Hallo Liste
In dieser Mail möchte ich nochmals auf einige Meinungen der letzten
Diskussion näher eingehen:
1. Würde man jetzt PDF/X-1a branchenweit empfehlen, dann verbaut man den
Anwendern den Weg für smarte Colormanagement-Workflows in der Zukunft
------------------------------------------------------
Dies sehe ich anders. Wenn ein Anwender gelernt hat durchgängig
profiliert bis zur fertigen PDF/X-1a inkl. Kontraktproof mit
Medienkeil-Auswertung zu arbeiten, hat er sehr viel
Colormanagement-Know-How erworben.
Wenn das Austauschformat PDF/X-3 für ihn echte Vorteile bringt, wird er
diese auch schnell nutzen können.
2. Wir brauchen nicht PDF/X-1a weil ja CMYKSpot PDF/X-3 gleichwertig ist.
-------------------------------------------------------
Solange man mit Produkten von Callas arbeitet, ist diese Aussage
richtig. Produkte die den direkten PDF/X Export ohne Distiller bieten,
werden gemäß der ISO-Norm in der Regel nur die Buttons für X-1a und X-3
vorhanden verfügen.
Anwender, die mittels Colormanagement zügig und effizient ein
CMYK-Dokument aufbauen, sollten für den direkten PDF/X Export auf jeden
Fall die 1a-Variante nehmen, wenn es nur Buttons für X-1a und X-3 gibt.
Wir hatten einen langen Thread in der Liste, daß der Prefligt beim
Versenden stattfinden sollte. Wenn Programme einen direkten PDF/X Export
bieten, dann bekommen wir genau dort die Vereinfachung, die für den
Massenmarkt so wichtig ist.
3. Die Diskussion um PDF/X-1a und PDF/X-3 hat religiösen Charakter
----------------------------------------------------------
Mit Sicherheit gibt es PDF/X-3 Befürworter die dieses für den heiligen
Gral des Colormanagements halten und die ewigen Nörgler für die
ICC-Profile grundsätzlich nur Ärger bringen, weswegen man diese
abschalten sollte wo es geht.
Anwender die solche Standpunkte vertreten, können letztendlich nur
"religiöse" Diskussionen führen.
Mir geht es allerdings um etwas Anderes. Bei der Optimierung von
Produktionsabläufen mit Colormanagement und PDF muß sehr sorgfältig
abgewogen werden, ob eine höhere Flexibilität im Colormanagement den
höheren Aufwand in der Qualitätssicherung rechtfertigt.
Vollständiges PDF/X-3 bietet für die Zukunft wirklich tolle Optionen und
ich bin froh, daß es diesen ISO-Standard gibt.
Beim jetzigen Stand der DTP-Programme, der Druckertreiber, der
Proof-RIPs, der Belichter-RIPs und der Programme zur ICC-Profilerzeugung
ist vollständiges PDF/X-3 aber noch ein zu zähmendes "Monster" wenn es
um Qualitätssicherung und Fehlervermeidung geht.
In einigen Jahren kann das ganz anders aussehen.
Wenn wir aber zum jetzigen Zeitpunkt der Technologie die Anwender nicht
über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen X-1a,
CMYKSpot-PDF/X-3 und vollständigem PDF/X-3 aufklären, lassen wir sie mit
einer verkürzten Empfehlung für PDF/X-3 ins offene Messer laufen.
3. PDF/X-1a ist prinzipiell eine große Einschränkung im
Colormanagement-Workflow
-------------------------------------------------------
Natürlich kann man mit PDF/X-1a in Bezug auf Colormanagement weniger
machen als mit PDF/X-3. Trotz dieser Beschränkungen lassen sich auf
dieser Basis auch eine Reihe von High-End Anwendungen im Colormanagement
durchführen. Da ein PDF/X-1a Dokument durch den Output-Intent eindeutig
charakterisiert ist, kann auf dieser Basis das komplette Dokument auf
andere Druckfarbräume gewandelt werden. Offset-Tiefdruck
Konvertierungen, Umwandlung von Offset gestrichen auf Zeitungsdruck,
Aufbereitung von Offsetdaten für den digitalen Großformatdruck kann
wunderbar mit PDF/X-1a durchgeführt werden.
Einigt man sich auf einen Offset-Standard wie z.B. ISOcoated, dann ist
eine Optimierung von Farbtransformationen weitaus einfacher als mit
PDF/X-3, da alle Quell-Daten durchgängig den gleichen Gamut (z.B.
ISOcoated) haben, und es ein genau beschriebenes Ziel wie PSR für den
Tiefdruck oder QUIZ für den Zeitungsdruck gibt.
Desweiteren können über PDF/X-1a problemlos verschiedene
Schwarzaufbauten für verschiedene Motive im Colormanagement verwaltet
werden.
Mit diesen Argumenten geht es mir nicht um eine grundsätzliche
Diskussion ob PDF/X-1a oder PDF/X-3 besser ist. Welche Variante wann
verwendet wird, müssen Datenlieferant und Druckerei jeweils Fall für
Fall klären.
Die Aussage, daß PDF/X-1a für smartes Colormanagement ungeeignet ist,
halte ich allerdings für falsch.
In meiner eigenen Beratungstätigkeit werde ich mich im High-End
Colormanagement übrigens u.a. auf die Optimierung von CMYK zu CMYK
Farbtransformationen auf der Basis von PDF/X-1a ISOcoated Daten
konzentrieren. Dies ist zwar nicht der große Wurf im Sinne von PDF/X-3,
aber in meinen Augen ein sinnvoller Schritt um einfache Datenerstellung,
effiziente Qualitätssicherung und hohe Automatisierung zu verbinden.
Mit farbigen Grüßen aus Berlin
:-) Jan-Peter Homann
--
-------------------------------------------------------
- Neue Adresse -
-------------------------------------------------------
colormanagement.de ---------- fon/fax +49 30 611 075 18
Jan-Peter Homann ------------- mobile +49 171 54 70 358
Kastanienallee 71 -------
http://www.colormanagement.de
10435 Berlin --------- mailto:homann@colormanagement.de