Hallo zusammen,
es ist schade, dass Du Manfred PhotogamutRGB als Konkurrenz zu DVS-Plus
zu sehen scheinst, was es de facto nicht ist. Es soll ECI-RGB aufgrund
der bekannten Probleme als Arbeitsfarbraum ersetzen und könnte damit
auch ECI_RGB als Vehicel für DVS-Plus ersetzen.
Doch zu den fachlichen Kommentaren:
Wer allerdings bemüht ist, die naturgegebenen
Grundlagen und
Qualitäten
der
Fotografie möglichst unverändert und gleichzeitig kontrolliert durch
unsere
heutigen digitalen Prozesse zu schleusen, kann von photogamutRGB³ nur
enttäuscht sein.
PhotogamutRGB erhält die maximale Qualität der Bilder aus digitalen
Kameras, die sich auf allen bekannten Ausgabegeräten wiedergeben lässt
und kappt dabei den Overhead von ECI-RGB. DVS Plus vereinheitlicht die
Ausgabe auf allen Geräten und muss dabei naturgemäß die Bereiche kappen,
die nicht auf allen Geräten ausgebbar sind. Wir haben mit der letzten
uns zugänglichen Version (2.03) von DVS-Plus Versuche gemacht und genau
dieses Verhalten festgestellt. DVS Plus vereinheitlicht also, reduziert
damit die Qualität und nutzt nicht das maximale Potential eine jeden
Gerätes.
Will der Anwender die Vereinheitlichung, so ist DVS-Plus der richtige
Weg. Will er die maximale Qualität, so ist PhotogamutRGB der bessere
Weg.
Es reicht nicht aus, einen individuellen
Gerätefarbraum
zu
verwenden und zu optimieren, damit er alle uns bekannten
Ausgabeverfahren³
abdeckt.
Bei einem über mehr als 50 Geräten und Verfahren gemittelten Profil
lässt sich kaum von einem individuellen Gerätefarbraum sprechen. Zumal
dieses Profil hinsichtlich Gamut, Graubalance und Wiedergabeverhalten im
unprofilierten Workflow noch optimiert wurde.
Wesentlich ist allerdings, dass dieses Profil kräftig
eigenständige
Bildbearbeitung vornimmt, also die farblichen Relationen der
Originaldaten
willkürlich verändert. Das ist nicht akzeptabel. Auch
ist die
Problematik
der unterschiedllichen Interpretation durch
verschiedene
Rendering-Intents
nicht gelöst.
Natürlich kann man bei einem synthetischen Profil aus Photoshop alle
Rendering-Intents mit der gleichen Tabelle versehen. Das könnten wird
mit PhotogamutRGB auch machen und nur die relativ farbmetrische Variante
anbieten. Wir halten aber die Möglichkeit der Zeichnungserhaltung in den
hoch gesättigten Bereich aufrecht indem wir den perzeptiven Intent im
Profil belassen. Als Standardeinstellung empfehlen wir aber relativ
Farbmetrisch mit Tiefenkompensierung und sind damit genauso kontrolliert
wie DVS-Plus.
Wenn ein nicht gründlich ausgebildeter Anwender das
Profil aus
Unwissen oder Versehen zuweist (anstatt zu konvertieren), ist der
Farben-
Gau perfekt.
Wenn er dieses mit ECI-RGB tut (z.B. im Vorfeld von DVS-Plus), so stimmt
die Aussage. Der Gau ist perfekt, weil das zuweisen von ECI-RGB zu
katastrophalen Bildergebnissen führt. Genau das haben wir bei
PhotogamutRGB mit der Anlehnung an den Consumerfarbraum sRGB zumindest
für niedrig gesättigte Farbtöne verhindert.
Ich wäre erfreut, wenn Sie alle das einmal testen und uns Rückmeldung
geben.
Hier schon einmal das Feedback von Jesko von Oeynhausen:
Zu den Rahmenbedingungen:
-Fotografiert mit Canon Powershot G5, manueller WB auf Graukarte,
beleuchtet mit Hedler Halogen Tageslichtleuchten.
-In Photoshop geöffnet, jeweiliges Profil zugewiesen, gedruckt mit
eigenem
Druckerprofil auf Epson Photo 890 (erstellt mit der
Gretag
Eye1-Software)
-Beurteilt im Vergleich zum Original unter gleicher Beleuchtung wie
bei
der Aufnahme
Nach visueller Beurteilung ergibt sich folgendes Urteil:
- Beide liefern auf den ersten Blick absolut akzeptable Ergebnisse
- Unterschiedliche Rottöne, die alle sehr gesättigt sind, werden im
sRGB-
Bild besser (natürlicher, richtiger Farbton bei hoher
Sättigung)
dargestellt.
- Die Grüntöne werden vom PhotoRGB viel zu Blau und dunkel
wiedergegeben
(insbesondere Fuji-Filmpackung)
- In den Blautönen sind keine großen Unterschiede zu erkennen,
PhotoRGB
arbeitet etwas dunkler, was der Realität näher kommt
- Die Gelbtöne sind im PhotoRGB satter und gelber, 100 Punkte für
korrekte
Darstellung der UHU-Tube
- Keine Unterschiede stelle ich fest in Hauttönen, Brauntönen,
Magenta,
und auch in der Graubalance
Ich hoffe, ich konnte irgendwie weiterhelfen. Da wir viele Fragen
bzgl.
Arbeitsfarbraum bekommen und ich mich ein bisschen mit
dem Thema
beschäftige, interessiert mich die Geschichte brennend.
Wäre nett, wenn Du mich auf dem laufenden hältst.
Viele Grüße ins sonnige Köln,
Bis dann, Jesko
Wie Sie sehen, sind die Vorwürfe von Manfred Dilling fachlich nicht
haltbar und ich würde mich über die oben beschriebene Kombination der
beiden Verfahren freuen.
Einen Gruß aus Köln
Dietmar Wueller
Image Engineering Dietmar Wueller
Dietmar Wueller
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www.image-engineering.de
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Manfred Dilling [mailto:md@mdilling.de]
Gesendet: Mittwoch, 6. August 2003 22:48
An: Dietmar Fuchs; info(a)photogamut.org
Betreff: Re: Neuer RGB Arbeitsfarbraum "PhotogamutRGB"
Wichtigkeit: Hoch
Hallo Freunde der Farben,
vielen Dank, dass ihr mich zur Beurteilung des "photogamutRGB" mit
eingeladen habt. Schön auch, dass wir jetzt noch einen RGB-Farbraum
haben,
der zum Beschreiben und Transportieren von Farbe
besser geeignet ist,
als
alle anderen. Diejenigen Bildbearbeiter, die Farbräume
danach
beurteilen,
> welcher gerade den schönsten Farbeindruck für irgendein Motiv liefert,
> werden dankbar für die neue Option sein.
Wer allerdings bemüht ist, die naturgegebenen
Grundlagen und
Qualitäten
der
Fotografie möglichst unverändert und gleichzeitig kontrolliert durch
unsere
heutigen digitalen Prozesse zu schleusen, kann von photogamutRGB³ nur
enttäuscht sein. Es reicht nicht aus, einen individuellen
Gerätefarbraum
zu
verwenden und zu optimieren, damit er alle uns bekannten
Ausgabeverfahren³
abdeckt. Auch eine perfekte Graubalance³ ist nur ein Faktor, den man
von
> Fachleuten wie euch wohl als Voraussetzung erwarten kann.
Wesentlich ist allerdings, dass dieses Profil kräftig
eigenständige
Bildbearbeitung vornimmt, also die farblichen Relationen der
Originaldaten
willkürlich verändert. Das ist nicht akzeptabel. Auch
ist die
Problematik
der unterschiedllichen Interpretation durch
verschiedene
Rendering-Intents
nicht gelöst. Wenn ein nicht gründlich ausgebildeter
Anwender das
Profil
aus
Unwissen oder Versehen zuweist (anstatt zu konvertieren), ist der
Farben-
Gau
perfekt.
Das dient alles dazu, die Verwirrung um den richtigen Weg in der
Bilddatenverarbeitung noch weiter zu steigern, anstatt endlich für
Klarheit
zu sorgen.
Mein Fazit: ein im digitalen Farbmeer Ertrinkender findet in
photogamutRGB
einen zusätzlichen Rettungsring, wer sicher und
professionell
produzieren
will, muss allerdings andere Wege gehen. Der
Fotografie wird damit
nicht
gedient.
Mit besten Grüßen
Manfred Dilling
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Manfred Dilling
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