Hi Markus,
ich bräuchte bald die Kontrollstreifen ....
Servus
Andi
Am 25.11.2005 um 18:53 schrieb Markus Hitzler, Color Solutions:
Hallo Peter, hallo Herr Hürten,
Date: Fri, 25 Nov 2005 15:20:10 +0100
From: Peter Karp <qmailing(a)karpfenteich.net
Subject: Re[2]: [ECI] Software zur Monitorkalibierung
Hallo,
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist, ob die
Monitorkalibrierung und
Profilierung mit Spektralfotometern oder mit Colorimeter-Messköpfen
vorgenommen wird. Den ersteren ist der Vorzug zu geben, weil nur
diese
Messgeräte genau genug messen.
Solche pauschalen Aussagen sind mit großer Vorsicht zu genießen. Ein
Spektralphotometer ist nicht zwangsläufig genauer, als ein
Colorimeter. Das Messprinzip sagt nichts über die Genauigkeit aus.
Spektralphotometer sind/waren oft teuerer und aufwendiger als
Colorimeter gebaut und deswegen stimmt diese Aussage _manchmal_,
aber
z.B. werden die Eizo-Monitore aus gutem Grund im Werk mit einem
_Colorimeter_ (dem Minolta CA-210) kalibriert... ;-)
Vorteil eines Spektralphotometers ist, dass ein Normfarbwert für
verschiedene Bedingungen (Lichtart/Beobachter) ausgerechnet werden
kann. Beim Monitor ist das aber nicht relevant, da der Monitor ja
Selbstleuchter ist.
Die Colorimeter, die wir in der Praxis nutzen (i1 display /
basICColor SQUID
und X-Rite DTP94 / Monaco Optix XR) benötigen für CRT und TFT
verschiedene
Weißpunktkalibrierungen. D.h. die Geräte müssen beim Hersteller
auf den
heutigen durchschnittlichen Röhren- und Flachbildschirm abgestimmt
werden,
weil die Filter (bzw. spektrale Empfindlichkeit der Kanäle) nicht
ideal
sind. Die verschiedenen Weißpunktkalibrierungen fangen also die
Sensormetamerie dieser einfachen Colorimeter ab.
Ergebnis: funktioniert heute in der Praxis meistens (je nach
Monitor) recht
gut, durch diese einfachen Colorimeter ist eine heute brauchbare
Monitorkalibrierung auch sehr preisgünstig geworden - und damit
ist eine
wesentliche Forderung des Marktes erfüllt.
"Ketzer"-Frage1: was ist der durchschnittliche Monitor heute?
"Ketzer"-Frage2: was ist der durchschnittliche Flachbildschirm in
2, 3, 4
Jahren?
;-)
Spektralphotometer erfassen mehr Farbinformation. Sie benötigen diese
unterschiedlichen Weißpunktkalibrierungen i.d.R. nicht. D.h. dass
sie auch
heute meist zuverlässiger arbeiten, wenn es darum geht mehrere und
sehr
verschiedene Monitore zu kalibrieren.
Die Hardware ist aber nicht alles - ein wesentlicher Punkt ist
auch die
Messsoftware dahinter. So können mit demselben Spektralphotometer bei
Einsatz intelligenter Software durchaus bessere Messergebnisse
erzielt
werden:
Die 10nm-Schritte der verfügbaren Spektralphotometer reichen nicht
wirklich,
um das Spektrum eines Selbstleuchters exakt zu erfassen. Mit
Intelligenz in
der Mess- bzw. Kalibriersoftware kann die praktische
Messgenauigkeit bei
einem Spektralphotometer jedoch noch deutlich gesteigert werden,
da mit
einem Spektrum einfach mehr anzufangen ist. Ein Colorimeter liefert
praktisch nur 3 Werte - die kann man als Softwarehersteller nur
glauben -
oder auch nicht. ;-)
Intelligente Farbmessdatenoptimierung ist ohne zusätzliche
Informationen bei
einfachen Colorimetern leider nicht drin. Maximal sind statische
Korrekturen, z.B. weitere softwareseitige Sensormetamerie-
Korrekturen (bzw.
Weißpunktkalibrierungen) für bekannte Lichtquellen möglich.
Bei Spektralphotometern kommt man über die Analyse der vom Messgerät
gelieferten Spektralkurve deutlich weiter.
...
>> Ein wie ich meine sehr
vorteilhaftes Feature der
>> Monitor-Profilierungssoftware ist die L-gleichabständige
>> Profilierungsmethode. Dabei arbeitet der Monitor nach erfolgter
>> Kalibrierung und Profilierung nicht mehr mit einem definierten
>> Gamma-Wert,
>> sondern mit der optimalen Annäherung der Darstellung an das
>> menschliche
>> Seh-Empfinden.
> L* als Schritt in die Richtung für
einen CIELAB-Workflow ist sicher
> eine Möglichkeit. Die Vorteile können aber _nur_ dann wirksam
> werden,
> wenn man auch mit einem entsprechenden Arbeitsfarbraum arbeitet.
> Wichtiger als eine bestimmte Empfehlung für ein Gamma oder
> L*-Kalibration ist, dass die Daten _direkt_ in dem dazu passenden
> "Gamma" erzeugt (nicht konvertiert!) werden. Sonst kann man sich
> solche feinen Überlegungen sparen, die sich nur in besonderen
> Testbildern (z.B. Grauverlauf) auswirken.
Die LStar-Kalibrierung hat einen allgemein gültigen Vorteil: sie
verteilt
die 256 Stufen, die uns Betriebssystem/Grafikkarte zur Verfügung
stellen,
für das menschliche Auge optimal. Die Kodierungseffizienz des
Anzeigesystems
wird dadurch - unabhängig vom Datenfarbraum - maximiert.
Das Monitorsystem steht in der Wiedergabekette zwischen Datensatz und
Mensch. Man kann nun seine Eigengradation entweder an die
Gradation der
Daten oder an die Gradation des Betrachters anpassen. In beiden
Fällen wird
eine hohe Gesamtkodierungseffizienz der Wiedergabekette erreicht.
Daten
liegen aber in verschiedenen Farbräumen mit verschiedenen
Gradationen vor,
während der Betrachter immer ein Mensch sein wird. Deshalb ist es
sinnvoll,
das Anzeigesystem an das wichtigste Glied der Wiedergabekette, das
Auge des
Anwenders, anzupassen.
Optimale Verhältnisse erreicht man natürlich, wenn auch der
Datensatz bzw.
der Arbeitsfarbraum visuell gleichabständig ist (wie z.B. LStar-
RGB). Aber
auch andere Arbeitsfarbräume lassen sich so sehr gut darstellen. Die
LStar-Kalibrierung ist insbesondere dann die beste Wahl, wenn
Daten aus
unterschiedlichen Farbräumen angezeigt werden sollen (und wer
arbeitet in
der Praxis schon durchgängig in einem einzigen Farbraum).
Spätestens wenn
CMYK-Daten oder eine Drucksimulation gefragt sind, ist eine
Gamma-Kalibrierung ungünstig, da sich eine Gamma-Gradation - egal mit
welchem Gammawert - sehr stark von einer Druckgradation
unterscheidet.
Druckprofile nutzen als PCS i.d.R. L*a*b*. Hat der Monitor durch die
LStar-Kalibrierung bereits eine farbmetrisch exakt lineare
Gradation, wirkt
sich das positiv bei der Umrechnung vom Druckprofil zum
Monitorprofil aus.
Andere Gradationskurven für die Kalibrierung machen dann Sinn,
wenn wirklich
die gesamte Produktion in einem einzigen Arbeitsfarbraum erfolgt,
wie dies
z.B. im Bereich Fernsehen/Video der Fall ist. Für solche Fälle
kann in
basICColor display 4.0 (erscheint in Kürze), ein Referenzprofil
geladen
werden, dessen Gradation dann analysiert und für die
Monitorkalibrierung
benutzt wird. So kann z.B. für die Videotechnik sehr einfach die
originale
sRGB-Gradation (Licht/Mittelton: näherungsweise Gamma 2.2, Tiefen:
eher
ähnlich zu Lstar-RGB) auf beliebigen Monitoren realisiert werden.
> Viel Spaß beim Kalibrieren
> Peter Karp
Viele liebe Grüße und schönes Wochenende!
Markus
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