Hiermit sende ich die Mail vom 7.10. erneut.
Weitere, wesentlich aktuellere Neuigkeiten
streue ich so ** ein...
Vor zwei Monaten hatte mich Frau Hartwig besucht
und ihre Drucke der Testform dabei, die bei der
Firma Achilles angefertigt wurden.
** Frau Hartwig hat letzte Woche ihre Arbeit
** an der Hochschule der Medien verteidigt,
** ich war dort und war sehr beeindruckt.
** Im Namen des Arbeitskreises gratuliere
** ich nochmal zum Diplom!
Wir haben unter anderem von ihren Messdaten
ICC-Profile erzeugt. Um den Effekt der Veredelung
einfach untersuchen zu können, bin ich auf den
Gedanken gekommen, farbmetrische DeviceLink-Profile
vom unveredelten Profil zum veredelten zu erstellen
und dann die CMYK->CMYK-Tabelle anzuschauen
(z. B. auf dem Mac mit dem ColorSync Dienstprogramm).
Daran kann man ablesen, ob die Korrekturen
eher pro Farbkanal stattfinden, oder ob eine
merkliche Wechselwirkung beim Zusammendruck mehrerer
Farben vorliegt. Anbei beispielhafte Bildschirmfotos:
unveredelt_nach_glanz_cyan.pdf
zeigt, dass die rein aus Cyan aufgebauten Farben
bei einer farbmetrischen Umrechnung auf Glanzfolie
reduziert werden müssen (z. B. hier 50% auf 42.6%).
un_nach_glanz_cyan+gelb.pdf
zeigt jetzt wieder den Cyan-Keil von 0 bis 100%,
aber zusammen mit allen möglichen Gelb-Kombinationen.
Die Reduzierung der Cyan-Werte hängt fast gar nicht
vom Gelb-Wert ab - hier liegen 17 Kurven für die
Gelb-Werte 0 - 6,25 - 12,5 - ... - 100% übereinander!
Der Einfluss von Magenta auf die Cyan-Reduzierung
ist allerdings etwas größer. Jedenfalls ist das
eine Möglichkeit, diese Interaktion zwischen Farben
bequem zu visualisieren.
Frau Hartwig hat mir außerdem einige unveredelte
Bögen zur Verfügung gestellt. Diese habe ich einzeln
vermessen (Spectroscan). Letzte Woche hat dann
Herr Jung von der Firma Nickert - vielen Dank! -
diese Bögen als Auflieger mit Matt- bzw. Glanzfolie
kaschieren lassen, danach habe ich wieder gemessen.
Als erstes habe ich mir das Vorhersage-Target auf
der Testform vorgenommen und nach den Zwei-Farben-
Kombinationen ausgewertet. Auch hier beispielhafte
Diagramme anbei.
vorhersage_glanz.pdf
zeigt alle möglichen Zweifarben-Kombinationen.
Die schwarzen Kreise sind die Felder auf dem
veredelten Bogen (Tonwert-Kombinationen von
0-7-10-40-70-100%). Gesucht werden die Tonwerte
auf dem unveredelten Bogen, die die gleiche
(relativ farbmetrische) Farbigkeit haben.
Z. B. erwarten wir durch die Veredelung eine
Tonwertzunahme von grob 7% im Mittelton (s.o.),
also sollte ein 40% Cyan veredelt etwa so
aussehen wie ein 47% Cyan unveredelt.
Die Suche dieser Tonwerte war möglich durch
die Hilfsfelder auf dem Target, die hier als
grau gestricheltes Gitter eingezeichnet sind.
Beispiel: da wir etwa 6% Zunahme erwartet
hatten, habe ich die Stufen 40-46-52 in
Kombinationen auf das Target gesetzt. Jetzt
kann ich in diesen (gleichabständigen) Feldern
linear interpolieren, wie z.B. ein 49% Cyan
aussehen würde.
Das Ergebnis der Suche wird als Pfeil
dargestellt. Nicht immer wird dabei ein
Delta E = 0 zum veredelten Farbwert erreicht,
siehe Pfeilfarbe und Legende. Weil hier zwei
Bögen jeweils vor und nach Veredelung
dargestellt werden, sieht man zwei Pfeile
(normalerweise dicht beieinander).
Wäre keine Interaktion zwischen zwei Druckfarben
vorhanden, so wären die x-Anteile der Pfeile
unabhängig vom y-Wert und umgekehrt.
Beispiel Seite 2: Cyan (x) gegen Gelb (y).
Das veredelte Feld 40C 0Y entspricht
farbmetrisch etwa unveredelt 49C 0Y
(gelber horizontaler Pfeil über der
Achsenbeschriftung "Cyan") bis auf Delta E < 1
(weil gelb). Bei höherem Gelbanteil sinkt die
Cyan-Zunahme von 9% auf 7%. Ganz oben ist
40C 100Y und der Pfeil zeigt auf 47C 100Y
(direkt unter dem Schrägstrich im Titel
zwischen "Target / Effekt"). Die vertikal
übereinander liegenden Pfeile für alle
40C-haltigen Felder sind in x-Richtung
kürzer geworden, das zeigt den Einfluss
des Gelb auf die Cyan-Zunahme.
Ähnlich nimmt die Gelb-Zunahme von 8% ohne
Cyan auf 5% bei Gegenwart von 100% Cyan ab,
die horizontal nebeneinander liegenden Pfeile
zu den 40Y-Feldern werden in y-Richtung kürzer.
Auf diese Weise können Sie die sechs Diagramme
ansehen und die Größenordnung der Interaktion
ablesen. Das sind natürlich nur zwei Bögen
mit jeweils gemittelten Messwerten aus zwei
Messungen. Für Statistik reicht das noch nicht.
Aber es zeigt, dass dieses Vorhersage-Target
so funktioniert, und dass die Maschen der
grau gestrichelten Interpolationsfelder eine
gute Größe haben.
Jetzt brauchen wir einen etwas größer
angelegten Druckversuch mit der Testform.
** Bei Clausen & Bosse könnte es im Februar
** mit einem Andruck klappen.
** Durch Frau Hartwigs Arbeit hat sich gezeigt,
** das die zehn großen Farbflächen sich zu wenig
** verändern. Sie müssen vor einem Testdruck auf
** jeden Fall noch ausgetauscht werden.
** Bei den Bildern waren wir auch nicht ganz
** glücklich - sie werden vor allem voller,
** aber "katastrophale" Farbverschiebungen
** sind nicht zu bemerken. - Wenn jemand aus
** leidvoller Erfahrung kritischeres Material
** beisteuern könnte, WÄRE DAS GUT!
** Ich werde nächste Woche die Form überarbeiten.
Über Kommentare oder Fragen würde ich mich
freuen.
Viele Grüße
Hanno Hoffstadt
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