Profiltest
by Bestmann, Guenter RD-PN32
Liebe Kollegen,
Ich möchte einige Kommentare zu den bisherigen Aussagen hier in der Mailing-Liste machen.
1. Das grundsätzliche Ziel ist es, ein Standardprofil zur Verfügung zu stellen, das möglichst viele Anwendungsfälle mit guter Qualität abdeckt. Es ist dabei nicht möglich, jedem gerecht zu werden. Die die es anders wollen (anderer Schwarzaufbau, anderes GamutMapping, andere Flächendeckung, etc.), können mit einem Tool ihrer Wahl ihre eigenen Profile generieren.
2. Um das Ziel Prozessstabilität stärker voranzubringen, war mein Vorschlag ein gemäßigtes GCR von 50% zu verwenden. Dies auch im Hinblick darauf, das heute keiner mehr Filme anschauen kann und kaum noch in den Separationen Farbkorrekturen an Bildern durchgeführt werden. (Wiederspricht übrigens auch dem Geiste der ECI, die ja medienneutrale Workflows propagiert).
3. PrintOpen zeigt bei "einigen" Einstellungen im GamutMapping und Schwarzaufbau Schwächen, insbesondere im Hauttonbereich. Bisher haben wir mit Schwarz-Länge 9 und -Breite 5 separiert. Es sind dann im Druck leichte Abrisse zu sehen, wenn der Kontrast im Hautton zu groß wird. Davon mal abgesehen, das hier handwerkliche Fehler des Fotografen vorliegen, liegen diese Hauttöne im Übergangsbereich zwischen der Grauache mit ihrem UCR und dem Buntbereich ohne Schwarz. Vergrößern wir die Schwarz-Breite auf 10 dann verschieben wir den Übergangsbereich und die leichten Abrisse treten in anderen nicht so kritischen Bereichen auf. Bei GCR 50 treten keine oder weniger Abrisse auf. Abrisse aufgrund starker Kontraständerungen lassen sich nie ganz vermeiden, es sei denn man macht starke Glättungen in den Profilen, die aber auch wieder Nebenwirkungen (Ungenaue Prooftabelle, Farbtonverschiebungen) haben können.
4. Zu den formalen Unterschieden zwischen PrintOpen und BasicColor:
- PrintOpen berechnet Separationstabellen für Perceptual, Relative Colorimetric und (!) Saturation Intent. Letzteres für die Wiedergabe von sRGB-Grafiken optimiert. BasicColor berechnet Separationstabellen für Perceptual und Relative Colorimetric Intent. Der Saturation Intent ist auf Perceptual gemappt.
- PrintOpen berechnet die inversen Tabellen zu den Separationstabellen für Perceptual und Relative Colorimetric Intent. BasicColor berechnet nur die inverse Tabelle für den Relative Colorimetric Intent. Wer DeviceLink-Profile für eine Prozesskonvertierung berechnen will, hat hier ein Problem.
- Das Gamut Tag in BasicColor wird nicht berechnet, es ist mit der Identität gefüllt, PrintOpen versucht hier ein einigermaßen korrektes Tag zu erzeugen. Ob es gebraucht wird, ist mir nicht bekannt, trotzdem sollte es gemäß der Spezifikation behandelt werden.
Ich meine, das diese formalen Unterschiede durchaus praxisrelevant sind und berücksichtigt werden sollten.
5. Zu den qualitativen Unterschieden zwischen PrintOpen und BasicColor:
- Über die Tabellen mit dem relativen (und absoluten) Rendering Intent (Prooftabelle) brauchen wir wohl nicht zu diskutieren. Sie sind ziemlich gleich. Wer mit RelCol und BPC separiert, wird keine Unterschiede feststellen (außer im Schwarzaufbau).
- In den Separationstabellen für Perceptual gibt es Unterschiede im Gamut Mapping, die letztendlich zu einer unruhigeren Wiedergabe in einigen Bildbereichen führen können. Dies hängt mit der Art und Zielsetzung des Gamut Mappings zusammen. Wir bemühen uns, den Buntton zu erhalten und die Helligkeit und Buntheit anzupassen. Dazu sind zwei Bereiche für Out-of-Gamut-Farben definiert. Farben die nahe dem Gamut liegen werden in den wiedergabbaren Farbkörper abgebildet, Farben weiter außen werden auf die Oberfläche abgebildet (Clipping). Dadurch sind Farbverläufe, die weit außerhalb des Gamuts beginnen und enden in den nicht wiedergebbaren Bereichen unruhiger (Abrisse). Man kann dies durch Glättung alles harmonischer machen, dann aber zu Lasten von anderen Farbbereichen. Der Kompromiss im Gamut Mapping hat sich bisher bewährt, es kann aber durchaus sein, dass er an geänderte Daten in der Vorstufe (Digitale Bilder mit extremen Farbumfängen) angepasst werden muss.
- Ziel von PrintOpen war es nie eine Separationstabelle zu generieren, die unter bestimmten Umständen der Photoshop-Parametrierung der Drucksimulation zu einem nicht sichtbaren Unterschied zwischen eciRGB und der Druckvorschau führt. Die Separationstabelle hat das Ziel den Helligkeitsumfang der Vorlage (L*=100 bis L*=0) auf den Helligkeitsumfang der im Druck erreichbar ist (L*=Papierweiß bis L*=Max.Flächendeckung) abzubilden. Über die notwendige Gradationskurve kann man trefflich streiten und da man das kann, gibt es in PrintOpen einige Schieberegler. Die Standardeinstellung in PrintOpen macht die Tiefen (und Mitteltöne) ein wenig heller, da im Druck eher mit zu viel Farbe und zu hoher Tonwertzunahme gefahren wird. Das mag bei guten Druckereien heute anders sein, aber wir wollen ein Profil zur Verfügung stellen, das sich an alle Druckereien wendet.
(Ich habe ehrlich gesagt auch nie verstanden, warum man die Druckvorschau in Photoshop mit Relative Colorimetric und BPC parametriert und nicht mit Absolute Colorimetric und Papierweißsimulation, genauso wenig warum man nicht mit Perceptual Intent separiert sondern mit RelCol und BPC).
- Ich habe mir das skin_and_gray-Bild in den Schwarz-Separationen im Vergleich angesehen und keinen nennenswerten Unterschied festgestellt, vor allem keine Abrisse in PrintOpen.
Ich meine, wir sollten hier nicht zu sehr auf die Photoshop-Darstellungen schauen sondern Drucken. Unsere internen Druckversuche im Frühjahr/Sommer (mit dem Vorläufer der FOGRA39, die auch im DnS verwendet wurde) zeigten mit den dabei verwendeten Motiven keine Probleme.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Günter Bestmann
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Dr. Günter Bestmann
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