Hallo Herr Michalski,
hallo Herr Rohling,
hallo Liste,
auch ich bin freiberuflicher Colormanagement Consultant, allerdings
vertreibe ich keine Bilddaten-Visualisierungs-Geräte.
Mag sein, dass meine Haltung zu TFT- LCD- oder sonstigen
FlatScreen-Output-Devices auf einem eher pragmatischen Ansatz basiert.
Erlauben Sie mir daher die Äußerung einiger Gedanken:
1.)
Herr Michalski fragte:
ich habe mir den cg21 bei meinem fotohändler neben
einem barco
angesehen und muss sagen dass die farbsättigung um einiges höher war
als beim barco. bei einer reduktion der farbsättigung im photoshop um
10% waren sie dem barco bedeutend näher und für meine zwecke
sicherlich ausreichend.>wäre nicht der bessere weg mit dem eye one
colormeter
(dass ich habe)
und der dazugehörigen software ein profil des monitors
zu erstellen
dass dann meine lut verändert? müsste dann ja eigentlich auch
"barcolike" sein. (mein händler meint zwar nein - ich bin da aber
anderer meinung)
Herr Rohling schrieb:
Was den Barco betrifft, so hat der Händler Recht, daß
kein Monitor
diesem System gleichkommt.
Kalibration bedeutet Einstellung des Gerätes auf einen vorbestimmten
Arbeitspunkt und an diesem Punkt das Gerät stabil zu halten.
Das Monitor - Profil ist dann der Farbraum,
den der Monitor abbilden kann.
Ohne Kalibration also kein Profil. bzw. ein falsches Monitorprofil ist
schlimmer als gar kein Profil.
DeltaE. meint:
Herr Rohling hat Recht, wenn er sagt, dass ein bestimmtes Ausgabegerät
einem anderen in der Regel nicht gleichkommt. Soweit der Werbeblock.
Er versäumt eine wahre und werbewirksame Aussage, weil er nicht sagt,
warum Barcos so anders sind als andere Monitore: sie sind nicht nur
beneidenswert flächenhomogen, sondern auch verdammt schnell farbstabil.
Wo ich bei 'normalen' CRTs mindestens eine halbe Stunde Aufwärmzeit
gestatte, sind Barcos nach fünf Minuten farbstabil.
Aaaber, lieber Herr Michalski, tun Sie sich und Ihren Dateien einen
Gefallen: Verzichten Sie auf das Photoshop-Feature, die Sättigung aller
Farben um 10% zu reduzieren. Das Häkchen an dieser Stelle ist ein Relikt
aus dem farblichen Pleistozen - will heissen dem Prä-CMS-Zeitalter.
Nichts für ungut, Herr Rohling, aber was meinen Sie damit, wenn Sie als
TFT-Nachteil beschreiben:
- kein "natüliches" lineares Gamma, muß durch
Software korrigiert
werden.
In der Tat ist die Vorlinearisierung der Eizo-ColorNavigator-Software so
gut, dass Monitor-Profilierungs-Software wie Gretag MacBeth oder
basICColor eigentlich gar keine LUT mehr generieren müsste. Den
vorbeschriebenen Einwand kann ich nicht teilen. Was überhaupt bitte ist
ein 'natürliches' Gamma?
Die gerade in diesem Forum unlängst sehr kontrovers geführte Diskussion
zum Thema 'professionelles Gamma' hat mich mehr und mehr von dem
Gedanken überzeugt, dass wir weg müssen von Gamma-basierten Farbräumen
hin zu linearen R=G=B-zu-L* beziehungen; so genannten 'linearen'
Farbräumen.
2.)
Herr Michalski fragte:
meine fragen wären zu oben genannten monitoren ob es
sinnvoll ist
sich anstelle des cg21 den cg18 monitor zu kaufen und sich als
palettenmonitor einen billigeren 15 zöller zu nehmen. müsste ja im
endeffekt mehr platz zur verfügung sein und ich kann mich endlich auf
das bild konzentrieren ohne dauernd paletten schieben zu müssen.
(auserdem bin ich ja nur ein "armer" fotograf und muss leider auf den
preis achten)
DeltaE. meint:
Wenn Sie auf den Preis achten müssen, kaufen Sie ruhig den CG18.
Der hat im Vergleich zum CG21 den Vorteil, dass er nicht nur
preiswerter, sondern auch etwas kleiner ist.
Klingt doof, aber ich meine das genau so. Der CG21 ist SO groß, dass man
bei vernünftigem Arbeitsabstand schon wieder 'leicht schräg' auf die
Bildschirmränder schaut, die dann leicht rötlich erscheinen. Dieser
Effekt tritt nach meiner Erfahrung beim CG18 nicht auf.
Investieren Sie das gesparte Geld dann allerdings in eine
17"-Paletten-Röhre und profilieren Sie diese unbedingt mit. (Programme
wie z.B. basICColor display gestattet die unabhängige Profilierung von
Haupt- und Palettenmonitor am Mac völlig problemlos.)
3.)
Herr Rohling beschreibt weitere Nachteile von TFTs wie folgt:
- technisch bedingt kleinerer Farbraum
---Warum,
wieso, weshalb leuchten denn TFTs viel gefälliger als Röhren?!
- Probleme bei Darstellung der Schwarzwerte
---Wie schwarz ein Bildschirm MAXIMAL sein kann, sieht man, wenn man ihn
ausschaltet. Wie schwarz ist Ihrer Meinung nach ein Barco, und wie
schwarz ein CG18? - L*-Werte wären hier eine willkommene
Vergleichsbasis...
- Blickwinkel ergibt Farbdrift
---Stimmt nach wie
vor. Die Eizos sind m.M. nach die ersten TFTs, die
den Effekt der so genannten 'Blickwinkelabhängigkeit' unter praktischen
Gesichtspunkten ertreäglich machen.
- Aufwendiger Kalibrationsprozess, externe Hardware +
Software
---Was bitte ist bei einer professionell durchgeführten Kalibrierung von
TFTs aufwändiger als bei der von CRTs?
- kein Flächenabgleich
---Wozu auch? So
flächenhomogen wie gute TFTs wär so manch ein CRT
gerne...
- Hintergrundbeleuchtung Leuchtstoffröhren ->
Helligkeitsverteilung
ungleichmäßig.
---Prinzipiell d'accord. Aber: s.o.
- Langzeitverhalten ist unbekannt
---Dafür kennen
wir das von CRTs. Und die sind nach spätestens drei
Jahren fertig, aus, Ende. Professionelle Bildbearbeitung an einer Röhre,
die weniger als 100 cd/m² bringt? - Vergessen Sie's!
* * *
- gutes Kontrastverhalten max 500:1 -> gestochen
scharf, aber für
Fotos zu brillant.
---Bitte hier nicht Schärfe und Kontrast 'über einen Haufen' werfen,
auch wenns nahe liegt. Gute Display-Kalibrierungs-Software erlaubt
ausserdem die Begrenzung der Luminanz.
- daher gut geeignet für Layout- und Webdesign, nicht
aber für
anspruchsvolle Farbproduktionen.
---Kann ich nach meinem heutigen Kenntnisstand so nicht stehen lassen.
So - das war die längste Mail, die ich bislang in das ECI-Forum geposted
habe, aber das Thema war mir wichtig.
Ich hoffe, der Eine oder Andere kann mit meinem Erfahrungsbericht was
anfangen.
vorweihnachtliche Grüße
aus dem Mönchengladbacher Farbraum
Heinz-Jürgen Groß
DeltaE. Image Consulting
Am Brückensteg 70
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