Hallo Herr Belz,
vielen Dank für die ausführlichen Darlegungen!
Ich möchte Ihnen nicht nur mit der pauschalen Mail gerade eben
antworten, sondern noch auf ein paar Details im Text eingehen:
Belz, Harry (bvdm) schrieb:
Hallo Herr Dr. Hoffstadt,
der Aussage von Herrn Dr. Dolezalek kann ich nur beipflichten. Der in diesem
Jahr neu erscheinende ProzessStandard Offsetdruck wird diese Empfehlung
beibehalten: Wird von einem veredelten Druckprodukt höchste Qualität
erwartet, empfiehlt es sich einen veredelten Andruck zu erzeugen. Außerdem
benötigt der Drucker natürlich einen unveredelten Andruck (oder auch Proof),
der den Standard-Vorgaben entsprechen muss.
Ja, und wir arbeiten darauf hin, dass der veredelte Andruck auch ein
Proof sein kann, der die Veredelung simuliert und dazu auf geeignetem
Material (passend glänzend/matt) gedruckt sein muss.
Im letzten Treffen hatte wir dazu schon recht überzeugende Proofs
begutachtet, manche kaschiert (optimale optische Übereinstimmung),
manche nicht (aber trotzdem akzeptabel, selbst für Mattfolie).
Nach der hier geführten Diskussion sehe ich die
Gefahr, dass wir beim Thema
Veredelung wieder in eine alte Vorgehensweise verfallen: Die Vorstufe macht
ein schönes Proof und die Druckerei muss dann sehen, wie sie damit klar
kommt. Außerdem ist bei weitem nicht jede Druckerei technisch in der Lage
eine solche Kompensation überhaupt durchzuführen (Stichwort Device-Link).
Richtig, wobei eine Kompensation, wenn sie denn stattfinden müsste,
auch der Agentur/Repro die gleichen technischen Probleme bereiten
würde, und die Investition in z.B. einen Color Server für die
Druckereien aus verschiedenen Gründen sinnvoller wäre als für
die Agenturen/Repros.
Wir weisen auch immer wieder darauf hin, dass die
CtP-Kennlinie nicht als
Instrument für alle möglichen Korrekturen herhalten sollte, da dies durchaus
mit Problemen verbunden sein kann. Und wenn durch eine
Mattlackierung/Mattfolienkaschierung die Brillanz der Drucke leidet, nützt
auch die Kennlinienanpassung im Bebilderer nichts.
Sie haben völlig Recht. CtP-Kurven sind nur im Fall der Glanzveredelung
ein ausreichendes Mittel zum Zweck.
Die Vorstufe muss doch das Aussehen des veredelten
Produktes ohnehin
simulieren; sie will ja wissen, was am Ende herauskommt, und der Kunde will
es auch wissen. Die Daten müssen also bereits in der Vorstufe so beschaffen
sein, dass das gewünschte Ergebnis hinterher auch erreicht werden kann. Wozu
also das "Kompensieren" in die Druckerei verlagern?
Das ist meines Erachtens das beste Argument dafür, beide Proofs in
der Vorstufe zu erzeugen und die Druckereien unkompensiert drucken
zu lassen. Der Aufwand ist sowieso da, sofern der Kunde es wirklich
wissen will (und für den Endprodukt-Proof zahlt).
Ansonsten kann die Repro schnell per Softproof kontrollieren, ob
etwas Katastrophales geschehen würde, und den Auftraggeber immer
noch warnen und damit ihre Qualifikation als zuverlässiger Partner
mit fundiertem Wissen beweisen.
Die Schwierigkeit scheint mir eher darin zu liegen,
die Auswirkungen der
Veredelung auf das Druckbild richtig einzuschätzen und die entsprechende
Druckbedingung korrekt zu charakterisieren (zumal angesichts der Fülle von
Lacken/Kaschierfolien). Das Thema Blickwinkelabhängigkeit scheint mir hier
zum Beispiel noch gar nicht gelöst zu sein. Ich bin diesbezüglich sehr
gespannt auf die Ergebnisse des laufenden Fogra-Projektes.
Hier bin ich optimistischer. Die Fülle engt sich für mich ein auf
die deutlich farbverändernde UV-Lackierung und Folienkaschierung,
die so ähnlich sind, dass je ein Glanz- und Mattprofil reichen
müsste, und die v.a. anmutungsverändernden Dispersionslacke sowie
vielleicht noch die tw. leicht gelblichen, instabilen Drucklacke.
Die Blickwinkelabhängigkeit ist nach dem letzten Versuch eher ein
Ärgernis, dass die Beurteilung von Proof und veredeltem Druck
erschwert, aber in dem Sinne "gelöst" werden kann, dass ein
ähnlicher Glanz- oder Mattefekt auf dem Proof ausreicht.
Mein Credo: Es sollte zunächst versucht werden, die
Veränderungen, die eine
Veredelung bei einem standardisiert erzeugten Druck bewirkt, klar zu
beschreiben (was m.E. alles andere als trivial ist). Diese müssen dann auf
den bei standardisierter Produktion üblichen Wegen antizipiert werden, d.h.
im Farbmanagement der Medienvorstufe. Alles andere wäre ein Rückfall in die
"Lithografie an der Druckmaschine (oder etwas weiter gefasst: auf die
Ausgabeseite)", wo derartige Farbanpassungen nicht hingehören.
So in etwa dachte ich mir das früher auch. Die jetzt aufgekommene
"Kompensation in der Druckerei" war für mich ein Ergebnis der
Diskussionen zur Umsetzung im Workflow beim Treffen im Sommer.
Ich wollte in dem betreffenden Punkt im Vortrag als Sprachrohr
der Druckereien dienen und hatte mich nach und nach auf den für
alle möglicherweise leichter realisierbaren Ansatz eingelassen,
nicht all die vielen Zulieferer aufklären zu müssen, sondern
"nur" die Druckereien, die dann das bestmögliche Ergebnis zum
Standardproof liefern. Nun stellt sich heraus, dass die
Druckereien doch nicht so denken, und darüber sind wir ganz
glücklich, denke ich...
... nur dumm, dass das internationale Publikum beim ersten Hören
des Themas eine falsche Botschaft aus dem Vortrag mitgenommen hat.
Ich weiß nicht, was ich noch hätte tun können, um das zu vermeiden.
Viele Grüße
Hanno Hoffstadt
Freundliche Grüße
Harry Belz
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