Hallo Herr Ogando,
ich bin sprachlos. Scheinbar sind meine Kunden alle schon zu weit. Der
Workflow den man Ihnen
abverlangen will ist tiefstes Mittelalter (kurz nach Erfindung der
Druckmaschine).
Spass bei Seite. Ich könnte jetzt stundenlang auf jeden Punkt eingehen,
den Sie angeführt haben.
Da Sie aber grundsätzlich zu wissen scheinen wie es "normalerweise"
geht, beschränke ich mich
auf Aussagen, die Ihnen meiner Meinung nach in dieser Wald und
Wiesendruckerei helfen.
SIEHE UNTEN
Gruß,
Clemens Beisch
Am 14.07.2004 um 12:48 schrieb ELOGANDO(a)aol.com:
Hallo zusammen,
als Designer muss ich ein kniffeliges Problem hinsichtlich der
Datenübergabe profilierter Daten an eine Druckerei lösen.
Kurz zu meiner Datenidentität:
Ich arbeite mit einem gewissenhaft auf D50 hardwarekalibrierten
neuwertigen LaCie-System (Monitor, Messgerät) mache einen korrekten
Softproof meiner Adobe RGB-Daten (in PS oder SFHDR) im Hinblick auf
korrekte PS-Einstellungen (CMYK-Isocoated.icc und/oder Euroscale
coated v2), und wandle nach CMYK (nach nunancierten Modifizierungen
hinsichtlich Farbton/Sättigung). Ich liefere also 1.softgeproofte
RGB-Daten hinsichtlich eines bestimmten CMYK-Profils, 2.diesbezüglich
gewandelte Daten und 3. die genauen Position meiner
Photoshopeinstellungen (besonders Konvertierungsoptionen - keine
Profilfehlermeldung bei Abweichung). Bei entsprenchend ICC-gerechter
Weiterverarbeitung entsprechen Hardproof, sowie gedrucktes Ergebnis,
ziemlich erstaunlich genau der beabsichtigten Einstellung meiner
Daten. Moderne Scanner und Softwares liefern in den
Standardeinstellungen Daten mit Farbauftragssummen, die in den Spitzen
bei 330-350% liegen, ohne dass beim Druck schmirgelpapierähnlich
gepudert werden muss. So war das bisher und ich war meistens
zufrieden.
Die Druckerei, die nun meine Daten verarbeiten soll, sagt, dass aus
Gründen NN mein Profil bei Dateneingang immer und zwangsläufig
rausfliegt. Das sei nicht zu ändern. Manche der Rechner in der
hauseigenen Litho arbeiten sRGB basiert, manche AdobeRGB basiert. Auf
ihrer Homepage sind ausführliche Anleitungen zur Generierung von
druckfähigen pdfs beschreiben. (postscript-level 2 auf Basis Acrobat
Destiller 5.0/kompatibel zu 4.0).
Die Stichworte PDF/X (1a; 3) Acrobat6, Postscript-Level 3 fallen dort
nicht.
Von der pdf-Anliefrung habe ich (nicht unerheblich mangels Erfahrung)
Abstand genommen.
Gedruckt werden soll eine umfangreiche, ansprechende Publikation, die
Farbfotografien mit nuancenreichen Tonwerten wiedergeben soll. Aus
Gründen der Workflowanbindung und der Beziehung zum Auftraggeber
sollen die angelieferten Daten in der Druckerei geprooft werden. Die
Photoshop-Einstellungen wurden mit der Litho abgesprochen.
ECI/Isocoated.icc und Euroscale coated v2 können dort offenbar nicht
verarbeitet werden.
Verwendet werden sollen diese Einstellungen:
Adobe RGB
Eigenes CMYK
Name: Eurostandard (Coated), 9%, UCR, 300%
Druckfarben-Optionen:
Druckfarben: Eurostandard (Coated)
Tonwertzuwachs: Standard 9%
Schwarzaufbau: mittel Separationsart: UCR
Maximum schwarz: 95%
Gesamtfarbauftrag: 300%
Daraus ergibt sich ohne weitere Veränderung der dahinter liegenden
Felder:
Gradationskurven, Tonwertzuwachskurven:
Cyan 50: 63%
Magenta 50: 59%
Gelb: 59%
Schwarz: 59%
Eine schriftliche Bestätigung dieser Werte oder die Lieferung des
hauseigenen CMYKs, als geschlossen ladbare Profildatei, ist leider
nicht zu erhalten.
Klar - die wollen für Ihren eigenen Workflow keinerlei Verantwortung
übernehmen!
Die Proofanläufe sind zweimal total fehlgeschlagen.
Wir reden also nicht von nuancierten Abweichungen, sondern von einem
echten Fiasko!
Fehleranalyse meinerseits , trotz unterschiedlicher
Begründungsversionen der Druckerei: Wenn ich z.B. Adobe-RGB-Daten ohne
Profilansteuerung in sRGB öffne explodiert in manchen Datenbereichen
ein "Farbbeutel", der dem Hardproof zum Teil ziemlich 1:1 entspricht.
Die "Glatzen" des Hardproofs, die fast keine Farbe erhalten
(2.Proofanlauf), kann ich bei mir nicht simulieren. Ähnlich einem
schlecht justierten Laserkopierer werden nuancenreiche Mischtöne
sozusagen zur nächstextremeren Farbe bei übertriebener Deckung
gestemmt. Die Druckerzeugnisse des Hauses, immerhin besser als die
Proofs, weisen jedoch immer noch eine polarisierende, hoch deckende,
nuancenreduzierte Farbigkeit auf. Verläufe springen in den Mischtönen
"digital" anmutend auseinander und liefern eine klare Abtrennung für
technische Zeichnungen oder Postkarten, die zu übertriebenen Farben
neigen können.
Würde mich auch wundern wenn der Proof Ihrem Softproof entspricht. Kann
er gar nicht.
Jetzt soll folgendermassen verfahren werden, weil das
Papier bereits
gekauft ist, dort lagert und, und...:
Meine dringende Frage an Sie vorab:
Kann das nachfolgende Prozedere grundsätzlich zu einem erfreulichen
Druckergebnis führen?
A) Die Druckerei bittet mich einen hausexternen Normproof zu fertigen
(Best inkl. Fograkeil).
Dieser soll hinsichtlich seiner Zusammensetzung ausgelesen werden und
zur Ansteuerung statt eines Profils verwendet werden.
Das Problem mit der Farbauftragsgrenze bleibt dennoch heikel, glaube
ich. Ich möchte ja u.a. den Nachweis erbringen können, dass meine
Datenqualität o.k. ist. Schliesslich möchte ich nicht in einen
aussichtslosen, sogenannten "Catch22" (- gleichnamiger Kinoklassiker)
getrieben werden.
Man riet mir (nicht seitens der Druckerei) nur sichere
ECI/Isocoated-basierte Proofs zu liefern, um das Risiko der für das
Druckvorhaben unüblichen und unbestätigten CMYK-Einstellungen für mich
abwenden zu können. Dann ist man jedoch wieder bei einem
Farbauftragswert, der den üblichen ISO-Standardbedingungen entspricht
und im Hause offenbar nicht verarbeitet wird.
Was kann hier funktionieren?
B) Der Kunde bittet mich einen dritten Proofanlauf in der Druckerei
unter Beilage von geeigneten Aufsichtsvorlagen zu tätigen, damit man
sich dort an die Ansteuerung meiner Daten herantasten könne, die sich
alle innerhalb der gleichen Grenzen bewegen. (Dieses Vorgehen war
schon beim 2. Proofanlauf nicht erfolgreich. An meine Farbmuster käme
man nicht heran, weil es sich trotz profilierter Ausgabe um
RGB-stämmige Ausdrucke handele. Ebenso beiliegende gedruckte Belege
gleichnamiger Daten aus anderer Publikation könnten dort nicht
berücksichtigt werden.) Die nun in nochmaligem Anlauf zu findende
"Wie-Auch-Immer-Ansteuerung" soll für den nachgeordneten Druckprozess
übertragen werden.
Ob das funktionieren wird und kann das überhaupt der Sinn und Zweck
eines Proofs sein?
Bitte, bitte, ..... tun Sie volgendes:
1. Wandeln Sie Ihr Bilddaten nach ISO Coated und lassen Sie einen ISO
Coated Proof erstellen.
Bei Bedarf nenne ich Ihnen gerne Unternehmen, die in der Lage sind
einen entsprechenden
Proof anzufertigen.
2. Geben Sie diesen Proof zusammen mit Ihren Adobe RGB und ISO Coated
Daten an die Druckerei.
Die sollen so umwandel wie sie wollen - Hauptsache zum Schluss sieht
der Druck wie Ihr ISO Coated Proof aus.
Lassen Sie sich auf gar keinen Fall in die Verantwortung nehmen, für
die Unfähigkeit einer Druckerei !!!
Sie haben mit dem Proof bewiesen, dass Ihre Daten druckbar sind.
Unklar beibt die hauseigene Verbindung von Proofverfahren und
nachfolgendem Druckprozess. Ebenso unklar bleibt auf welchen wie
eingestellten Rechnern die Daten im Betrieb angefasst werden
(Proofansteuerung/Ouarkmontage/PDF-Generierung etc.).
Die Zahl der Hardproofs soll (kostenbedingt) so gering wie möglich
ausfallen.
Wegen des anschliessenden Druckprozederes im FM-Raster soll es evt.
einen Andruck geben (wegen der offenbar verfahrensbedingt
eingeschränkten Korrekturmöglichkeiten an der Maschine), obwohl die
Druckerei, aufgrund von Erfahrungswerten, nicht zwingend dazu rät.
Kann man unter den beschriebenen Anforderungen, die bestehenden
Workflowprobleme von
Ansteuerung/Farbraumdefinition/Farbraumtransformation, notfalls
mittels Korrektur an der "Farbschraube" der Druckmaschine,
zufriedenstellend lösen?
Falls jemand von Ihnen bishierher gelesen hat:
Für eine grundehrliche, ergebnisoffene Antwort wäre ich wirklich sehr
dankbar.
Mit freundlichen Grüßen Ogando
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