Hallo Herr Hürten,
Danke für den Hinweis auf den Artikel!
Auf der Cebit 2003 waren schon Prototypen mit LED-Hintergrundbeleuchtung zu
sehen. Der Farbumfang war riesig, die Gesamtwiedergabe entsprach aber noch
dem Status eines Prototypen. Für Werbezwecke waren die gezeigten Displays
aber auf den ersten Blick hervorragend (knallbunt und unglaublich hell).
Wie schnell Displays mit LED-Hintergrundbeleuchtung am Markt verfügbar sein
werden, hängt im Wesentlichen vom Preis ab. Die nächste Frage ist, ob sie
sich nicht nur für Bürobildschirme, Fernseher und Werbedisplays, sondern
auch als Softproofsystem für die Bildbearbeitung eignen. Spätestens dann
muss die Frage nach der Bittiefe bei der Grafikausgabe neu gestellt werden.
Soviel dazu.
Die rasante Entwicklung der Displaytechnologie, sowie deren neue
werbetechnische Nutzung ist aber auch unter einem ganz anderen Gesichtspunkt
äußerst interessant:
Welcher Farbraum eignet sich aus heutiger Sicht langfristig am besten für
die Archivierung von Bilddaten? (na ja - altes und doch immer wieder
aktuelles Thema, dazu hatten Sie vor einigen Wochen auch schon ein paar
Kommentare geschrieben)
Laut Lumileds (Hersteller) liegen die möglichen Primärvalenzen außerhalb der
NTSC-Primärvalenzen. Mit anderen Worten: wenn diese Aussage stimmt, wird der
Farbraum dieser Monitore GRÖSSER ALS ECI-RGB sein!!! Die extrem hohe
Lichtausbeute dieser Systeme macht ferner einen Einsatz dieser Technologie
in der Außenwerbung denkbar. Dies gibt einen ersten Vorgeschmack darauf, was
wir in der Displaytechnologie in den nächsten Jahren noch erwarten können.
Nebenbei: unser Barco sieht neben unseren neuen Flachdisplays bereits heute
schon äußerst blass aus - im wahrsten Sinne des Wortes! ;-)
Auch die Printsysteme werden ständig verbessert. Trotzdem wird die "Schere"
zwischen Bildwiedergabe per Display und Print in den nächsten Jahren vmtl.
größer werden.
Geht man nun zudem davon aus, dass in der Werbung (Messestände,
Außenwerbung, Schaufenster,...) trotz z.Zt. noch immenser Kosten bereits
jetzt schon immer mehr Displays (heute meist Plasmabildschirme,
LED-Großbildwände, etc.) eingesetzt werden, erscheint die Diskussion der
letzten zwei Jahre um kleinere, dem Gamut von Druckverfahren (den bisher
einzig relevanten Wiedergabesystemen) nähere Farbsysteme zum Abspeichern und
Archivieren von Bilddaten in neuem Licht!
Mit großen für Werbezwecke einsetzbaren Flachbildschirmen haben wir in
wenigen Jahren ein wichtiges neues Wiedergabemedium für Stand- wie
Laufbilder. Systeme mit LED-Beleuchtung können laut der von Lumileds
veröffentlichten Parameter einem Farbraum wie ECI-RGB zu 100% nutzen.
Man wird sich wohl auch in der digitalen Fotografie daran gewöhnen müssen,
dass - wie ehemals beim Dia - die Originalaufnahme (die Reserven für alle
Ausgabemedien haben sollte) und deren Wiedergabe in einem bestimmten
Druckverfahren sich durch die Grenzen des Druckverfahrens unterscheiden
können.
Die Farbreduzierung durch das jeweilige Druckverfahren läßt sich in Soft-
und Hardproof gut simulieren, ohne die Daten im Druckfarbraum zu speichern.
Zu Zeiten der analogen Fotografie wäre niemand auf die Idee gekommen, einen
Diafilm mit reduzierter Farbsättigung und geringem Dichteumfang zu fordern,
damit die Wiedergabe der Vorlage schon auf dem Dia weitgehend dem späteren
Druck entspricht.
Die "Originale" sollten - entsprechend dem Dia im analogen Workflow - in
einem großen, universellen Farbraum gespeichert werden (sofern der
Kamerafarbraum nicht bereits sehr klein ist - "Aufblasen" bringt meist
nichts). Der dafür z.Zt. vmtl. am besten geeignete "Standard"-Farbraum ist
nach wie vor ECI-RGB (obwohl inzwischen schon 5 Jahre "alt"). Dieser
Farbraum hat sich in Druck und Fotofinishing - trotz z.T. deutlicher
"Überhänge" bewährt. Der Aufbau als Matrixfarbraum bringt im Vergleich zu
einem LUT-Profil ferner praktische Vorteile (Dateigröße, Linearität,...).
Die Archivierung von digitalen Aufnahmen sollte also in ECI-RGB und - sofern
möglich - in 16 bit erfolgen.
Wird ein professionelles Kamerarückteil an farbmanagementfähiger Software
betrieben, ist dies sehr einfach. Auch einige SLRs können inzwischen mit
entsprechender Software z.B. von PhaseOne nachgerüstet werden.
Es fehlt allerdings noch die Möglichkeit zur Speicherung der Bilder in
ECI-RGB bei typischen Reportagekameras innerhalb der Kamera. Schön wäre
natürlich die freie Wahl zumindest des Arbeitsfarbraumes, indem ein Profil
für den Arbeitsfarbraum direkt auf die Kamera geladen werden können.
Technisch dürfte dies kein Problem sein. sRGB und AdobeRGB sind schließlich
ebenfalls Matrix-Farbräume. ECI-RGB ist aber leider in Fernost anscheinend
noch nicht verbreitet. Hier ist es an uns Anwendern, die Hersteller
entsprechend zu fordern!
Interessant wären jetzt an diesem Punkt natürlich Stellungnahmen der
Kamerahersteller. Gibt es eine Kamera die ECI-RGB oder ein ladbares
"Custom-RGB" als Arbeitsfarbraum bietet? Wurde darüber bereits nachgedacht?
Ideal wären natürlich das Laden individueller Kamera- UND
Arbeitsfarbraumprofile (a la Scanner), allerdings direkt auf die Kamera .
Die Kastrierung der Kameradaten auf sRGB, damit die Bilder am
durchschnittlichen Monitor bei Betrachtung ohne Farbmanagement, sowie beim
Print ohne Farbmanagement bunter aussehen, ist heute im professionellen
Workflow wirklich nicht mehr zeitgemäß. Statt Adobe-RGB wäre mir, wie vmtl.
vielen anderen Anwendern ECI-RGB deutlich lieber.
Auch kleinere, dem Druck nähere Farbräume eignen sich unter obigem
Gesichtspunkt weniger für die mittel- und langfristige Archivierung der
"Original"-Aufnahme, sondern nur zur Datenübermittlung in aktuellen
Druckjobs. Der sichere Umgang mit stark unterschiedlichen Farbräumen
erfordert etwas Sorgfalt. Schränkt man den Farbumfang der Aufnahme von vorn
herein schon vor der Druckdatenherstellung (aber möglichst erst nach der
Archivierung des Originals) künstlich ein, fallen Anwendungsfehler in der
Weiterverarbeitung der Daten nicht mehr so auf. Hier haben kleinere,
druckorientierte Arbeitsfarbräume/Farbsysteme ihren Platz.
Wer durch die Produktion bedingt Druckdaten oder drucknahe Daten speichern
muss, sollte eine parallele Archivierung der Originalbilder in
(unkastriertem) ECI-RGB erwägen, wenn es sich bei den Daten nicht um
"Wegwerfware" handelt. Der Gesichtspunkt der Mehrfachverwertung, sowie die
optimale Nutzung des Kamerafarbraumes und die künftige
Verwertungsmöglichkeit über elektronische Displaysysteme ohne technische
Einschränkungen dürfte vor allem für Werbefotografen und Bildagenturen
wichtig sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Markus Hitzler
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Color Solutions Cologne
Markus Hitzler
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50827 Köln
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Email: markus.hitzler(a)color-solutions.de
Web:
http://www.basICColor.de
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basICColor - the basICCs of colormanagement
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Am 09.09.2003 12:00 Uhr schrieb "eci-request(a)lists.transmedia.de" unter
<eci-request(a)lists.transmedia.de>de>:
Message: 1
From: Clemens.Huerten(a)t-online.de (=?Windows-1252?Q?Clemens_M._H=FCrten?=)
To: "ListServer ECI-Org" <eci(a)lists.transmedia.de>
Date: Tue, 9 Sep 2003 09:25:15 +0200
charset="Windows-1252"
Subject: [ECI] Interessantes zum Thema Farbwiedergabe von LCD-Displays
Reply-To: eci(a)lists.transmedia.de
Hallo!
Habe gerade in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift c't 19 / 2003 einen
interessanten Artikel zu Trends in der LCD-Entwicklung gelesen.
Zusammenfassung:
Kaltkathodenlampen haben ein nadelspitzes, ungünstiges Lichtspektrum.
Zwei Alternativen versprechen gravierende Verbesserungen:
LED-Hintergrundbeleuchtung, die zudem in der Farbtemperatur regelbar
ist, automatische Regelungen bei Schwankungen der Betriebstemperatur
zulassen und wegen Fehlens von Quecksilber umweltfreundlich ist und
zudem bis über 100.000 Betriebsstunden Lebensdauer hat. Die diversen
Regelungen der LEDs schränken den Dynamikumfang des eigentlichen
Displays nicht ein.
www.lumileds.com und
www.luxeon.com
Eine Xenon-Lampe in einer Kachel im Display-Format, die man als
geschlossenes System von Osram bekommen kann
www.planon.de
Einen angenehmen und erfolgreichen Tag
das wünsche ich Ihnen
Clemens M. Hürten
IdeeCreativ - Werbung / Stuttgart
www.ideecreativ.de