Hallo Herr Schäfer,
Sie sprechen hier ein recht komplexes Thema an. Ein allgemeingültiger
Königsweg ist mir leider noch nicht untergekommen - dazu sind die
individuellen Anforderungen und Voraussetzungen der Anwender zu breit
gefächert.
Einige Punkte die vor der Festlegung einer individuellen Strategie zum
Umgang mit Altdaten geklärt sein sollten:
- Wozu werden Altdaten benötigt? Müssen in künftigen Produktionen Alt- und
Neudaten gemischt werden? Geht es um die Konvertierung von einzelnen
Bilddaten oder um zusammengesetzte Dokumenten?
- Wie lange werden die Altdaten noch benötigt. Handelt es sich um kurzlebige
"Gebrauchsdaten" (Prospekte, Flyer,...) oder Daten, die sie über einen sehr
langen Zeitraum nutzen möchten.
- Wie häufig werden Altdaten benötigt? Geht es nur um Einzelfälle oder soll
im anderen Extrem eine einheitliche Bild-/ Dokumentdatenbank gepflegt
werden.
- Brauchen Sie die Altdaten wiederum für den Offsetdruck oder "nur" für
Digitaldruckverfahren / Proof, die sowieso beim Druck eine
Profilkonvertierung im RIP durchführen. Ist beim Digitaldruck die Verwendung
einer eigenen Queue für Altdokumente möglich? Wie sahen die bisherigen
Offset-Drucke aus? Entsprachen Sie genau dem 27er-Proof oder war der
Offsetdruck z.T. schon eher Richtung Fogra39?
- Liegen die Daten nur als ISOcoated vor, oder ist auch noch eine
medienneutrale Version (z.B. ECI-RGB) vorhanden?
- Handelt es sich um Daten, die einfach über ein ICC-Profil separiert wurden
(=> Schwarzaufbau des ICC-Profils) oder wurden Farben manuell mit gezielter
Schwarzaufbausteuerung erzeugt?
- Liegen alle Altdaten im gleichen Schwarzaufbau / gleichen Farbraum vor?
- Soll der Schwarzaufbau der Originaldaten erhalten bleiben?
Sollen/dürfen/müssen alle konvertierten Daten denselben Schwarzaufbau haben?
- Ist die medienneutrale Archivierung ein Option?
Je nach Situation werden unterschiedliche Strategien für Sie sinnvoll sein.
Im einfachsten Fall haben Sie noch medienneutrale Daten und können mit
geringem Aufwand neue Dokumente erzeugen. Bei der gelegentlichen Verwendung
von CMYK-Altdaten (z.B. Bildern) für neue Dokumente ist eine einfache
Profilkonvertierung meist ausreichend. Wenn ein altes Profil bei der
Umseparation Artefakte erzeugt, kann mit der entsprechenden Referenzdatei
mit einem modernen Profiler ein neues Quellprofil errechnet und dieses den
Altdaten zugewiesen werden, um die Umseparation zu optimieren. Für die
Verwendung als Quellprofil ist der Schwarzaufbau eines Profils nicht
relevant, die Daten bekommen den Schwarzaufbau des Zielprofils. Die Tabelle
des Quellprofils beeinflusst aber die Farbgenauigkeit, Verlaufs- und
Zeichnungswiedergabe, sowie die Art des Reverse Gamut Mappings.
Eine Möglichkeit ist hier auch, nicht in ISOcoated_v2_xxx zu wandeln,
sondern auf eine medienneutrale Datenhaltung in Lstar-RGB / ECI-RGB v2.0
umzusteigen. Der letzte CMYK-Standard hat nun ca. 3 Jahre gehalten, wie
lange die 2007er Version benutzt werden wird, kann heute niemand abschätzen.
Man kann hoffen, dass dieser Standard länger aktuell bleibt, garantieren
kann das aber niemand. Wenn Sie in einen medienneutralen RGB-Farbraum gehen,
muss für die erneute Konvertierung Weiß- und Schwarzpunkt der CMYK-Datei
wieder auf L100 und L0 der RGB-Datei skaliert werden, damit bei der
Separation zusammen mit RGB-Neudaten auch wieder der komplette
Kontrastumfang des Druckes genutzt wird. Als Rendering Intents kommen
deshalb hier rel.+TK bzw. perzeptiv in Frage. Die A2B0-Tabelle (perzeptiv)
des Quellprofiles spreizt die Helligkeitsachse i.d.R. schon auf. Wenn nicht,
bitte auch hier die Tiefenkompensation aktivieren. Wenn Sie RGB-Neudaten
i.d.R. perzeptiv separieren, sollten Sie auch die Konvertierung Ihrer
Altdaten in Lstar-RGB / ECI-RGB v2.0 perzeptiv vornehmen, wenn Sie i.d.R.
mit rel.+TK für die Separation arbeiten, nutzen Sie auch hier diesen RI.
Bevor Sie größere Datenmengen konvertieren, sollten Sie die Umseparation
bzw. das Zusammenspiel von Quell- und Zielprofil systematisch testen. Nutzen
Sie dazu Bilder, die Sie persönlich gut kennen als "Stichproben" und
synthetische Verlaufstestdateien zum systematischen Aufspüren von
Problembereichen. Einige Testdateien dafür finden Sie auf z.B.
www.colormanagement.org .
Wenn komplette Dokumente konvertiert werden sollen, nutzen Sie am
einfachsten einen Farbserver bzw. RIP mit PDF-Ausgabe, wenn dabei der
Original-Schwarzaufbau erhalten bleiben soll, muss die Konvertierung über
ein Device-Link-Profil erfolgen.
Viele Grüße und schöne Feiertage,
Markus Hitzler
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Color Solutions Köln
Markus Hitzler
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Am [DATUM] schrieb "Jochen Schäfer" unter <[ADRESSE]>:
Guten Tag,
gibt es Informationen darüber, wie man mit der Umstellung auf das neue ISO
Coated v2 das Problem mit den jetzt farbstichigen Altdaten lösen kann?
Sollen alle grauen und dunkelblauen Elemente überarbeitet werden, damit sie
den bisher im Druck erzielten Farbton wieder treffen? (damit das Kunden-CI
eingehalten wird)
Momentan bekomme ich im Proof mit dem neuen Profil einen Rotstich in Grau
und Dunkelblau.
Gruß, Jochen Schäfer
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