Hallo Herr Franke, hallo alle Colormanger,
die Diskussion scheint sich allmählich zur Grundsatzdiskussion zu
entwickeln, was mir zeigt, daß Aufklärung immer noch notwendig ist -
12 Jahre nach Erfindung des ICC-Colormanagement. Colormanagement zu
Fuß gab´s ja schon in der Steinzeit.
Ich gehe auf weitere Fragen/Anmerkungen im Text ein.
Am 14.10.2005 um 16:12 schrieb Stephan Franke:
Karl Koch schrieb:
Hallo Herr Franke,
dazu habe ich nur eine Frage - wenn Sie die beantworten können
(und zwar nicht mit der Gegenfrage: "welches Verfahren, welche
Druckfarbe, welches Papier), gebe ich Ihnen Recht, sonst bleibe
ich uneingeschränkt bei meiner Aussage:
Wie sieht CMYK 0, 100, 100, 0 aus?
Gruß,
Karl Koch
Guten Tag Herr Koch und alle anderen, die auf meinen Beitrag
geantwortet
haben. Wie CMYK 0/100/100/0 aussieht, kann ich Ihnen leider nicht
sagen,
ohne das Ausgabeverfahren zu kennen.
Diese Frage war zwar ironisch gemeint, ist aber ernst und geht zum
Kern der Sache: Ohne die Bedingungen zu kennen unter denen die Daten
entstanden sind oder für die sie aufbereitet wurden, sind Farbwerte
in RGB und CMYK völlig unbestimmt und daher für die weitere
Verarbeitung "Schrott".
Aber lassen Sie mich nochmal meinen vorigen Beitrag erläutern. Ich
denke, dass viele Anwender in Agenturen und Druckvorstufe nicht mit
einem ICC-basiertem Workflow klarkommen. Sie wissen nicht an welcher
Stelle in einer Software Profile verwendet werden können und welche
Auswirkungen die Profile haben. Soll man Profile in Kundendateien
behalten oder rausschmeißen? Wenn ein Profil eingebettet ist, ist
es vom Bildlieferanten zufällig oder gezielt ausgewählt worden?
Addiert sich die Wirkung von Profilen? usw.
Wenn Sie Mitarbeiter in Druckereien und Druckvorstufenbetrieben
nach Farbmanagement fragen, merkt man schnell, dass die meisten
Mitarbeiter mit dem Thema nicht vertraut sind. Obwohl das Thema
Farbmanagement mit ICC-Profilen schon seit über 10 Jahren
diskutiert wird! In Ausbildung und Berufsschule bekommen die
angehenden Mediengestalter beigebracht, dass RGB der Farbraum für
das Web und CMYK der Farbraum für den Printbereich ist.
Was soweit richtig ist,
wenn man von Farbmodell und nicht Farbraum
spricht. Farbräume gibt es viele, und zwar im RGB und im CMYK
Farbmodell.
Viele von diesen Anwendern fühlen sich mit einem
4c-Workflow
sicherer und können einen Hautton besser nach seinem Anteil von
Magenta und Gelb als nach RGB-Werten beurteilen.
Hier muß wieder gefragt werden, in
welchem 4c-Workflow. Der
Offsetvorstufler meint Offset, der Tiefdruckretuscheur meint
Tiefdruck und schon sieht 100,100 wieder anders aus. Will heißen:
Auch CMYK-Daten brauchen ein Profil – oder (umständlicher und nicht
mehr zeitgemäß) eine genaue Beschreibung der gewollten Druckbedingungen.
Und ein Fotograf, der seinen Monitor und
Tintenstrahldrucker einmal
auf Offsetdruck/gestrichenes Papier kalibriert hat, besitzt
zumindest für dieses Ausgabeverfahren (das evtl. 95% seiner
Aufträge abdeckt) eine gewisse Produktionssicherheit. Den
farbverbindlichen Proof sollte der Fotograf zwar in der Druckerei
anfertigen lassen, aber auch damit haben viele Fotografen und ihre
Kunden kein Problem.
Zeigen Sie mir bitte den Fotografen, der mit Begriffen wie
GCR, UCR,
langes, breites oder Skelettschwarz etwas anfangen kann. Die
verantwortungsvolle Druckvorstufe separiert Daten nach
drucktechnischen Kriterien spezifisch und unter Anwendung dieser
Verfahren – auch mit Colormanagement und über ICC-Profile. Alles
über einen Kamm zu scheren, wie es der Fotograf im CMYK-Workflow
allenfalls tun KANN, ergibt eine Qualität, die unterhalb des
Machbaren und des Angestrebten bleiben muß.
Natürlich arbeiten wir dann nicht mehr medienneutral, wie Herr Keller
schrieb.
Selbst dann wären Sie noch medienneutral, falls das CMYK-Profil, in
das hinein konvertiert wurde, an die Daten angehängt wird.
Auch schränkt man evtl. den Farbraum eines Bildes
stärker ein,
als unbedingt notwendig. Und falls ein Drucker mit RGB-Daten
angesteuert werden muss, müssen die Daten wieder zurückkonvertiert
werden. Aber für viele Standardproduktionen spielen solche
Anforderungen eine untergeordnete Rolle.
Selbstt wenn ein anderes CMYK gebraucht
wird, muß noch einmal
umkonvertiert werden. Da wir es in dieser Stufe in aller Regel mit 8-
Bit Daten zu tun haben, kostet jede Konvertierung Qualität, selbst
wenn sich die Farbumfänge minimal, die Gradationen oder der
Schwarzaufbau aber deutlich unterscheiden.
Ich möchte ja niemanden missionieren, auf einen 4c-Worklow
umzusteigen, wenn sein ICC-basierter RGB-Workflow funktioniert und
alle an der Produktion beteiligten wissen, was sie tun.
Nur scheint es mir etwas zu dogmatisch zu sein, wenn man die Arbeit
eines Fotografen, der mit CMYK gute Erahrungen gemacht und sich auf
ein Ausgabeverfahren eingeschossen hat, als "Schrott" bezeichnet.
Das hat
mit Dogmatismus nichts zu tun, wenn man empfiehlt etwas
richtig zu machen. Daß alle anderen es falsch machen kann kein Grund
dafür sein, es ebenso falsch zu machen. Es ist eher ein Grund dafür,
anderen zu zeigen, wie es richtig geht. Ich weiß aus eigener
Erfahrung, daß dies manchmal der mühsamere, aber immer der lohnendere
und befriedigendere Weg ist.
Zur Anmerkung von Herrn König, was an einem ICC-basiertem Workflow
unsicher sein soll, kann ich nur auf viele Beiträge in dieser
Mailingliste verweisen, wo die Anwender immer wieder vor
erstaunlichen Problemen stehen.
...die aber mit Mitteln des Colormanagement lösbar
sind, während die
Probleme, die ohne Colormanagement auftreten (und das sind nicht
wenige, wie ebenfalls die Beiträge auf dieser Liste zeigen), nicht
gelöst werden können und daher gerne verdrängt, unter den Teppich
gekehrt oder zwischen den einzelnen Stufen in der Reproduktionskette
hin und her geschoben werden. Beweisbar ist am Ende nichts, der Dumme
ist der, dem zuerst die Argumente ausgehen. Der Kunde zahlt nicht,
wenn ihm das Ergebnis nicht "gefällt" weil keiner der "Fachleute"
nachweisen kann, daß er richtig gearbeitet hat. Ich kann Ihnen gerne
eine CMYK-Datei mit angehängtem Profil zuschicken, die in der Praxis
ohne Berücksichtigung dieses Profils gedruckt wurde. Die Druckerei
hat den Auftrag noch einmal gemacht - kostenlos! Wäre das Profil
nicht angehängt gewesen, hätte die Vorstufe oder der Fotograf geblutet.
Ich bleibe dabei: Unspezifizierte Daten können nur falsch
reproduziert werden, bei Daten mit (natürlich dem richtigen) Profil
hat man wenigstens die Chance, es richtig zu machen. Daran sollten
wir arbeiten ;-)
Gruß,
Karl Koch
Mit freundlichem Gruß,
Stephan Franke
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