Hallo Jan-Peter,
vorneweg: PDF/X-3 wurde fuer die naechsten fuenf Jahre (solange soll ein
ISO Standard 'halten') entwickelt, nicht fuer die vergangenen fuenf Jahre.
Dass es da an der einen oder anderen Stelle fuer manche Anwender
Stolpersteine gibt, sei nicht geleugnet. Nichtsdestotrotz gehen wir davon
aus
- dass die meisten Anwender eh' verfahrensangepasste Daten senden (also
CMYK und Schmuckfarben)
- dass PDF/X-3 ganz absichtlich so konstruiert wurde, dass beides geht:
verfahrensangepasst und verfahrensneutral
- dass es prinzipiell ausreichende Mittel und Wege gibt, mit
medienneutralen Daten sinnvoll und praxistauglich umzugehen.
Auch ohne PDF/X (da muss man PDF/X-1a oder PDF/X-3 garnicht erst
bemuehen) bietet PDF 1.3 mannigfaltige Moeglichkeiten, sich eine blutige
Nase zu holen:
- CID-Fonts, wie sie Indesign 2 ins PDF exportiert, bringen eine Vielzahl
von RIPs aus dem Tritt (alle Level 1 oder Level 2, manche aelteren Level
3 RIPs)
- Konstruktionen wie DeviceN (fuer Duplexbilder oder Verlauefe mit
Sonderfarben) werden auf aelteren RIPs nicht korrekt umgesetzt, auch beim
Export nach EPS PostScript Level 1 oder 2, und anschliessendem Import in
und Sepaartion aus QuarkXPress fuehrt in diesem Fall zu suboptimalen
Ergebnissen
- smooth shades sind auf gleiche Weise ein Stolperstein
- Form XObjects werden von manchen Acrobat-Tools wie auch
PostScript-/PDF-RIPs nicht korrekt verarbeitet.
Wenn's danach ginge, muessten wir auf PDF 1.2 oder sogar frueher
zurueckgehen, oder EPS PostScript Level 1. Will aber eigentlich keiner
mehr... Und wenn ich ehrlich bin: einerseits jammert die Branche, dass
QuarkXPress auch in Version 5 immer noch nur PostScript Level 1 schreibt,
andererseits moechte man sich aber vor PostScript Level 2/3 und PDF 1.3
wie auch PDF/X-3 schuetzen - das soll einer verstehen.
Was tun? Das, was ich in meinen Workshops so oft sage, dass es den
Teilnehmer manchmal schon ein bisschen auf die Nerven geht: aktuelle
PostScript 3 RIPs einsetzen - nicht nur wegen PDF/X (egal welche
Variante), sondern schon wegen PDF an sich.
In aktuellen RIPs sollte ein halbwegs faehiger Anwender auch herausfinden
koennen, wie er ein Ausgabeprofil als CRD installiert (CRDs wurden
uebrigens 1991 mit PostScript Level 2 eingefuehrt).
Und dann ist es ja auch beileibe nicht so, dass man staendig neue
Ausgabeprofile/CRDs installieren muesste. Im Gegenteil plaedieren gerade
ECI und bvdm fuer die Verwendung von Standardprofilen (also z.B. denen,
die beim kostenlosen PDF/X-3 Inspector mitgeliefert werden) - hier
reduziert sich das Problem darauf, die wichtigsten Ausgabeprofile/CRDs
einmal zu installieren und dann nur noch zu pruefen, ob der
Datenanlieferer diese auch verwendet hat.
Wer haeufiger mit "Variationen" zu tun hat und die CRD-Optionen seines
RIPs als (zu) suboptimal erlebt, muss halt einen Farbumrechner wie z.B.
iQueue (das inzwischen in Version 1.1 PDF/X-3 Output
Intents/Ausgabeprofile direkt verwerten kann) von Gretag Macbeth
einsetzen. Hier reduziert sich der Aufwand aus's Einrichten EINER
iQueue-Warteschlange pro gewuenschter Druckbedingung.
Kurz: insbesondere beim unueberlegten Umagng mit PDF/X-3 duerfte es hier
oder da durchaus mal knirschen. Mit etwas Nachdenken und Austesten laesst
sich aber ein wesentlich stabilerer Workflow (sogar ein medienneutraler)
realisieren als mit vielen derzeit betriebenen Ansaetzen.
Aus meinen PDF/X-Workshops habe ich uebrigens den Eindruck, dass viele
Datenweiterverarbeiter sicherheitshalber immer pruefen wuerden, ob
ueberhaupt andere Daten als CMYK und Schmuckfarben eintreffen. Kommt dies
mal vor, hat man immer noch Luft, die vielleicht noch ungewohnten Daten
zu "behandeln". Und sei es, dass man das ja nicht wirklich teure oder
schwierig zu bedienende Quite A Box Of Tricks unter Acrobat einsetzt, um
die medienneutralen PDF-Daten in das gewuenschte Ziel-CMYK umzusetzen.
Das machen gewiefte Drucker schon lange, wenn sie beispielsweise PDFs aus
Office-Programmen erhalten. Automatisieren kann man Quite A Box Of
Tricks auch noch, so dass hier eigentlich keine wichtigen Punkte offen
bleiben muessten.
Aus meiner Sicht ist zwar Umsicht geboten - PDF/X-3 als
Farb-GAU-Verursacher hinzustellen kommt mir allerdings etwas ueberzogen
vor (da duerften eher sehr grundsaetzliche Qualifikatinsdefizite die
Ursache sein).
Wer allerdings das Geld fuer ein PostScript RIP-Update oder das eine
oder andere kleinere Tool (Quite A Box Of Tricks kostet wenige hundert
Euro!!!!) nicht in die Hand nehmen moechte, der muss halt auf die
Vorzuege von PDF/X-3 (und vielleicht schon ziemlich bald auf den einen
oder anderen spannenden Auftrag) verzichten.
Olaf Druemmer
--- Jan-Peter Homann wrote 01.07.2002 5:06 PM: ---
Hallo Liste
Diese Mail beschreibt eine böse Falle bei der Ausbelichtung von PDF/X-3
Daten, die gemäß den ECI-Richtlinien bzw. des Medienstandard Druck 2001
medienneutral an die Druckerei geliefert werden.
Eine Druckerei ist gewöhnt, gelieferte PDF-Daten direkt auf den Belichter zu
schicken. Insbesonders dann, wenn sie vorher durch ein Preflight-Programm
wie z.B. den PDF-Inspektor ohne Fehlermeldung gelaufen sind.
Im Falle von PDF/X-3 führt dies derzeit allerdings in den allermeisten
Fällen zu unbrauchbaren Druckvorlagen, da derzeit sämtliche verfügbaren
Belichter für Film oder CtP nicht den Output-Intent extrahieren und über
dieses ICC-Profil die PDF/X-3 Datei separieren.
Stattdessen verwendet das RIP eine hinterlegte Standard-CRD, die
erfahrungsgemäß unbrauchbare Separationsergebnisse liefert.
Bei vielen RIPs für Belichter ist es übrigens recht komplex je nach
gelieferter PDF-Datei ein anderes vom Output Intent extrahiertes ICC-Profil
zur Separation zu hinterlegen. Bei älteren Hardware-RIPs müße man das
ICC-Profil des Output-Intents über eine Spezialsoftware als CRD-abspeichern
und über ein weiteres Spezialprogramm als CRD uploaden, was in der Praxis
aber sehr umständlich ist.
Der Bundesverband Druck und die ECI sollten auf jeden die Druckereien darauf
hinweisen, daß sie keine PDF/X-3 Daten annehmen sollten, solange sie ihren
Belichter-RIP nicht erfolgreich auf PDF/X-3 Kompatibilität getestet und das
Bedienungspersonal entsprechend geschult haben.
Aus diesem Grund ist es höchste Zeit, daß die ECI-Testform inkl. einer
ausführlichen Anleitung Online gestellt wird, die in der Anleitung klar
aussagt, daß eine Druckerei keine PDF/X-3 Daten annahmen kann, wenn die
entsprechenden Testbilder der Testform nicht korrekt separiert werden.
Desweiteren halte ich es für sehr vernünftig in der Branchen-Kommunikation
und den Preflight-Programmen sauber zwischen PDF/X-1a und PDF/X-3 zu
unterschieden. Eine PDF/X-1a Datei kann nach erfolgreicher Prüfung direkt
auf den Belichter geschickt werden, bei der PDF/X-3 Datei ist es zwingend
notwendig den Output-Intent zu extrahieren und im RIP zu hinterlegen.
Wenn jetzt eine PDF/X-1a Datei in Deutschland als "PDF/X-3 mit der Option
nur CMYK und Schmuckfarben" betitelt wird, ist die Trennung der beiden
Workflows aus meiner Sicht ungenügend scharf. Nicht ohne Grund sind PDF/X-1a
und PDF/X-3 zwei eigenständige ISO-Normen mit unterschiedlicher
Workflow-Philosophien.
Welche Sprachregelung wir in Deutschland wir auch verwenden, dem Drucker
sollte klar sein, daß zwischen den Prüfkriterien "PDF/X-3 mit der Option nur
CMYK und Schmuckfarben" und "PDF/X-3" sehr relevante Unterschiede für
seine
Praxis bestehen.
Grüße aus Berlin
Jan-Peter Homann
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