Hallo zusammen,
nach Feedback von Herrn Bischofsberger und Herrn Karcher nachfolgend eine
Anleitung, wie in Postershop (ich habe aufgrund irgendeines Missstands bei
Onyx nach wie vor Version 5.5, worauf sich der Text auch bezieht) neue
Materialien angelegt und kalibriert werden.
Der Text nimmt Bezug auf den bei uns eingesetzten HP Designjet 5000. Für
andere Drucker sollte die Vorgehensweise eine ähnliche sein.
Dass ich keine Haftung für die Ergebnisse übernehmen kann, will und werde,
muss ich wohl nicht groß erwähnen.
Und jetzt geht's los:
Sinnvoll (für einige Schritte unabdingbar, für weitere arbeitserleichternd)
ist der Einsatz eines Farbdensitometers (oder Spektralphotometers).
1. Anlegen eines neuen Mediums (Datei -> Einstellungen -> Drucker -> Medien
-> Neu). Im oberen Feld wird der Name des Bedruckstoffs eingetragen, im
unteren die Bezeichnung der zu verwendenden Tinte (Dye oder UV).
Wenn man sich die Möglichkeit offen halten will, das Medienmodell später
einem Kollegenbetrieb oder einer zweiten Installation im Hause zukommen zu
lassen, tut man gut daran, stets zwei logische Drucker anzulegen: einen für
den Server und einen für Postershop (also den Client). Gearbeitet wird stets
mit der Datenbank für den Postershop-Drucker; wenn man fertig kalibriert
hat, importiert man über das Serverconfig-Programm den Client-Drucker auf
den Server-Drucker.
2. Unter Farben -> Tintenbegrenzung werden dann die 4 Prozessfarben auf
jeweils 100% und die beiden Zusatzfarben auf 0% eingestellt:
lC = 0%
C (oder C1 und C2) = 100%
lM = 0%
M (oder M1 und M2) = 100%
Y (oder Y1 und Y2) = 100%
K (oder K1 und K2) = 100%
Die Werte für X1 und X2 stehen bei 300 und 600 dpi für den ersten und
zweiten Druckdurchgang, da der Drucker ja immer mit voller Auflösung drucken
muß, weil er keine "gröberen" Düsen für die niedrigeren Auflösungen hat***.
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***Peter Henry, bist Du hier? Wenn ja, bitte korrigieren. Ich glaube nämlich
mittlerweile, das ist grober Unfug, sondern bezieht sich auf die verschieden
großen Droplets, die der Druckkopf feuern kann; siehe auch Mail von Patrice
Paquette am 26.10.2002 in colorsync-users(a)lists.apple.com.
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Bei 1200x600 dpi gibt es nur noch sechs Einträge.
3. Nun wird aus PosterShop heraus für die gewählte
Auflösungs-Rasterungs-Kombination (ich fahre grundsätzlich nur "Stochastic",
weil "FDRP Diffusion" im Lichterbereich zu Abrissen neigt) das Testchart
"Dark Ink Restrictions" gedruckt (ich benutze die L-förmigen CMY-Felder
schon lange nicht mehr, sondern nur den oberen Teil). Dieses Chart wird als
TIFF standardmäßig in den "Samples"-Ordner installiert.
Die Auswertung des Charts geht wie folgt von statten:
a. Densitometrische Ermittlung, bei welchem Tonwert wir in den "gesättigten"
Bereich kommen. Das ist dasjenige Feld, nach welchem wir keinen maßgeblichen
Dichteanstieg mehr zu verzeichnen haben. Wir können die Tinte auch gern noch
stärker beschränken; insbesondere wenn wir wissen, dass das Material nicht
gar so viel Tinte aufnehmen kann.
Mit Status E und Polfilter (also mit einem "klassischen" Druckdensitometer)
gemessen, erziele ich typischerweise folgende Dichten:
I. PE-beschichtetes Material mit Dye-Tinte:
K = 1,8...2,5 C,M = 1,4...1,8 Y = 1,1...1,6
II. Mattes Material mit UV-Tinte:
K = 1,0...1,8 C,M = 0,9...1,5 Y = 0,8...1,4
Tip: Die Dichten für Cyan und Magenta sollten ähnlich sein, die für Gelb
gleich oder 0,1 bis 0,2 drunter, dann haben wir als "Abfallprodukt" auch
gleich eine halbwegs vernünftige Graubalance erzeugt.
Notiert werden die jeweils gewählten Prozentwerte für die vier Farben.
Die Eintragung in der Tintenbeschränkung will ich an einem Beispiel
erläutern:
Gewählt wurden C = 76%, M = 48%, Y = 60%, K = 80%.
Die Werte werden, da wir zwei verschiedene Tröpfchengrößen (siehe Anmerkung
oben) haben, verdoppelt. Wir erhalten:
C = 152 M = 96 Y = 120 K = 160
Wir setzen:
Für C1 den maximal möglichen Wert, also 100.
Für C2 den Rest zum verdoppelten Wert, also 52.
Für lC 10 weniger als für C1, also 90.
Magenta läuft dem Grunde nach genau so ab, aber wir haben weniger als 100.
Also:
Für M1 den ermittelten Wert, also 96.
M2 lassen wir auf Null (0).
Für lM 10 weniger als für C1, also 86.
Für Y1 den maximal möglichen Wert, also 100.
Für Y2 den Rest zum verdoppelten Wert, also 20.
Für K1 den maximal möglichen Wert, also 100.
Für K2 den Rest zum verdoppelten Wert, also 60.
4. Wer Angst vor Abrissen im Übergabebereich zwischen Light- und Dark-Tinte
hat, darf jetzt einen Cyan- und einen Magenta-Verlauf drucken und eventuell
unter "Medium -> Farben -> Übergangssteuerung" herumspielen. Ich habe das
noch nie getan, weil ich mit den Grundwerten hervorragend zurecht kam.
Ich will hier nicht weiter darauf eingehen als aus meiner Erinnerung zu
Peter Henry zu repetieren, dass standardmäßig beim Maximum an Light-Tinte
die dunkle Tinte einsetzt und die Light-Tinte bei 50% dunkler Tinte wieder
bei Null ist.
5. Nun wird über den Profiler die Grundkalibrierung für das Medium gemacht.
Diese besteht aus zwei Schritten, der Linearisierung und dem Tintenlimit.
Für die Linearisierung drucke ich generell 50 Testfelder je Farbe (und
nicht, wie vorgeschlagen, 30 oder 31). Die Glättung der Messwerte stelle ich
auch gern auf den maximalen Wert, die vorgeschlagenen "N-Faktoren" (sowas
ähnliches wie Punktzuwächse) belasse ich in der Regel bei; Puristen können
hier nach Druck eines FOGRA-CMYK-Medienkeils noch ein bißchen Optimierung
zur Erreichung einer Offset-ähnlichen Graubalance betreiben.
Wenngleich im folgenden kein Tintenlimit gesetzt wird (beziehungsweise das
Tintenlimit auf dem Maximalwert von 4 belassen wird), sollte das
Tintenlimit-Chart gedruckt werden, weil ja spätestens bei der Erstellung des
ICC-Profils irgendeine Farbstrategie (UCR/Bunt versus GCR/Unbunt sowie in
der Regel ja auch eine Art Tintenlimit) festgelegt werden *muss*. Da ich in
der Tiefe auf Inkjets 100% Schwarz fahre, ist die letzte Zeile (Schwarz und
anteilsgleich die drei Buntfarben) interessant, in der ich die Gesamtfarbe
ermittle (ein Feld, welches möglichst satt schwarz erscheint und bei dem die
Tinte nicht ausblutet).
6. Nochmalige Prüfung mit Cyan-, Magenta-, Gelb- und Schwarzverläufen, ob es
nach der Linearisierung zu irgendwelchen Abrissen kommt (wiederum nur für
Paranoiker:-).
7. Herstellung eines ICC-Profils mit der Software seines Vertrauens.
Aufgrund historischer Vorliebe habe ich bisher den ProfileMaker Professional
von Gretag/Logo verwendet, genauso gut geht es aber auch mit jeder anderen
"guten" Software (Heidelberg, ColorSolutions, Monaco, basICCcolor und alle,
die ich jetzt vergessen habe).
a. Ausdruck eines für die Software geeigneten CMYK-Testcharts; Überprüfung
des Charts auf Farbflecken, Kratzer, Aussetzer etc.
b. Die Messung mit einem Spektralphotometer sollte meines Erachtens immer
mit UV-Cut-Filter erfolgen, weil in quasi allen Proof- und LFP-Papieren und
teilweise sogar in der Tinte selbst optische Aufheller zuhauf sind.
c. Für "gute" Fotopapiere verwende ich im ProfileMaker Professional die
folgenden Einstellungen: ca. 300% Gesamtfarbe (in Punkt 5 am Ende
ermittelt), 100% Schwarz, GCR2 oder GCR3, Schwarz-Start bei ca. 50%.
8. Auch das ICC-Profil wird in den Profiler importiert und als Standard
definiert.
9. Sichern der Datenbank und Import in die Server-Queue.
10. Rendering Intent sollte für Vektoren und Bilder farbmetrisch sein
(Job-Profile wie auch Server-Vorgaben).
Ich hoffe, dass der Text dem ein oder anderen hilft.
Gruß Jo Euler
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