Hallo Listenteilnehmer,
nachdem ich die Diskussion über den ECI-RGB Farbraum verfolgt habe, hier
nun ein Statement von mir.
Wie ich bemerkt habe, gibt es offenbar viele Anwender, die schlechte
Erfahrung beim Einsatz des ECI-RGB als Arbeitsfarbraum machen. Ich
vermute, daß der Grund hierfür meistens in einem nicht komplett
Colormanagement "kompatiblen" workflow liegt.
Folgende Voraussetzungen sind meines Erachtens unabdingbar:
1. RGB-Scandaten, die von einem absolut korrekt profilierten Scanner
stammen. Ich meine auch hier "echtes" RBG, also keine
zurückkonvertierten CMYK-Daten! (gibt es wirklich).
2. Falls die Scansoftware den Daten keine Profile anhängen kann, ist
beim Öffnen in Photoshop ungemein wichtig, der Bilddatei zuerst das
richtige Scannerprofil zuzuweisen, bevor man in den ECI-RGB
Arbeitsfarbraum farbtransformiert. Beim Profilzuweisen werden keine
Daten verändert, sondern das Bild als in diesem (Scanner)-Farbraum
vorliegend beschrieben! (Man könnte auch ohne Probleme in dem
Scannerfarbraum retuschieren und weiterarbeiten, was aber auf Dauer
wegen der von Zeit zu Zeit nötigen Scannerneuprofilierung zu erheblichem
Farbtransformationsaufwand wegen unterschiedlichen Scannprofilen führen
kann.)
Auf keinen Fall darf den Daten direkt das ECI-RGB Profil zugewiesen
werden. (Das entspricht dem Versuch, einen BMW in einen Mercedes zu
transformieren indem man dem BMW die Aufschrift Mercedes verpasst - gilt
natürlich auch in umgekehrter Richtung) Falls den Daten das Scanprofil
anhängt, öffnet Photoshop das Bild in dem Scannerfarbraum. Jetzt kann
man sich dazu entscheiden, den ECI-RGB Farbraum als Arbeitfarbraum zu
wählen (was meiner Meinung nach der zurzeit bestmögliche Kompromiss
zwischen "großem" RGB und "kleinem" CMYK ist - wobei nicht jeder
CMYK-Farbraum als klein zu bezeichnen ist. Aus vielen sehr guten
Tiefdruck-Prozessen resultiert eine gar nicht so große
Farbraumkomprimierung aus ECI-RGB, auch kann jeder gewöhnliche
IRIS-Proofer mit den eigenen CMYK-Tinten sogar das ECI-RGB zumindest
visuell komplett abdecken, was die Erstellung von "Referenzproofen"
ermöglicht).
Also muß aus dem Scanprofil in das ECI-RGB farbtransformiert werden.
Erst dann, und auch nur dann, hat man - vorausgesetzt, der Monitor ist
korrekt porfiliert, "warmgelaufen", Umgebungslicht nicht oder nur in
5000K und dann sehr dezent vorhanden, dann hat man eine korrekte
Darstellung des Scans/Bildes im ECI-RGB Farbraum - vorausgesetzt, das
Scanprofil ist korrekt erstellt worden.
3. Falls man Dateien, die nicht als in einem bestimmten Farbraum durch
ein Profil vorliegend beschrieben sind verarbeitet, liegt es im Ermessen
des subjektiven Empfinden des Operators, ob die Daten o.k. sind oder
nicht. Der ECI-RGB Farbraum kann hier eine sehr große Sicherheit geben,
weil er sich nicht verändert! Jedes Ein- und Ausgabegrät unterliegt ja
Schwankungen. Wenn man aber seine Daten in nur diesem Farbraum
retuschiert, hat man immer einen - MEDIENNEUTRALEN - Datenbestand. Ich
glaube, den Begriff schon mal irgendwo gehört oder gelesen zu haben.
Worauf ich hinaus will: Man kann viel darüber diskutieren, welche
Vorzüge und Nachteile der ECI-RGB Farbraum hat, aber die meisten
Probleme liegen nicht im Farbraum selber sondern in der Art und Weise
wie er behandelt wird. Und korrekt behandelt, kann er als Digitales Dia
dienen. (Ein Optimum wäre erreichbar, wenn man direkt in ECI-RGB scannen
könnte, sich also eine Farbraumtransformation sparen könnte - vielleicht
durch eine spezielle Berechnung in der Scansoftware?) Das perfekte
Szenario wäre, daß alle Daten nur noch in RGB produziert werden und die
Farbraumtransformationen erst vor Ort (z. B. beim Verlag) oder "on the
fly" bei der Ausgabe durch die (natürlich hochwertigen) Druckprofile
erfolgt. Der einheitliche Standard ist dann ECI-RGB. Übrigens eine
Vorgehensweise, die derzeit durchaus möglich ist und in unserem Workflow
mit großem Erfolg praktiziert wird (natürlich mit den noch zur Zeit
vorhandenen Einschränkungen wie unten erwähnt).
4. Alles weitere steht und fällt mit den Ausgabeprofilen, wobei jede
Menge stehen und fallen kann. Mal abgesehen von den praktisch nicht
vorhandenen Schwankungen in der Auflage vor allem bei mehreren 10.000
Druck und mehr, der sehr guten, umfangreichen und ausgereiften
Colormangement-Unterstützung in den Programmen vor allem in Quark (man
darf sogar keine renderprioritäten vergeben - ein sehr nützliches
Feature, bestimmt gemacht um den Anwender nicht mit komplizierten
Colormangement-Begriffen zu verwirren).
Nun denn - genug jetzt.
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