Hallo Herr Kleinheider,

 

„heißt es somit, dass man auf der Rolle weiterhin nach den „alten“ Zielwerten arbeiten soll?“ – Antwort à la Radio Eriwan: „Im Prinzip ja, aber ...“ J Ich möchte das für alle Mitleser etwas ausführlicher als vielleicht nötig beantworten, auch um auf das Wording in den neuen bvdm-Standards hinzuweisen.

 

Die neuen Standard-Druckbedingungen ISO 12647-2:2013 wurden bekanntlich nur für die beiden wichtigsten Papiere umgesetzt: 1 (mehrfach gestrichen, mäßig aufgehellt, wb, M1, TVI 2013-A = 50% +16%) und 5 (holzfrei ungestrichen weiß, stark aufgehellt, wb, M1, TVI 2013-C = 50% +22%). Im Einklang mit der ISO wurde die 5 als eigenständige Druckbedingung umgesetzt, die der bvdm in PSO-Revision 2016, MSD 2016 und ATS2+ 2016 als „5+“ kommuniziert und sowohl für Bogenoffset- als auch für Heatset-Papiere als gültig beschreibt.

 

Natürlich sind Papiere nach 1 und 5 bzw. 5+ im Bogen- und Rollenoffset nicht ganz dasselbe, weshalb die WOWG auch hier noch mal nachschaut, inwieweit WFC, HWC und MWC bzw. WFU Bogen/Rolle tatsächlich in einen Topf geworfen werden können. Die Priorität liegt zunächst jedoch auf denjenigen Druckbedingungen, die Ende September 2015 nicht mit einem neuen M1-basierten ECI-Profil bedacht wurden und hierbei die größten Marktanteile haben. Dazu werden konkrete markttypische Papierproben gesammelt und nach M1-CIELAB-Färbung, CIE Brightness und Aufhellungsgrad gruppiert.

 

So entsteht eine Entscheidungsgrundlage, ob und inwieweit die alten M0-basierten Profile mit TVI bei 40% durch noch zu erstellende M1-basierte Profile mit TVI bei 50% abgelöst werden müssen und welche Papiere wo einzusortieren sind. Dabei muss entschieden werden, ob M1-CharData lediglich aus M0 heraus modifiziert oder praktisch gemessen werden müssen, um daraus neue Profile zu errechnen. Der Inhalt des anhängigen Amendment 1 zur ISO 12647-2:2013 ist ja nicht nur, dass die Diskrepanz zwischen pauschal verwendeten ISO-M0-Sollwerten, die eben nicht die markttypischen Papiere widerspiegeln, und praxissicheren M1-Fogra-CharData bzw. ECI-Profilen für eine Vielzahl von Bogen- und Heatset-Papieren ausgeräumt wird. Hinzu kommt auch, dass der Messmodus M1 nunmehr verbindlich anzuwenden ist. Dies hat indirekt die Konsequenz, dass alle neuen Profile – also auch für gering oder nicht aufgehellte Papiere – auf M1-CharData basieren müss(t)en.

 

Vor diesem Hintergrund ist es durchaus nicht unwahrscheinlich, dass einige bewährte Profile mit ihren Sollwerten und TVI-Kurven über die derzeitige Übergangsphase hinaus (also 2017+) ihre Gültigkeit behalten werden. Das träfe vor allem auf die Papiere zu, die gering oder gar nicht aufgehellt sind und so gut wie keinen Unterschied zwischen M0- und M1-Werten aufweisen. Selbst bei mäßig aufgehellten Papieren weichen die M0- und M1-basierten CharData nicht so heftig voneinander ab, dass die Welt untergehen würde; Sie werden bestätigen, dass Fogra39 und Fogra51 ziemlich eng beieinander liegende Druckresultate ergeben.

 

Eine konsequente Umstellung der gesamten Wertschöpfungskette auf die Berücksichtigung der Aufheller im Betrachtungslicht nach ISO 3664:2009 D50 UV und im Messlicht nach ISO 13655:2009 M1 wird zumindest dort zu empfehlen, wo stark und mäßig aufgehellte Papiere verarbeitet werden, sofern die neuen ECI-Profile auf die Papiere anwendbar sind. Auf wen das nicht zutrifft (einige Heatset-Druckereien und generell der Coldset), der kann weiterhin sicher mit den M0-basierten Profilen arbeiten. Wer die ganze Entwicklung ignoriert oder die Umstellung länger aufschiebt, schießt sich in Sachen künftiger Wettbewerbsfähigkeit selbst ins Knie.

 

Glücklicherweise ziehen auch die Messgerätehersteller mit. M1 ist ja seit der Drupa 2012 Stand der Technik bei den handgeführten und automatisierten Spektraldensitometern. Seit der Drupa 2016 ist M1 auch in den elektromotorisch scannenden Messköpfen von Techkon (SpectroDrive und somit bald ebenfalls in KBA ErgoTronic ColorDrive und ErgoTronic ColorControl) implementiert. Damit schließt sich die Lücke im Drucksaal, endlich den gesamtem Druckkontrollstreifen unter M1-Modus scannen zu können – egal, ob für die Fortdrucksteuerung oder nur die Referenzierung der teuren Inline-Messtechnik, die nach wie vor M0 bleibt.

 

Beste Grüße

 

Dieter Kleeberg

Referent Technik + Forschung

 

 

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Von: eci-bounces@lists.callassoftware.com [mailto:eci-bounces@lists.callassoftware.com] Im Auftrag von Peter Kleinheider
Gesendet: Montag, 11. Juli 2016 14:57
An: eci@lists.callassoftware.com
Betreff: Re: [ECI] Medienstandard Druck 2016 ?

 

Danke für die Info Hr. Kleeberg,

 

heißt es somit, dass man auf der Rolle weiterhin nach den „alten“ Zielwerten arbeiten soll?

 

Am 11.07.2016 um 14:45 schrieb Jan-Peter Homann <homann@colormanagement.de>:

 

Für die in der WOWG derzeit diskutierten Heatset-Druckbedingungen, alle mit überschaubarer Aufhellung, besteht die in MSD und PSO-Revision 2016 vorgeschlagene Möglichkeit, bis auf weiteres mit bewährten Einstellungen und Profilen zu produzieren, da die zu erwartenden M0/M1-Unterschiede nicht so gravierend ausfallen dürften.

Beste Grüße

 

Dieter Kleeberg

Referent Technik + Forschung

 

Gru:ße | kind regards

Peter Kleinheider