Gut, dass Sie nachfragen. Dann ist noch nicht alles klar:

Jetzt muss ich das erst mal verdauen. Ganz klar
ist es immer noch nicht. Ich habe es jetzt so
verstanden, das der Output Intent  das Zielprofil
für die Ausgabedatei ist.
Die Daten sind aber doch schon mit diesem Profil
konvertiert?

Das ist nicht notwendigerweise so. PDF/X-3-Dateien sind eigentlich vor allem für die medienneutrale Produktion gedacht. Eine vom Farbumfang druckverfahrensneutral angelegte Datei kann natürlich auch im CMYK-Modus vorliegen und man kann diese in PDF/X-3 transportieren. Der Output Intent ist NICHT per Definition das Farbprofil, dass zur Generierung dieses CMYK verwendet wurde! Es ist normalerweise das Farbprofil, daß vom Sender zur VISUALISIERUNG der nächsten Transformation an anderer Stelle verwendet wurde. Stellen Sie sich beispielsweise eine Anzeigendatei vor, die von der Agentur im Tiefdruckreferenzfarbraum PSR produziert wurde und unter anderem auch in einem im Rollenoffset produzierten Magazin erscheinen soll. Der Rollendrucker bekommt eine PDF/X-3-Datei im CMYK-Modus, die für den Referenzfarbraum Tiefdruck (PSR) aufbereitet wurde. Dann muss der Rollendrucker vor Ort natürlich eine CMYK2CMYK-Farbtransformation von PSR zu seiner eigenen Druckbedingung durchführen. Das zur Herstellung der PDF/X-3-Datei in diesem Beispiel verwendete Farbprofil wäre dann beispielsweise "PSRgravureLWC" und der Output Intent das Profil, das bei der Abstimmung mit dem Kunden zur Visualisierung in der Agentur gedient hat. Der Rollenoffsetdrucker nimmt nun die PDF/X-3-Datei und prooft sie vor Ort mit dem eingebetteten Output Intent. Jetzt sieht er das Ergebnis, das bei der Abstimmung der Agentur mit dem Kunden in Anwendung war. Dann folgt die Farbtransformation vom PSR zum CMYK der Rollendruckerei. In einem zweiten Proof kann der Drucker vor Ort dann sicherstellen, dass sein Ergebnis hoffentlich gut genug mit dem bei der Agenturabmusterung übereinstimmt.

So war der Output Intent ursprünglich gedacht. In den frühen ECI-Jahren haben wir die sogenannten "ECI-Richtlinien für medienneutrale Farbverarbeitung" formuliert, um diese z.T. recht komplizierten Arbeitsabläufe aufzuschreiben.

Natürlich kann man mit dem Output Intent auch anders umgehen, aber das setzt ein gemeinsames Verständnis des Workflows auf allen Seiten der Kommunikations- und Workflowkette voraus. In diesem Fall kann man den Output Intent schlicht als "Profil-Container" einsetzen. Es ist vielleicht auch eine gute Idee in solchen Fällen einen versierten Color-Management-Berater hinzuzuziehen, um einen reibungsosen, individuelen Arbeitsablauf zu gestalten. Vielleicht sollten wir auch mal an der Uni Wuppertal einen Seminartag zu solchen Fragen anbieten.


Warum soll es denn nocheinmal mit diesem Profil
umgesetzt werden? Bei der Konvertierung aus
Indesign in PDF/X-3 habe ich doch schon alle
Bilder in dieses Zielprofil konvertiert.
Oder ist es nur ein Hinweis für den Empfaenger -
keine weitere Konvertierung mehr vorzunehmen?

Ich verstehe das eine eciRGB-Datei mit "FOGRA39"
umgesetzt, ein anderes Druckergebnis bringt als
eine AdobeRGB-Datei mit "FOGRA39". Jedoch
bestimmt das  "Output Intent" kein RGB Profil?

Da haben Sie mich falsch verstanden und ich möchte wetten, dass sehr viele Praktiker an dieser Stelle auch ein falsches Verständnis haben. Die Charakterisierungsdaten FOGRA39 sind eine eindeutige Beschreibung einer Druckbedingung. Mehrdeutig wird die Beschreibung einer Druckbedingung erst bei der Herstellung eines Farbprofils. Wenn Sie von FOGRA39 mit einem Tool von Heidelberg ein Farbprofil generieren werden die späteren Transformationsergbenisse von und zu FOGRA39 unter Umständen erheblich anders aussehen als wenn Sie dazu beispielsweise Tools von Adobe oder X-Rite verwenden. Genau aus diesem Grund hat die ECI auch stets die Charakterisierungsdaten (z.B. FOGRA39) und NICHT die Farbprofile (z.B. ISOcoatedv2) zur Referenz erklärt.

Die Color-Management-Welt wird durch diese Mehrdeutigkeiten leider nicht einfacher, aber das ICC weigert sich bis heute an diesen Stellen nachzubessern. Es ginge auch noch sehr viel einfacher, aber dazu müßte die ICC-Architektur grundsätzlich überarbeitet werden. Wir arbeiten derzeit an meinem Lehrstuhl an einem solchen Vorschlag.

Gruss,
Stefan Brües
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Prof. Dr. Stefan Brües
University of Wuppertal
Fachbereich E - Advanced Communication Systems Laboratory
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