Hallo Herr Imhof! Habe Ihren Vortrag gerade genüsslich gelesen! Muss life vorgetragen wohl noch viel besser kommen! Ich darf mit einem ganz kleinen Bisschen an Positivem beitragen: Ich hatte letzte Woche Donnerstag eine Digitalproduktion. Location Outdoor, People, Aufnahmzeit zwischen 12:00 Uhr und 17:30 Uhr, Himmel wechselnd bedeckt. Die insgesamt ca. 350 Aufnahmen hatten immer einen Betonplattenboden im Bild. So kann man schön Farbabweichungen beobachten, egal ob durch Änderungen des Sonnenlichtes oder durch Kamera-Einstellungen. Ich / mein Kunde hatte einen wirklich engagierten, erfahrenen Fotografen beauftragt (Studio Lothar Betrams, Stuttgart). Er brachte eine Canon EOS 1Ds, fünf 1 GB Speicherkarten, eine hervorragende Zoom-Optik Canon EF 1:2,8 24 - 70mm und das sonstige übliche Equipment (keine Zusatzbeleuchtung). Ich hatte mit Herrn Bertrams ausführlich über Farbmanagement etc. diskutiert und so erhielt ich die Daten im 16 Bit RAW-Format. Jede Aufnahme lag sowohl im TIF-Format mit ca. 11MB Dateigröße und als Preview im JPEG-Format vor. Erste Überraschung: Die RAW-TIF-Datei öffnete mein Photoshop 7 mit einem Vorschaubild, das wohl Bestandteil des RAW-TIF ist. Mein Fotograf gab mir eine Demo-Version von Phase One / Capture One, die 30 Tage lang als Vollversion läuft. Ich erschloss mir die Funktionen dieser Software am letzten Wochenende. Hier kann ich von "RAW"-TIF direkt in einen Farbraum meiner Wahl transformieren. Den Kameradaten können dabei verschiedene ICC-Profile zugeordnet werden, die so eingängig bezeichnet sind wie "Daylight" "Tungsten" "Flash" usw. Zudem gestattet die Software einen Batch-Betrieb, um mehrere Aufnahmedaten nacheinander automatisch mit je Aufnahme zuvor gewählten Parametern zu berechnen und dann im Farbraum meiner Wahl als ca. 28 MB große TIF-Datei für 8 Bit und als 56 MB große TIF-Datei für 16 Bit Farbtiefe zu erstellen. Geht sogar noch besser: Man kann je Bild gleich drei verschiedene Versionen berechnen lassen, die sich entweder durch die Bearbeitungs-Parameter (wie USM-Schärfen, Tonwertkorrektur, Kontrast, Sättigung Bildausschnitt etc.) oder auch zusätzlich durch den Zielfarbraum unterscheiden können. Das find ich genial! Aber alles zählt nur, wenn die Ergebnisse auch sehr gut sind. Meine Eindrücke: 1.) Ich habe selten so rauscharme, saubere Bilddaten gesehen. Da komme ich sehr oft mit meinem Negativ-Scan und Silverfast über einen Nikon Coolscan 4000 einfach nicht ran. 2.) Die Farbsättigung und die Kontraste wirken "Dia-ähnlich" 3.) Hautfarbtöne, auch bei unterschiedlichem Sonnenlicht, die Farbe der Betonplatten usw. kommen äußerst natürlich. Ich hatte weder Farbverlaufs-Abrisse noch sonst Probleme. Einfach genial. 4.) Auch die nachträgliche Berechnung von ca. 28 MB aus einem 11 MB Bild von einem 11 Mega-Pixel-Sensor ist genial. So schaffe ich eine DIN A4-Seite vollflächig mit allseitig 3mm Anschnitt bei knapp 350 dpi! - Bei DIN A3 sieht es dann leider schon mau aus und Ausschnittvergrößerungen für diese vollen Formate verbieten sich fast von selbst. Hier liegt der größte Nachteil. Ich bin aber immer noch angenehm überrascht, wie sauber die PhaseOne-Software aus 11 MB Daten 28 MB errechnet, ohne dass Artefakte, Unschärfen etc. sichtbar werden. Die Software arbeitet mit diversen Kameras von Nikon, Canon und natürlich mit den Backs von Phase One zusammen. 7.) Wir hatten weder Graukarten noch ColorChecker noch sonst was vor Ort. Die Belichtung wurde in der Kamera absichtlich in den Lichtern etwas begrenzt, um eine gute Struktur in den hell reflektierenden Betonplatten zu erhalten. Hier am PC sah ich aber, dass einige Aufnahmen Probleme mit den Tiefen bekamen (tiefer Faltenwurf eines schwarzen Abendkleids eines Models). Hier waren nur noch Stufen von RGB = 3 bis 8 übrig und ich musste leicht per Tonkurve nacharbeiten, damit die reizvollen feinen Abstufungen im Druck noch sichtbar bleiben. (Mit Film hätte ich da gewiss Probleme bekommen, auch betr. Rauschen.) Die EXIF-Daten sagten mir, dass fast alle Aufnahmen mit ISO 100 Empfindlichkeit angefertigt wurden. Ich konnte die gesamte Farbkorrektur in der PhaseOne-Software darauf beschränken, die Lichtfarbe von 5.200 auf 5.100 und manchmal auf 5.000 zu verstellen. Da ich selbst am Aufnahmeort war, konnte ich aus der Erinnerung sehr gut die Farbstimmung in den Bildern prüfen. Sie war zu über 95% perfekt! Aus den RAW-Daten habe ich mir ECI-RGB-Daten mit 16 Bit errechnen lassen, das Ganze (für eine Prospekt-Titelseite) auf A4 Überformat ausrechnen lassen und erst in Photoshop als letzten Arbeitsgang geschärft. 8.) Die sofortige Kontrolle über das Ergebnis am Aufnahmeort und die scheinbar grenzenlose Aufnahmefreudigkeit (um nicht zu sagen "Schießwütigkeit") gerade bei People-Aufnahmen ist einfach klasse. Man überlege mal, was das an Film und Kontakt-Abzügen gekostet hätte!!! 9.) Bin gespannt, was später die Druckerei draus macht. Da die mir ihre Profile liefern, kann ich ja schon vorab per Softproof Einiges sehen. Falls hier Interesse besteht, kann ich ja in ca. 3 bis 4 Wochen über das Druck-Ergebnis berichten. Mein Resumé: So eine Kamera, so ein Objektiv, so eine Software, so ein Fotograf... gerne wieder! Es gab erstaunlich wenig Korrektur-Aufwand / Nachbearbeitung, gerade in den Farben! Aber was mache ich, wenn ich mal Posterformate produzieren muss? -- Einen angenehmen und erfolgreichen Tag, das wünsche ich Clemens M. Hürten - www.IdeeCreativ.de Werbung + Marketing aus Stuttgart