Sehr geehrter Herr Dr. Bestmann,
auch Ihnen gilt mein Dank für die Beleuchtung der zugegebenermaßen komplexen
Sachverhalte, die ich aber im Rahmen des hier notwendigen gut verstanden
habe. Das auch bei ISOcoated_v2_eci eine minimale Aufhellung erkennbar ist,
hatte ich auch registriert. Diese ist aber so gering, dass ich Sie als
völlig akzeptabel betrachte.
Anders indessen stören mich die genannten 2 Delta E bei ISOcoated.icc schon
mehr, wenngleich ich überrascht bin, dass es nur so wenig ist.
Visuell ist das schon ein deutlicher Schritt. Im abschließenden Absatz Ihrer
sehr detaillierten Erläuterung fragen Sie nach einer Begründung für den
Wunsch nach Gleichheit. Diese Frage möchte ich gern aus Anwendersicht
beantworten.
Als Fotograf sehe ich dies sehr pragmatisch. Wenn ich bestrebt bin,
möglichst lange quasi medienneutral in ECI-RGB zu arbeiten und dabei subtile
Retuschen durchführe, möchte ich dieses Ergebnis möglicht 1:1 in CMYK
überführen, wo ja ggf. noch Korrekturretuschen im Zielfarbraum anfallen.
In diesen Fällen war der Weg über den perzeptiven Intent mit ISOcoated stets
eine unangenehme Klippe, insbesondere wenn wir über die Arbeit am Monitor
sprechen. Mit der in Photoshop eröffneten Variante, "relativ farbmetrisch
mit Tiefenkompensation" zu wandeln, hat Adobe eine Tür aufgestoßen, durch
die heute viele Anwender lieber gehen, wenngleich diese Option ja eine etwas
am Rande (oder gar außerhalb) der strengen Colormanagement-Szenarien liegt.
Eine Option, die i. ü. (wenn sich nichts geändert hat) die Standardvorgabe
von Adobe in Photoshop ist, so dass sie viele nutzen, ohne davon zu wissen.
Wie so oft scheinen hier das theoretisch richtige und das praktisch
funktionierende einem gewissen "Missmatch" zu unterliegen. Insofern scheint
mir die Korrektur dieser Profil-Qualität ebenso relevant für die Praxis zu
sein, wie die Absenkung des maximalen Farbauftrages und der begründ- und
vertretbaren Begrenzung im Schwarzkanal.
Da ich als Fotograf manchmal schon das Gefühl habe, mich zu intensiv mit
diesen technischen Dingen zu beschäftigen (Sie wissen, wie ich es meine),
werde ich wohl auch weiterhin auf branchenweit übliche und allseits
akzeptierte Profile bauen und hier spielt das ISOcoated/v2 eine wichtige
Rolle. Mit den getroffenen Veränderungen, auch im Hinblick auf die
stattgefundene Harmonisierung bei den definierten Farborten, ist man ein
ganzes Stück vorangekommen gesprochen aus Anwendersicht.
Den Machern gilt an dieser Stelle mein Dank für all die damit einhergehenden
Anstrengungen.
Mit den besten Grüßen verbleibt
Juergen Jeibmann
Juergen Jeibmann Photographik
Werner-Hartmann-Strasse 4
D 01099 Dresden/Sa.
Email: info(a)jeibmann-dresden.de
Web:
www.jeibmann-dresden.de
Tel: +49 (0)351 8048011
Fax: +49 (0)351 8048010
ISDN: +49 (0)351 8042042 (Leonardo Protokoll)
Am 26.01.2007 13:27 Uhr schrieb "Bestmann, Guenter RD-PN32" unter
<Guenter.Bestmann(a)heidelberg.com>om>:
Hallo Herr Jeibmann,
Sie sprechen ein Thema an, das in der Vergangenheit schon öfters kontrovers
diskutiert wurde. Ich habe dabei den Standpunkt vertreten, dass das Verhalten
des (alten) ISOcoated bei perzeptiver Umwandlung aus
reproduktionstechnischer/drucktechnischer Sicht genau so richtig ist (im
Allgemeinen, das es Ausnahmen in der Anwendung gibt, ist auch klar).
Worum geht es? Der Helligkeitsumfang einer Vorlage ist in der Regel deutlich
größer als der Helligkeitsumfang im Druck. Eine Vorlage in eciRGB hat einen
maximalen Umfang von L = 100 bis L = 0. Ein Druckprozess hat in Abhängigkeit
von der maximalen Flächendeckung und dem Papierweiß einen Umfang von etwa L =
95 bis L = 12. Das Gamut Mapping hat nun die Aufgabe, diese beiden Umfänge
aufeinander abzubilden. Das geht naturgemäß nur mit einer Aufhellung bei der
Wiedergabe. Diese Aufhellung wird umso größer wie die maximale Flächendeckung
und die maximale Schichtdicke der Druckfarbe kleiner werden. Das Extrem ist
der Zeitungsdruck.
In der Fachliteratur gibt es nun viele Theorien darüber, wie diese
Helligkeitsumfangsanpassung stattzufinden hat. Eine Variante ist die lineare
Umfangsanpassung. Die kann durchaus unterschiedlich implementiert werden.
Einmal im LAB-Farbraum (visuell linear), zum anderen im XYZ-Farbraum
(transmissionslinear). In den ICC-Profilen und bei der Tiefenanpassung in der
Adobe-CMM ist die Anpassung im XYZ-Farbraum implementiert. Das ist visuell
gesehen (LAB-Farbraum) auch ein wenig nichtlinear. Andere Varianten sind etwas
komplexer und berücksichtigen die typischen Betrachtungsbedingungen. Die
geringfügige Aufhellung im ISOcoated (es handelt sich im Mittelton nur um etwa
2 dE!) basiert auf den Erfahrungen aus vielen Jahren Farbseparation und Druck.
Das ISOcoated wurde mit den aus unserer Sicht optimalen Einstellungen für eine
Farbseparation durchgeführt.
Nun kann sich der allgemeine Geschmack bezüglich der "richtigen"
Umfangsanpassung ändern. Bisher kam es uns, Heidelberg, nicht so vor, dass der
Geschmack sich auf breiter Front geändert hat. Die weitaus meisten Anwender
sind mit den bisherigen Separationen bezüglich der Helligkeitsverteilung
zufrieden, nur wie es immer so ist, es melden sich in Foren hauptsächlich die
Anwender, die (aus guten Gründen) unzufrieden sind und es für sich anders
sehen.
Das neue ISOcoated_v2 ist daher ein Kompromiss. Wenn man genau hinschaut, wird
man noch eine Aufhellung von weniger als 1 dE sehen.
Was mir persönlich bis heute fehlt, ist eine gute Begründung für die
gewünschte Gleichheit der Helligkeitswiedergabe zwischen perzeptiv und relativ
mit Tiefenkompensation. Das einzige Argument das ich höre, ist der Wunsch nach
Gleichheit. Eine reprotechnische Begründung fehlt mir bis heute. Solch eine
Begründung wäre z.B. dass die Wiedergabe im Offsetdruck durch die Aufhellung
unharmonisch wirkt. Vergleicht man Drucke gemacht mit den beiden
Separationsarten (perzeptiv und farbmetrisch) finden viele Anwender die
erstere harmonischer, den meisten fällt es aber garnicht auf. Das Ganze ist
mehr ein Photoshop-Effekt als ein wirkliches Problem.
Viele Grüße
Günter Bestmann
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Dr. Günter Bestmann
Heidelberger Druckmaschinen AG
Forschung und Entwicklung
Dr.-Hell-Straße
24107 Kiel
Tel.: +49 (0) 431/3863887
Mail: Guenter.Bestmann(a)Heidelberg.com <mailto:Guenter.Bestmann@Heidelberg.com>
-----Original Message-----
From: eci-bounces(a)lists.callassoftware.com
[mailto:eci-bounces@lists.callassoftware.com] On Behalf Of Juergen Jeibmann
Sent: Friday, January 26, 2007 11:58 AM
To: eci(a)lists.callassoftware.com
Subject: [ECI] Neue ISO Profile und erste Erfahrungen
Liebe Listenteilnehmer,
ich habe die neuen Profile mittlerweile auch installiert und konnte bei ersten
Tests einen Effekt beobachten, der eine schon länger bestehende Frage erneut
aufgeworfen hat.
Bei der bisherigen Umwandlung von ECI-RGB in ISOcoated in Photoshop hat mich
immer gestört, dass bei der perzeptiven Umwandlung eine deutliche Aufhellung
zu beobachten war. In RGB bearbeitete Bilder erschienen immer merklich heller,
was man durch Aktivieren/Deaktivieren der Vorschau-Option im Fenster "In
Profil konvertieren" bereits gut sehen konnte.
Aus diesem Grund habe ich über längere Zeit auf ein Profil gesetzt, das Detlef
Fiebrandt mit seiner im übrigen sehr gelungenen CromoAssist Lösung
ausgeliefert hatte. Bei Umwandlung in sein "Offset_Bilderdruck.icc" tauchte
dieses Phänomen nämlich so nicht auf.
Bei ISOcoated, auf das ich der Kompatibilität wegen dann doch übergegangen
bin, habe ich mir geholfen, indem ich relativ farbmetrisch mit
Tiefenkompensation gewandelt habe. Hierbei taucht der Effekt nicht auf, das
Bild bleibt in der Helligkeit unverändert.
Interessant und für mich erklärungsbedürftig ist nun die Beobachtung, dass
ISOcoated_v2 auch bei perzeptiver Umwandlung keine Aufhellung mit sich bringt,
was ich als sehr positiv empfinde. Nun kann ich also auch problemlos mit
diesem Intent umwandeln ohne die unkontrollierte Aufhellung.
Dies ist für mich wichtig, da andere von mir genutzte Programme, z. B.
Capture One, keine relativ farbmetrische Umwandlung mit Tiefenkompensation
anbietet, weshalb ich schon über den Erwerb von ShadowMatch nachgedacht hatte.
Mich interessieren nun die technischen Hintergründe für die beobachteten
Phänomene.
Abschließend noch ein Wort zur Begrenzung des K-Wertes auf 95%. Ich persönlich
halte dies für eine absolut sinnvolle Entscheidung die praxisgerecht ist. Auch
die Zurücknahme der Gesamtfarbdeckung auf 330 Prozent kommt den meisten
Druckern entgegen. Wenn ich es recht verfolgt habe, gab es ja schon
modifizierte ISOcoated Profile, die diesem Anliegen gerecht wurden.
Das von Herrn Fiebrandt lancierte Offset_Bilderdruck.icc hatte i. ü. maximal
320 Prozent bei maximalen 95 Prozent Schwarz und hat immer tadellose
Ergebnisse geliefert.
Auch die Einschätzung was die Separation ausgehend von 0/0/0 RGB ausgeht,
trifft zumindest auf meine Arbeitsweise genau zu, da ich nur die Lichter
begrenze, so dass im CMYK Datensatz 3-5 Prozent Tonwert/Kanal entstehen, den
Schatten aber keine große Aufmerksamkeit widme. 0/0/0 kommt also häufiger vor.
Vielen Dank für Ihre qualifizierten Antworten.
Juergen Jeibmann
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