Lieber Herr Nägele,
 
Zu Ihren unten stehenden Fragen einige grundsätzliche Geanken die gerne übersehen werden und bisher zu gerne übersehen wurden:
 
Erst zur zweiten Frage der Simulation nach BestRef6.icc.
1. Die Simulation MUSS immer der Druckbedingung entsprechen sonst klappt es keinenfalls! Das geht also in der Kombination BestRef6.icc beim Proof und Druck nach Isocoated nicht!
2. Die Kollegen haben richtig geantwortet das BestRef6.icc kein anerkannter Standard ist. Jedoch lässt auch ein Norm wie die ISO, Hausstandards zu, denn sie ist kein Gesetz! Wenn beide Partner vereinbaren, wir arbeiten nach BestRef6 in Proof und Druck da ist dies eben zum rechtlich vereinbarten Maßstab geworden.
 
Zur Papierweißsimulation:
Das Thema ist etwas komplizierter als man denkt denn:
 
1. ISOcoated.icc wurde auf bläulichem Papier gedruckt!!! Denn der Weißpunkt ist nicht neutral sondern bei b* -3,4!!!
2. Dies wirkt sich nicht nur im Papierweiß aus, sondern bis in die 3/4-Töne (Grau und Farbe) deutlichst. Mann muss nur mal die Grey-Strips der ECI ansehen was dort in den L*a*b*-Werten steht! Im 50%-Grau-Wert noch genauso viel wie im Papierweiß!
3. Die Ursache sind optische Aufheller die wir messen aber nicht sehen.
4. Das Gleiche gilt nun auch für das Proofpapier! Wenn man hier abweicht entstehen z.T. Erhebliche Diferenzen. Beim Digitalproof Forum  haben wir deshalb eine messtechnische- und eine optisch Auswertung mt zwei entsprechenden Proofs gemacht. Und der Unterschied war deutlich sichtbar!
5. Messgeräte haben beim Messen vom Papierweiß z.T. Erhebliche Unterschiede bis zu Delta-E 2,5. Im Farbbereich auf Kacheln gemessen aber meist nur unter Delta-E 0,5!
6. Die Summe ist also das Ergebnis das wir dann als Unterschied zwischen gemessen und optisch haben: Mal besser mal extrem abweichend!
7. Die optischen Aufheller beeinflussen auch die L*a*b* Messung im Druck nicht unerheblich in den Volltönen von Cyan und Magenta wie es Tests nachweisen. So ergeben sich zwischen zwei Papieren bei fast gleichem L*a*b* Messergebnis (in der Toleranz) optisch deutlich sichtbare Unterschiede. Somit haben wir Dann auch eine veränderte Tonwertzunahme.
 
Ich selbst (und viele Betriebe!) habe(n) gute Erfahrungen gemacht mit dem Edit des ISOcoated (heute ISOcoatedV2) zu neutralem Papierweiß bei optischen Aufhellern, oder grauem (oder auch gelblichem) Papier zu diesem. Der Unterschied Messen/Sehen war nur noch sehr gering!! Vorsicht! Das Editieren kan sehr gefählich sein, wenn man es nicht richtig macht und sehr viel Farbe verschieben.
 
Bei der Diskussion um Fogra39 im letzten Jahr (September) war man nicht bereit ein neutralles Profil (a*0; b*0) in den Markt zu bringen, obwohl ich in allen Fällen ein besseres Ergebnis damit vorweisen konnte. Ursache: Ich hatte die Kollegen wohl zu sehr überrascht mit meiner Technik und sie hatten selbst noch keinerlei Erfahrung damit. Auch waren die Proofsystemhersteller und Papierlieferanten bereits auf das neue ISOcoatedV2 mit den Papieren (b* -2) eingespielt. Die Fogra sicherte mir jedoch zu, einen Bereich auf Ihrer Website zu machen wo ein solches Profil und die Messwerte zu Testzwecken bereitgstellt werden. Ich wünsche damit viel Erfolg den schon viele Unternehmen mit meinem "alten ISOcoated" Profil hatten: Der sehr viel geringere Unterschied zwischen Messergebnis und optischer Betrachtung (unter Normlicht!!!).
 
Hier ist also ein Ansatz um diese Probleme zu lösen. Nicht 100%, aber so weit, das man optisch damit leben kann. Die 100%ige messtechnische Lösung ist laut Messgerätehersteller in weiter Ferne!
 
Fazit: Nicht blind nach der Norm messen und glauben! Das wurde bisher (leider) auch von "verantwortlicher Stelle" gemacht. Messwerte (alle!) ansehen (Papierweiß) und nachdenken was da wirklich vor sich geht. Wir bieten zu diesem Thema auch Workshops in den Betrieben an.
 
Freundliche Grüße aus Ostfildern
 
Bernd-Olaf Fiebrandt
Leiter der Abteilung Technik
Verband Druck und Medien in Baden-Württemberg e.V.
Zeppelinstr. 39
73760 Ostfildern
Tel. 0711-45044-30
E-Mail: o.fiebrandt@verband-druck-bw.de
 
 
>Date: Fri, 16 Feb 2007 14:39:26 +0100
>From: Daniel N ä gele <dani.naegele@web.de>
>Subject: [ECI] Kleines Proofproblem
>To: "eci@lists.callassoftware.com" <eci@lists.callassoftware.com>
>Message-ID: <C1FB729E.34FF%dani.naegele@web.de>
>Content-Type: text/plain; charset="ISO-8859-1"
 
>Hallo zusammen,
 
>Habe gerade einen Knoten im Hirn.
>Kunde liefert Daten und Proof mit Isocoated.
>Gedruckt wird nach Fogra 27 L aber mit einem relativ grauen Papier.
>Um einen vorhersehbaren Proof zu machen habe ich beim Proofprofil das
>Papierweiß auf das Papiergrau eingestellt.
 
>Jetzt will aber Kunde dass Druck nacher (und somit auch unser Proof) so
>Aussehen wie sein Proof.
 
>Kann ich das durch eine Divice-link konvertierung in Acrobat lösen?
>Oder muss der Kunde einfach mit der Farabweichung des anderen Papierweißes
>Leben?
 
>Vielen Dank für Hirnanstöße
 
 
>Daniel Nägele
 
>Message: 3
>Date: Fri, 16 Feb 2007 17:19:16 +0100
>From: Daniel N ä gele <dani.naegele@web.de>
>Subject: Re: [ECI] Kleines Proofproblem
>Content-Type: text/plain; charset="ISO-8859-1"
 
>Danke für die Antwort.
 
>Es schließen sich weitere Fragen an:
>Agentur druckt ein CMYK als Proof, simuliert wird BestRef6.icc.
>Dieses Proof gefällt dem Endkunden ist nun Referenz.
 
>Wir bekommen nun das CMYK drucken aber nach ISO-Coated.
>Kann ich das CMYK so manipulieren, dass es nach Druck (ISO-Coated) wieder so
>Aussieht wie der "falsche" Proof, den der Endkunde als Referenz hat?
 
>Falls ja, wie?
 
>Daniel Nägele