Kalibration werden Geräteeinstellungen so verändert,
<> dass die Wiedergabe optimal differenziert oder für die
<> Geräte-Primärfarben vorgegebene Ausgabewerte bei vorgegebenen
<> Eingabewerten erreicht werden. Dieser Vorgang ist also _aktiv_ - Sie
<> schrauben quasi am Gerät oder seinen Einstellungen herum.
<>
<> Die Profilierung hingegen ist in diesem Sinne ein
<_passiver_Vorgang -
<> der Gerätestatus wird gemessen, protokolliert und in einem Profil
<> beschrieben, ohne dass hierbei irgendwelche Geräteeinstellungen
<> verändert werden.
<>
<> Zur Vorgehensweise bei CtP sagt der ProzessStandard Offsetdruck ganz
<> klar (und richtig), dass CtP auf das Ergebnis von CtF anzugleichen
<> ist, damit gewährleistet werden kann, dass ein Auftrag ohne Änderung
<> der Daten mit beiden Verfahren möglichst identisch produzierbar ist.
<> Das bedeutet praktisch: Testkeile in allen vier Primärfarben sind
<> zunächst auf einem präzise linearisierten Filmbelichter auszugeben
<> (Ton in der Datei = Deckung im Film), standardisiert auf Platte zu
<> belichten und standardisiert zu drucken.
<>
<> Dann sind dieselben Keile auf CtP auszugeben und ebenfalls
<> standardisiert zu drucken. Beide gedruckten Keile sind auf ihre
<> prozentuale Deckung zu vermessen und aus den Unterschieden ist eine
<> Korrekturkurve zu generieren, die im RIP des Plattenbelichters
<> hinterlegt wird für alle Tonwerte wirksam wird. Dadurch wird
<> gewährleistet, dass CtP und CtF in der Praxis weitgehend
<> übereinstimmen.
<>
<> Damit man nicht jedesmal Keile drucken und vermessen muss, ist es
<> ratsam, die Keile auf einer OK-Platte des CtP-Belichters einmal mit
<> einem Plattendensitometer zu vermessen und diese Messwerte als
<> Referenz für künftige Überprüfungen der Druckplatten zu
<> protokollieren.
<>
<> Diese Kurve dürfen Sie natürlich nicht aus Ihrem CtP-Belichter
<> entfernen, sie stellt die Linearisierung des Geräts dar -
<und zwar in
<> diesem Fall nicht für eine lineare Plattenbelichtung Druckausgabe,
<> sondern für eine _relative_ Linearisierung bezüglich der Ausgabe auf
<> CtF. Diese Kurve kompensiert den Tonwertzuwachs im Druck
<_nicht_, sie
<> enthält ihn sozusagen, um eine CtF entsprechende Druckwiedergabe zu
<> ermöglichen.
<>
<> Die Kompensation des Tonwertzuwachses erfolgt im Offsetdruck
<> "traditionsgemäß" nicht durch Linearisierung/Kalibrierung, sondern
<> durch Veränderung der Daten in der Druckvorstufe - heute also im
<> _Profil_, das den Auflagendruck beschreibt. Das Profil
<beruht auf der
<> Messung eines gedruckten Targets, das eben nicht exakt linearisiert
<> war, sondern den Standard-Tonwertzuwachs _enthält_. Bei der
<> Profilgenerierung werden die geräteneutral gemessenen Farbwerte den
<> diese erzeugenden Primärvalenzen des Geräts gegenübergestellt, das
<> Profil enthält dann also den Tonwertzuwachs (zwar nicht als
<explizite
<> Tonübertragungskurven, aber als Bestandteil der
<> Konvertierungstabellen). Deshalb brauchen Sie bei der
<"Farbseparation"
<> über ein ICC-Profil den Tonwertzuwachs auch nicht anzugeben oder
<> gesondert zu kompensieren, er wird durch das Profil automatisch
<> kompensiert - aber: in Bezug auf CtF-Ausgabe, denn CtP
<simuliert nach
<> Definition des PSO diese Ausgabe!!!
<>
<> Die Korrekturkurve im Plattenbelichter verfälscht das Ergebnis also
<> nicht, sie ist obligatorisch notwendig, um gemäß PSO eine auf CtF
<> "normierte" Druckausgabe zu ermöglichen.
<>
<> Das Farbprofil bereitet die Daten nicht speziell für CtP
<auf, sondern
<> für die Druckausgabe allgemein (deswegen gibt es ja auch keine
<> separaten CtF- und CtP-Profile!) und es ist nun Aufgabe der
<> Linearisierungskurve im Belichter (die man dafür unbedingt
<benötigt!)
<> die Daten in CtF auf "linearisierten" Film oder (durch eine _andere_
<> Kurve) in CtP auf eine auf CtF-Druckausgabe linearisierte Platte zu
<> bringen. Sie brauchen also weiterhin beides: Linearisierung _und_
<> Profil.
<>
<> Ich hoffe, ich konnte zur Klärung beitragen ...
<>
<> Schönen Tag noch
<>
<> Marius König
<> <mkoenig.vcf>
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<
<jumako
<jürg marti
<brandstrasse 18
<8308 illnau
<fon 052 347 29 77
<fax 052 347 29 78
<info(a)jumako.ch
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