Sehr geehrter Herr Simeunovic,
mit Verlaub, da haben Sie etwas gründlich missverstanden.
Bei der Entwicklung der Profile stand die Praxistauglichkeit unter
Standardbedingungen im Mittelpunkt. Standard im Sinn von alltäglichen
Druckbedingungen und damit eben *nicht* wie von Ihnen missverstanden
ein Spezialeinsatz. Praxistauglichkeit bedeutet, dass Erfahrungen mit
den alten Profilen (reduzierte Flächendeckungssumme, Separationen mit
erhöhtem Schwarzanteil, reduzierter maximaler Schwarz-Tonwert)
berücksichtigt wurden.
Bei der Entwicklung stand auch nicht die Arbeitsweise von Reproprofis
im Mittelpunkt - Profis dürften über die Mittel (Programme und Know-
How) verfügen, um eigenen Profile zu erstellen. Vielmehr wurde dem
Umstand Rechnung getragen, dass mehr und mehr Druckdaten von
»Fachlaien« erstellt werden.
Zu den Eigenheiten suboptimal aufbereiteter Druckdaten zählt, dass
beim Erstellen der Druckdaten immer häufiger Farbwerte eingestellt
(oder nicht korrigiert) werden, die von professionellen
Reprodienstleistern vermieden werden - etwa rgb 0/0/0 statt bspw.
8/8/8. Dass der Anteil dergestalt produzierter Daten zunimmt mag man
bedaueren - es ist aber schlicht eine Tatsache. Bei der Separation
mit dem alten Profil (Kmax 100) und der höheren Flächendeckungssumme
entstanden CMYK-Separationen, die mitunter zu massiven Druckproblemen
führten. Mit den gewählten Profilerstellungsparametern wird dieses
Risiko minimiert.
Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigte zudem immer wieder, dass
die im Standard festgelegten Sollwerte auf manchen Papieren nur durch
Anheben der Farbführung zu erreichen sind - speziell bei Schwarz.
Referenz ist für den Drucker wie Sie sicher wissen ein Proof. Auf
besagten Papieren kann die Proof-zu-Druck-Übereinstimmung nur durch
verstärkte Schwarzführung erreicht werden. Um dies ohne Probleme für
die Wiedergabe der Tiefenzeichnung zu ermöglichen, wurde die
Einstellung für K max von 100 auf 95 Prozent reduziert.
Damit erstellte *Separationen* erleichtern dem Drucker die Arbeit,
ohne Abstriche bei der Farbwiedergabe orientiert am farbverbindlichen
Proof. Insofern kann ich Ihrer Schlussfolgerung, die neuen Profile
nur für den Proofeinsatz verwenden zu können nicht folgen.
Mit freundlichen Grüßen,
Florian Süßl
Am 23.01.2007 um 15:46 schrieb Mario Simeunovic:
Sehr geehrter Herren,
vielen Dank für die prompten und ausführlichen Antworten. Ihre
Kommentare
bestätigen ein wenig meine Vermutung. Die beiden neuen Profile
entsprechen
in erster Linie den Bedürfnissen des Anzeigendrucks in hohen
Auflagen. Damit
der Drucker mal ordentlich Gas geben kann, wenn die schwarze
Schrift nicht
satt genug kommt, wie Herr Süßl schon ausgeführt hat. Bei der
Konzeption der
Profile wurde zugunsten dieses Spezialeinsatzes oder kann man
sagen, im
Interesse von Großdruckereien, auf den Anspruch eines weitestgehend
universellen Einsatzes im Offsetdruck verzichtet. Eine Eigenschaft,
die ich
beim Vorläufer ISO coated geschätzt habe. Anders ausgedrückt, wird ein
technisches Problem im Auflagendruck mal eben an den Profilanwender
oder die
Litho weitergereicht.
Eine Trennung in Profile mit denen ich separiere und anderen mit
denen ich
proofe scheint mir wenig zweckmäßig im Sinne eines konsistenten
Workflows
beim Anwender.
Bitte nicht falsch verstehen, ich habe grundsätzlich nichts gegen
ein Profil
mit den angegebenen Eigenschaften, nur sollte dieses den Rang eines
Spezial-Proof-Profils für den Akzidenzdruck bekommen und nicht der
umgekehrte Anspruch erhoben werden. Als Nachfolger für ISO coated
überzeugt
mich ISO coated v2 deswegen nur bedingt.
Meine beschriebene "Spezialanforderung" ist im übrigen die Anforderung
zweier unserer Kunden, Luxusuhren und Schmuck Produzenten, die in
dieser
Weise aufgebaute Lithodaten für weltweite Anzeigenschaltungen
ausliefern.
Mit freundlichen Grüßen
Mario Simeunovic
am 23.01.2007 13:10 Uhr schrieb Bestmann, Guenter RD-PN32 unter
Guenter.Bestmann(a)heidelberg.com:
Hallo Herr Simeunovic,
Ich verstehe zuerst einmal Ihre Anforderung nicht. Bildmotive, die
aus einer
oder zwei Farben und Schwarz aufgebaut sind, sind ja bereits
separiert. Hier
erübrigt sich doch der Einsatz dieses Profils für die Separation.
Für einen
Proof ist das ISOcoated_v2 dann durchaus einsetzbar, da hier ja
nicht die
Separationstabelle mit der Begrenzung auf 95% eingesetzt wird. Bilder
aufgebaut aus Cyan und Schwarz werden auch bei 100% Schwarz
korrekt geprooft.
Zur Begrenzung von K = 95 hat Hr. Süßl bereits in einer anderen
Mailingliste
folgendes geschrieben:
"The decision to reduce the maximum ink limit of black (Kmax) to
95% is based
on printer's experience.
More and more image data is prepared by non skilled persons
setting the dark
point of images to rgb 0/0/0 (instead of say 8/8/8, the values
skilled
prepress staff would choose). Some digital cameras deliver the
same values.
Color conversions using the previous profiles (with kmax 100)
ended up with
areas of 100% tone value of black ink *and* the risk of blocked
shadow
details. The latter is caused by the common situation where the
press minder
is forced to increase black ink density at press time (to e.g. get
darker
black text). Details in the range between say 95% and 100% black
ink simply
are lost in this case.
Reducing K leaves more room for the printer to increase the ink layer
thickness without the risk of loosing visible difference in dark
areas"
Zitat Ende
Drucktechnische Erprobungen des Profils haben im Vergleich zu
anderen Profilen
mit K=100% keinerlei negative Auswirkungen gezeigt. Im Gegenteil, bei
Überfärbung im Schwarz war eine geringfügig bessere
Differenzierung zu
beobachten.
Das ISOcoated_v2 Profil ist ein Standardprofil, das in der
überwiegenden
Mehrzahl aller Anwendungen gute Ergebnisse zeigt. Es gibt aber auch
Anwendungen in denen es in diesem Farbaufbau nicht so gute
Ergebnisse zeigt.
Hier muss man sich dann ein angepasstes Profil generieren oder
generieren
lassen.
Ich persönlich hätte sogar ein Profil mit einem gemäßigten GCR von
50-60%
bevorzugt. Solch ein Profil zeigt ein wesentlich stabileres
Verhalten im Druck
bezüglich der Grauwiedergabe. Da es aber immer noch viele Anwender
gibt, die
in den Farbauszügen editieren und mit GCR dann Probleme haben,
wurde das
Profil mit den beschriebenen Einstellungen erstellt.
Mit freundlichem Gruß
Günter Bestmann
---------------------------------------------------------------------
---------
------
Dr. Günter Bestmann
Heidelberger Druckmaschinen AG
Forschung und Entwicklung
Dr.-Hell-Straße
24107 Kiel
Tel.: +49 (0) 431/3863887
Mail: Guenter.Bestmann(a)Heidelberg.com
-----Original Message-----
From: eci-bounces(a)lists.callassoftware.com
[mailto:eci-bounces@lists.callassoftware.com] On Behalf Of Mario
Simeunovic
Sent: Tuesday, January 23, 2007 12:43 PM
To: eci(a)lists.callassoftware.com
Subject: Re: [ECI] [ANN] ECI Offset-Profile 2007
Hallo,
warum wurde in den beiden neuen Offset-Profilen
ISO coated v2 und
ISO coated v2 300
das max. Schwarz auf 95% begrenzt? Soll auf diese Weise eine
Pseudokompatibilität zum Tiefdruck Prozess hergestellt werden?
Ich halte das für eine unzulässige Beschränkung, die technisch
nicht begründet
ist und den Einsatz des Profils auf den reinen Akzidenzdruck
beschränkt. Sie
bedeutet eine konkrete kreative Einschränkung beim Einsatz von nicht
naturalistischen Bildmotiven mit monochromer Anmutung, d.h.
Bildmotiven die lediglich aus einer oder zwei Farben (Cyan,
Magenta oder
Gelb) plus Schwarz aufgebaut sind.
Mit besten Grüßen
Mario Simeunovic
am 19.01.2007 14:55 Uhr schrieb Alexander Röttinger unter
alexander(a)flavour.it:
Hallo Listenteilnehmer,
Kann jemand erklären was der potentielle Vorteil der 330%
Tonwertsumme
im Gegensatz zu den 300% max ist?
Umgekehrt ist es mir ganz klar warum weniger Farbe gut sein kann,
aber
welche konkreten Vorteile habe ich durch 30% mehr maximalen
Farbauftrag?
Mit freundlichen Grüßen,
mario simeunovic
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