Hallo Herr Fronia,
meine Antworten und neuen Fragen unten an entsprechender Stelle Ihrer
Mail ...
Am Mittwoch, 26.11.03 um 12:19 Uhr schrieb Fronia, Tobias:
Hallo Herr Süßel,
trotz der Kürze haben Sie unsere Situation recht gut getroffen. Wie in
anderen Threads schon dargestellt, habe ich grundsätzlich nichts gegen
die Standard-Profile, wenn diese Sinn machen und funktionieren. Dies
ist hoffentlich spätestens mit der kommenden (Wann?) Profil-Version
für alle Papiertypen der Fall.
[Florian Süßl]
die neuen Fogra Farbcharakterisierungsdaten (
www.fogra.org),
ECI-Profile (
www.eci.org) und Referenzdrucke (bvdm) werden Anfang
nächsten Jahres zeitgleich veröffentlicht.
Ich möchte hier keine Werbung betreiben, aber Sie haben recht, dass
wir uns bezüglich des Auftragsportfolio und Maschinenpark für die
Standardisierung in einer recht komfortablen Lage befinden. In der
Regel werden ausschließlich Papiere der Klassen 1,2 und 3 bedruckt und
dies auf Rollen- und Bogenmaschinen die maximal 4 Jahre alt sind.
Die Aufträge, ich möchte diese nicht Spezialjobs nennen, weil es für
uns die Regel ist, kommen überschlagsweise zu 75% aus dem
HighQuality-Sektor. Der Rest, oder auch HQ-Jobs, bei denen dies wg.
passendem Papier funktioniert, sowie Aufträge, bei denen wir nicht
ausreichend Zeit haben, entsprechende Abstimmungen durchzuführen (wie
Sie es geschildert haben), werden mit Standard- (eci-) oder
lithobewährten Profilen gefertigt. Eine Empfehlung für die eci-Profile
geben wir auch in unseren Bestimmungen zur Daten-/Proofanlieferung
heraus. Wir treffen die Entscheidung über die Notwendigkeit einer
individuellen Profilierung gemeinsam mit dem Kunden. Ist Standard
'good enough' machen wir das. Qualität ist das, was der Kunde wünscht.
Für uns stellt die individuelle Profilierung den 'i-Punkt' oder das
Sahnehäubchen auf der 'normalen' Standardisierung dar, dass wir
zusammen mit unseren Lithopartnern Kunden mit höchsten
Qualitätsanspruch gern bieten. Dies bringt für alle Beteiligten eine
deutlich gesteigerte Produktionssicherheit.
Druck nach Standard bezieht sich für uns immer auf eine bestimmte
Papiersorte, da auch bei Papiertyp 1/2 erschreckende Unterschiede im
Ausdruckverhalten verschiedener Sorten bestehen.
[Florian Süßl]
neugierige Frage:
wenn ich Sie richtig verstehe, können die von Ihnen angesprochenen
papierbedingten Abweichungen *nicht* über eine Anpassung der
CtP-Kompensationskurven ausgeglichen werden. deshalb bei HQ-Aufträgen
papierbezogene individuelle Profile?
Ich bitte dies nicht zu verwechseln mit einem
Hausstandard, denn
dieser würde ja auch in Abhängigkeit von der Papiersorte schwanken.
Wir überprüfen regelmäßig die Einhaltung des PSO mit
einem festgelegten Papier aus der Gruppe, die dies nachgewiesen mit
unserer Standard-Transferkurve ermöglicht.
Ich hoffe, dass ich mit meinen Ausführungen nun meine Einschätzung
deutlich machen konnte.
danke - schon deutlich klarer!
Gruß, T. Fronia
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Florian Süßl [mailto:fsuessl@metadesign.de]
Gesendet: Dienstag, 25. November 2003 23:46
An: eci(a)lists.transmedia.de
Betreff: Re: AW: AW: [ECI] CtP-Kalibrierung
Hallo Herr Fronia,
Wenn ich Ihre letzte Mail richtig lese (nach einem langen arbeitstag
im zudem langen mail-thread möglicherweise misslungen), ist die
Entscheidung Standard-/Spezialprofil in ihrem Haus abhängig von den
Aufträgen:
1. Hauptsächlich anspruchsvolle Spezialjobs,
die nur mit Spezialprofilen und dank enger Einbindung der Repro
funktionieren.
folglich: Spezialprofile
2. Druck nach Standard perfekt im Griff aber die Ausnahme wg.
Auftragsstruktur
dann ECI-Profile (oder nicht?)
wobei mich die prozentuale Verteilung zwischen 1 und 2 sehr
interessiert.
Anders gesagt:
Für Sie ist die Ausnahme die Regel da es bei Ihren Druckaufträgen,
finanziell und terminlich (Abstimmung mit Repro) möglich und sinnvoll
ist, Speziallösungen zu schaffen (Testdrucke zur Erzeugung
individueller Profile)
Mit freundlichen Grüßen,
Florian Süßl
ps
Ist bewusst etwas verkürzt und vermutlich nicht ganz richtig
dargestellt.
Mir geht es darum ein Gefühl dafür zu bekommen, ob Sie generell gegen
Standardprofile sind oder schlicht in der beneidenswerten Situation
sind, von aussergewöhnlich anspruchsvollen Aufträgen leben zu können.
Am Dienstag, 25.11.03 um 20:22 Uhr schrieb Fronia, Tobias:
Hallo Herr Süßl,
einige der von Ihnen angeschnittenen Themen habe bereits im Mail an
Herrn Kleinheider behandelt. Er hatte sich in der Liste vor Ihre
Antwort gedrängelt. ;-)
.. individuelle (ICC-) Profilierung zu vermeiden, denke aber, das eine
Anpassung von Farbe dort bleiben sollte, wo die Profis hierfür sitzen:
In der Litho.
bis hierher bin ich ganz Ihrer Meinung zumal die Litho i.d.R. in engem
Kontakt mit dem Auftraggeber steht und jenseits fachlicher Kompetenz
aus dem Grund aus besser weiss, worauf es dem Kunden ankommt, im
Zweifelsfall also besser als der Drucker dessen Vorlieben kennt.
[Fronia, Tobias]
Genau dies ist auch meine Einschätzung
Andernfalls ersetzten wir eine von Profihand vergleichsweise gut zu
händelnde Inflation von (ICC-) Profilen durch eine deutlich
fehlerträchtigere Inflation von RIP-Transferkurven, die trotz
gewissenhafter Erstellung in verschiedenen Druckereien immer noch zu
abweichenden Ergebnissen führen werden.
warum sollten Repros besser mit einer inflationär steigenden Anzahl
von Einstellungen (ob RIP-Transferkurven oder ICC-Profile) umgehen als
Drucker? Sind Drucker bzw. deren Druckvorstufen-Abteilungen
chaotischer ?;-)
[Fronia, Tobias]
Nein, das sicherlich nicht. Aber im Prinzip ist Ihre humorige
Anmerkung gar nicht so weit von der Wirklichkeit entfernt. Ich habe
die Erfahrung gemacht, dass in einer Litho die Arbeit an einem Objekt
deutlich personenbezogener ist als dies in einer Druckerei mit
3-Schicht-Betrieb und immer kürzer werdenden Durchlaufzeiten möglich
ist. Somit ist eine flächendeckende Verbreitung von Informationen zu
Profilen i.d.R. gar nicht nötig. Hinzu kommt, dass Profile problemlos
mit den Kunden-/Auftragsnamen eindeutig zu betiteln sind. Das klappt
bei Transferkurven nur in den von Ihnen unten genannten Fällen zum
FM-Raster u.ä.
Im Ernst:
Abgesehen davon gibt es im Produktionsalltag ein ganz anderes Problem:
wenn die Repro die Daten fertig stellt, steht die Druckerei oft noch
gar nicht fest. Dann kann auch nicht auf individuelle Profile
eingegangen werden. Und selbst wenn die Druckerei feststeht und
selbige mehr als eine Druckmaschine hat: sicherheitshalber alle
Maschinenprofile an die Repro und für jede Maschine einen speziell
angepassten Farbsatz erstellen?
[Fronia, Tobias]
Stimmt, und hier liegt meiner Einschätzung nach ein Punkt, bei dem
Litho und Druck als Partner beim Kunden viel häufiger den Finger in
die Wunde legen müssen. Steht die Druckerei nicht fest, weiß diese als
in der Regel auch noch nichts von dem Auftrag. Wenn doch steht
vielleicht das Papier noch nicht fest.
Hier beißt sich dei Katze in den Schwanz, denn dann kann sich die
Druckerei auch nicht ggf. per individueller Transferkurve auf das
Papier einstellen.
bitte nicht falsch verstehen. Ich dachte auch lange Zeit, dass es am
besten ist, Maschinen-Profile zu erstellen und damit zu arbeiten. Aus
genannten Gründen (Druckerei/Druckmaschine der Repro nicht bekannt)
ist das in der Regel gar nicht möglich.
[Fronia, Tobias]
Um Gottes Willen. Ich befürchte, dass ich meine Meinung nicht deutlich
genug dargestellt habe. Unser Ziel ist es nicht für jede Maschine und
Papier sowie für jeden Auftrag ein eigenes Farbprofil
'durchzusetzten'. Wir reden in unserem Hause nicht über
Maschinenprofile, sondern über auftragsbezogene Profile, wo diese Sinn
machen und notwendig sind.
Wir haben in unserem Hause die Standardisierung zur Erreichung des PSO
(bei Papieren, die uns dies erlauben) unter hohem zeitlichen und
finanziellen Aufwand Aufwand so weit betrieben, dass wir im Prinzip
mit einer einzigen Transferkurve für alle Maschinen arbeiten können.
Entsprechende Tests haben ergeben, dass auf allen Maschinen im
Rollendruck wie auch im Bogendruck annähernd gleiche Ergebnisse zu
erwarten sind. Hier werden die Toleranzen des PSO nicht annähernd
ausgereizt. Dies gilt für die Messtechnik, der ja leider nicht immer
die Optik folgt, wie wir erfahren mussten.
Dazu spricht noch ein weiterer Grund gegen spezielle Maschinenprofile:
In den seltensten Fällen werden die dafür nötigen
Charakterisierungscharts in der nötigen Qualität erstellt (Farborte
und vor allem akribisch eingestellte
Tonwertzunahmekurven/Druckkennlinien). Es macht schlicht keinen Sinn,
suboptimale Druckbedingungen 'einzufrieren', da sie beim nächsten
Auflagendruck in derselben Druckerei nicht mehr erreicht werden. Oder
anders gesagt: Für Druckereien, die ihren Druckprozess im Griff haben,
dürfte die Anpassung an die Standardvorgaben nicht schwieriger sein,
als die Wiederholung von Hausstandards.
[Fronia, Tobias]
Die beschriebenen Effekte kannten wir vor unseren intensiven
Standardisierungsbemühungen auch. Ein Anlass, die Kosten und Mühen
einer Standardisierung nach PSO auf uns zu nehmen.Schwankende
Ergebnisse insbesondere bei Andrucken kann ich, vorbehaltlich
menschlichen Versagens und schwankender Zulieferungen, für unser Haus
mittlerweile ausschließen.
Oder anders gesagt: Wenn es wie Sie ganz richtig anmerken 'trotz
gewissenhafter Einstellung der RIP-Transferkurven immer noch zu
abweichenden (Farb-)Ergebnissen kommt', helfen weder Transferkurven
noch ICC-Profile.
[Fronia, Tobias]
Richtig, an dieser Stelle werden alle an der Produktion beteiligten
Sklaven eines Verfahrens mit ca. 80 variablen Faktoren.
Sinn mögen spezielle 'Maschinenprofile' vor allem in Ausnahmefällen:
speziellen Druckbedingungen, Periodika (Zeitschrift mit FM-Staccato
auf Papier xy auf Rolle z) - oder meinethalben druckerei-*intern* für
die Anpassung von Standard-Farbdaten an die individuellen
Druckbedingungen der einzelnen Druckmaschinen. letzteres klappt auch
erst, wenn der Maschinenbelegungsplan steht ...
[Fronia, Tobias]
Anpassung an individuelle Druckbedingungen? Wer macht denn so etwas?
Dann kann ich auch gleich alle Maschinen standardisieren, wie wir es
getan haben.
Wenn wir immer auf den Maschinenbelegungsplan warten müssten, um Daten
mit der nun gerade passenden RIP-Transferkurve zu rippen, wäre eine
effiziente Produktion nicht denkbar.
Daher: S.o.!
In Bezug auf die Spezialthemen haben Sie völlig recht. Für FM-Raster
wenden wir übrigens individuelle Transferkurven an, durch die dann
individuelle Farbprofile nicht mehr in jedem Fall nötig sind, obwohl
die Ergebnisse damit sicher nochmals zu verbessern sind.
[Fronia, Tobias]
Gruß, T. Fronia
Tobias Fronia
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